Franz Hörl
APA/EXPA/Erich Spiess
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Politik

Wolf: Hörl wirft Gewessler Herzlosigkeit vor

Rund um das Thema Wolf kommt es erneut zu einem Schlagabtausch zwischen den Koalitionsparteien. Franz Hörl (ÖVP) sieht Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) mit dem „Leben von Mensch und Tier spielen“. Ihre Parteikollegen werfen ihm „mangelnden Anstand“ vor.

Der ÖVP-Tourismussprecher und Tirols Wirtschaftsbundchef fährt in der Dauercausa schwere Geschütze gegen Umweltministerin Gewessler auf. Die Ministerin würde wie alle anderen „Wolfsfreunde“ mit „dem Feuer und dem Leben von Mensch und Tier spielen“, sagte Hörl im APA-Gespräch. In Europa sind Wolfsattacken auf Menschen trotz Zunahme der Wolfspopulation äußerst selten – mehr dazu in Die Rückkehr der Wölfe: Faktencheck.

Er könne nicht verstehen, dass eine „so intelligente und kluge Frau so herzlos agieren und sich aus reiner Ideologie derart versteigen kann“, so Hörl: „Das betrübt mich zutiefst und macht mich sehr traurig.“ Umso betrübter mache es ihn, dass die Ministerin damit auch „gegen den Tierschutz sowie den Naturschutz agiert“, erklärte der Zillertaler Hotelier, Landwirt und Jäger.

Wolf
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Die Frage über den Umgang mit Wölfen sorgt einmal mehr für heftige Diskussionen zwischen den Regierungsparteien

Schutzstatus des Wolfes soll bleiben

Gewessler und elf EU-Amtskollegen hatten sich zuletzt in einem Schreiben an die EU-Kommission für das Raubtier stark gemacht. Darin kritisierten sie eine Resolution des EU-Parlaments vom November scharf. Die Themen seien „wichtig“, aber in Zeiten einer Biodiversitätskrise „ist die Tendenz der Entschließung, den rechtlichen Schutz des Wolfes zu schwächen, eindeutig“ abzulehnen, hieß es dort unter anderem. Eine Mehrheit der EU-Abgeordneten hatte unter anderem eine „Abschwächung des Schutzstatus“ gefordert.

Gewessler wähle aus rein ideologischen Gründen den völlig falschen Weg, attackierte Hörl die Umweltministerin. Denn eines sei klar: „Kommt der Wolf, geht die Alm.“ Es sei gefährlich, Großraubtiere ohne jede Kontrolle zuzulassen und in die dicht besiedelten österreichischen Berge zu holen.

Hörl unterstützte auch einen „Offenen Brief“ von Tirols Landesjägermeister Anton Larcher an Gewessler. Darin brachte jener seine Fassungslosigkeit ob des Vorstoßes von Gewessler und anderen Ministern zum Ausdruck.

Neßler fordert „Mindestmaß an Anstand“

Scharf fiel am Freitag die Reaktion der Grünen auf die Aussagen Hörls aus. „Politik lebt von Auseinandersetzungen, Politiker:innen leben von freier Meinungsäußerung. Was man sich aber dabei erwarten darf, ist ein Mindestmaß an Anstand“, richtete die Abgeordnete Barbara Neßler Hörl aus.

Barbara Neßler beim Interview
ORF
Die Grüne Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler sieht in Hörls Vorstoß ein „mediales Poltern“ und wirft ihm „Heuchelei“ vor

Anstatt tatsächlich Lösungen zu suchen, werde hier erneut kräftig medial gepoltert, um die eigene Klientel zu bedienen", so die Tiroler Mandatarin. „Das nenne ich heuchlerisch. Wenn Hörl Leonore Gewessler unterstellt, herzlos zu sein und gegen Tierschutz sowie Naturschutz zu agieren, dann hat Jäger Franz Hörl bei der Wortwahl kräftig danebengeschossen“, meinte Neßler.

Tiroler ÖVP-Abgeordnete wollen Klarheit

Unterdessen kündigten Hörl sowie seine Tiroler ÖVP-Nationalratskollegen Josef Hechenberger und Hermann Gahr eine parlamentarische Anfrage an Gewessler an. Darin wollen sie etwa erfahren, auf welchen Grundlagen ihre Behauptungen in dem Brief an die EU-Kommission fußen.

Man wolle Antworten, „auf welchen Studien, Forschungen oder Unterlagen die Einschätzung beruht, dass der Wolf Teil dieser Biodiversitätskrise ist. Da doch laut Weltnaturschutzunion (IUCN) der Wolf nicht mehr auf der roten Liste der bedrohten Tierarten zu finden ist“, erklärten die Nationalratsabgeordneten.

Landtag für leichteren Abschuss von Wölfen

In Tirol hatte kürzlich eine breite Landtagsmehrheit mit Ausnahme der Grünen eine Gesetzesnovelle zum Jagdgesetz beschlossen, mit der ein leichterer Abschuss von Problem- und Risikowölfen per Verordnung ermöglicht wird. Die schwarz-rote Landesregierung sprach offen von einem juristischen Grenzgang.

Organisationen wie der WWF oder der „Verein gegen Tierfabriken“ (VGT) orteten hingegen einen glatten Bruch von EU-Recht – mehr dazu in Tierschützer empört über Wolfsverordnung.