Ein Gefahrenschild mit der Aufschrift „Stop- Lawinengefahr“
APA/JAKOB GRUBER
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Chronik

Bergrettung: Diskussion um Skitouren-Stopp

Der Chef der Osttiroler Bergrettung fordert bei Lawinengefahrenstufe 4 einen generellen Stopp für Skitouren und Variantenfahrten. Der Landesleiter der Tiroler Bergrettung Hermann Spiegl vertritt eine andere Meinung und betont Eigenverantwortung und Hausverstand.

Spiegl sagte gegenüber dem ORF Tirol, er respektiere die Meinung seines Osttiroler Kollegen, hält aber einen weiteren Eingriff im alpinen oder freien Gelände für „kontraproduktiv“. Man wolle den Leuten eine Sicherheit vermitteln, die nicht dem entspricht, was sie wirklich vorfinden. Eigenverantwortung und Hausverstand seien „unheimlich groß gefragt“, sobald es in das alpine Gelände gehe, denn es lasse sich nicht alles ganz genau auf lokale Verhältnisse umlegen.

Stellungnahme der Bergrettung

Am Freitag hieß es dazu in einer Aussendung der Bergrettung, als demokratische parteilose Rettungsorganisation, die in einem Verein organisiert ist, bleibe es jedem Mitglied offen, seine eigene Meinung dazu zu haben. „Als Organisation wird aber davon Abstand genommen, Forderungen für rechtliche Änderungen zu erheben. Die Warnhinweise seitens Lawinenwarndienst, Wetterdienste und die Möglichkeit, sich dazu auch lokal zu informieren, sind aus Sicht der Bergrettung sehr gut und kompetent aufbereitet.“

Für Ladstätter steht bei Stufe 4 die Ampel auf Rot

Bisher wird geraten, sich nur mit viel Erfahrung ins freie Gelände zu wagen. Die vielen Lawinentoten im heurigen Jahr zeigen für Peter Ladstätter deutlich: Bei Lawinenwarnstufe 4 sollte es in Zukunft einen generellen Stopp für Skifahrer im freien Gelände geben. „Ich fordere, dass bei Lawinenwarnstufe 4 keine Skitouren unternommen werden und keine Varianten gefahren werden. Ganz klar: Bei Lawinenwarnstufe 4 steht die Ampel auf Rot und dann ist der gesicherte Skiraum nicht zu verlassen“.

Etwa zwei Prozent der Zeit betroffen

Das Europäische Lawinenwarnsystem sei 30 Jahre alt. Mittlerweile würden sich weit mehr Menschen im alpinen Gelände bewegen. Da sei es ratsam, über die Verschärfung nachzudenken, so der Chef der Osttiroler Bergrettung Peter Ladstätter. Diese Lawinenwarnstufe werde meist nach großen Schneefällen ausgerufen, das betrifft im Winter etwa zwei Prozent der Skitage. „Also die zwei, drei Tage zu verzichten, das muss drinnen sein. Ein Leben ist unbezahlbar“.

Auch Experten dürfen nicht ins freie Gelände

Das allerdings heißt auch für Spezialisten im Sinne der Vorbildwirkung Stopp bei Lawinenwarnstufe 4, so Peter Ladstätter. „Wenn die Ampel auf rot steht, ist ganz klar halt. Um künftig so viele traurige Ereignisse zu vermeiden, denke ich, ist das der einzige tatsächlich gangbare Weg“. Peter Ladstätter fordert alle alpinkompetenten Organisationen zu einer breiten Diskussion über die Lawinenwarnstufe 4 auf.