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Chronik

Sorge um geringe Zahl an Jusstudenten

Der Präsident des Oberlandesgerichts Innsbruck Wigbert Zimmermann hat seine Sorge um den Justiz-Nachwuchs geäußert. In den letzten Jahren nahm die Zahl der Studierenden um ein Drittel ab. Um den Standort zu stärken, will Zimmermann mehr Wirtschaftsverfahren nach Österreich holen.

Während es früher einen Run auf das Jusstudium gab, scheint diese Studienrichtung an Attraktivität verloren zu haben. Immer weniger junge Menschen interessieren sich offenbar für Rechtswissenschaften.

Im Wintersemester 2020/2021 begannen noch 327 Menschen das erste Semester im Diplomstudium Jus. Im Wintersemester 2021/2022 waren es nur mehr 288. Im vorigen Herbst starteten überhaupt nur mehr 241 Studentinnen und Studenten an der Leopold-Franzens-Universität die rechtswissenschaftliche Ausbildung, so Aufzeichnungen der Uni Innsbruck.

Weiterer Vorschlag für englischsprachige Senate

Neben einer Stärkung des Standortes Innsbruck begrüßt OLG-Präsident Zimmermann den Vorschlag seiner Kollegin in Wien. Die Präsidentin des Wiener Handelsgerichts, Maria Wittmann-Tiwald, trat bereits gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien an das zuständige Ministerium heran. Sie will englischsprachige Senate in der österreichischen Gerichtsbarkeit ansiedeln.

„Wir schauen seit Jahren mit Argusaugen auf die Schiedsgerichte“, sagte dazu Zimmermann im Gespräch mit der APA. Diese hätten den „Benefit“, dass man sich die Verhandlungssprache aussuchen könne. Er ist überzeugt, dass man in Österreich bzw. Innsbruck diese Expertise für Unternehmen, die hierzulande angedockt sind, ebenfalls anbieten könne. „Wir haben nämlich mit Deutschland, Italien, der Schweiz und Liechtenstein interessante Nachbarn mit einem großen Wirtschaftsraum“, argumentierte der Jurist.

Zimmermann, Zadic
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Eineinhalb Jahre nach Zimmermanns Amtseinführung zeigte sich der Jurist von der Performance seiner Ministerin angetan.

Lob für Justizministerin

Die Zeit, in der die Justiz „totgespart“ wurde, sei momentan vorbei, lobte Zimmermann Justizministerin Alma Zadic (Grüne). Er zeigte sich von deren Engagement „begeistert“. Mit der Budgeterhöhung im Jahr 2023 habe der Sprengel, in dem Tirol und Vorarlberg vereint ist, zwei Planstellen im akademischen Bereich dazubekommen, hier habe man mit Nachbesetzungen auch keine Probleme. „Weniger erfolgreich ist es im Kanzlei- und IT-Bereich“. Dort kämpfe man mit denselben Problemen wie alle anderen am Arbeitsmarkt – nur dass man sich aufgrund der geringeren Gehälter „besonders anstrengen“ müsse. Ein Fokus liege auf dem Anwerben von Lehrlingen, zudem werde eine Kinderbetreuungseinrichtung am Standort Innsbruck eingerichtet.