Gedenkort Euthanasie Hall
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Bildung

DERLA: Erinnern an den Nationalsozialismus

Ein neues Medium macht die Orte des nationalsozialistischen Terrors und die Erinnerungsorte und -zeichen in Tirol sichtbar. DERLA steht für Digitale Erinnerungslandschaft. Inhaltlich zeichnet der Historiker Horst Schreiber mit seinem Team dafür verantwortlich.

Nach der Steiermark und Vorarlberg bekommt nun auch Tirol einen „Erinnerungsraum“. Die Arbeit Schreibers in Zusammenarbeit mit dem Team von Erinnern.at und der Pädagogischen Hochschule Tirol mit Irmgard Bibermann, Christian Mathies und Selina Mittermeier fußt auf den Fragen „Was ist passiert?“, „An wen wird wie erinnert?“ und „Welche Geschichte hat das Erinnerungszeichen?“.

DERLA Karte
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Mit einem Klick kann die auch in Tirol durch den Nationalsozialismus belastete Geschichte nachgelesen und nachgeschaut werden

Angebot insbesondere für junge Menschen

„Zielgruppe des Projekts ist die politisch-historisch interessierte Öffentlichkeit, insbesondere Schülerinnen und Schüler sowie Jugendliche“, sagte der Zeitgeschichtler und Hochschulprofessor der Universität Innsbruck Horst Schreiber am Montag: „Das Besondere im Tirol-Teil von DERLA sind kurze Lehrvideos und Podcasts über Tirolerinnen und Tiroler, die im Widerstand aktiv waren oder Opfer des NS-Terrors wurden.“ Auch für Volksschulen gebe es ein Angebot.

DERLA zu Adele Stürzl
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DERLA verweist auf den Kufsteiner Straßennamen in Erinnerung an die kommunistische Widerstandskämpferin Adele Stürzl

Kritische Auseinandersetzung

Hauptziel des Projekts sei es, der Öffentlichkeit eine digitale Plattform zu bieten, die über den Nationalsozialismus und die Erinnerungskultur informiert, eine kritische Auseinandersetzung anregt und der Opfer gedenkt, so die Projektverantwortlichen, die die „Tirol-Karte“ am Montag Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) und Bildungslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) in Innsbruck präsentierten. Die Website wurde von Erinnern.at, dem Centrum für Jüdische Studien und dem Zentrum für Informationsmodellierung (beide Karl-Franzens-Universität Graz) entwickelt.

DERLA soll in Unterricht einfließen

„Der schulische Besuch von lokalen Gedenkorten ist pädagogisch besonders wertvoll und wird von DERLA niederschwellig ermöglicht. Somit kann in Verbindung mit Schulexkursionen eine lebendige Erinnerungskultur noch stärker in den Unterricht integriert werden“, sagte Polaschek.

„Die vergangenen Jahrzehnte haben die Gräueltaten des Nationalsozialismus in der Gesellschaft verblassen lassen“, meinte Mattle: „Gerade den jüngsten Generationen ist das schreckliche Ausmaß der Geschehnisse oftmals nicht mehr bewusst. Deshalb ist es mir ein Herzensanliegen, nachkommende Generationen zu erreichen – sie aufzuklären darüber, was passiert ist, aber auf Augenhöhe.“ Hagele zeigte sich überzeugt, dass über digitale Medien mehr Menschen erreicht werden können: „Besonders hervorzuheben ist das Vermittlungsportal, in dem Lehrpersonen auf kind- und jugendgerecht aufbereitete Materialien zugreifen können, die speziell für den Schulunterricht konzipiert sind.“

In Wort und Bild sichtbar gemacht

In DERLA werden Erinnerungsorte an die Opfer und den Terror des Nationalsozialismus bis 2023 in Wort und Bild beschrieben und sichtbar gemacht. Die jeweiligen Orte können auf einer Landschaft angeklickt werden und jedes Zeichen, jeder Ort wird mit zumindest zwei Fotografien dokumentiert.

Im Bereich „Wege der Erinnerung“ können sich Interessierte über kuratierte Routen zu verschiedenen Themen auf eine Reise in die Vergangenheit begeben. Im „Archiv der Namen“ sind Kurzbiografien all jener Menschen aus Tirol, der Steiermark, Vorarlberg und Kärnten hinterlegt, die auf Erinnerungszeichen genannt werden oder an die erinnert werden soll.