Neu gebaute Mehrfamilienhäuser
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Wirtschaft

Bauwirtschaft: Innsbruck tickt anders

Während in ganz Tirol weniger gebaut wird, kommen in Innsbruck dieses Jahr mehr Wohnungen auf den Markt als in den vergangenen Jahren. Das zeigt eine Auswertung der Bauträgerdatenbank Exploreal. Auch beim Wohnungspreis und der Wohnungsgröße gibt es Unterschiede zwischen der Landeshauptstadt und dem Rest Tirols.

Bei den Wohnnutzflächen sei ein starkes Gefälle zwischen Innsbruck und den anderen Tiroler Bezirken erkennbar: 72 Quadratmeter außerhalb der Landeshauptstadt würden 53 Quadratmeter Wohnfläche in Innsbruck gegenüber stehen. Betrachtet man die Wohnfläche im Österreich-Vergleich, so ist der Unterschied noch eklatanter. Mit 53 Quadratmeter Größe liegt Innsbruck sogar noch hinter Wien (57,3 Quadratmeter), während sich die 72 Quadratmeter österreichweit im obersten Drittel bewegen.

„Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich viele Familien außerhalb von Innsbruck nach Wohnungen umsehen“, sagte Philipp Reisinger, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Tirol. Überhaupt werden in Tirol die Flächen tendenziell kleiner. Wurden bei der letzten Auswertung im Herbst 2021 noch 75 Quadratmeter Wohnfläche registriert, so sind es jetzt 71,9 Quadratmeter im Median.

Weniger Wohnungen in Tirol, mehr in Innsbruck

In Tirol zeige sich allgemein ein Abschwung bei den Projektentwicklungen und bei den fertig gestellten Wohnungen. Waren es 2021 rund 3.100 Wohneinheiten und 2022 rund 3.200, werden heuer ca. 2.800 Wohnungen fertiggestellt. Der Bauboom der vergangenen Jahre sei gebremst, meinte Philipp Reisinger von der Wirtschaftskammer. Für das Jahr 2024 sind mit rund 2.200 Einheiten noch einmal weniger Projekte in der Pipeline.

Allerdings sehe man auch hier einen Unterschied zwischen Innsbruck und Tirol. In der Landeshauptstadt sind dieses Jahr viel mehr Fertigstellungen zu erwarten als in den Vorjahren, nämlich rund 820 Projekte. 2021 waren es ca. 540, 2022 ca. 760 Wohneinheiten – 2024 allerdings wird sich diese Anzahl auf rund 580 Einheiten verringern.

Haus von Campagne Reichenau in Innsbruck
NHT
Der Anteil neuer gemeinnütziger Wohnungen nimmt laut Exploreal in Zukunft ab

Laut den Daten, die Exploreal vorliegen, nimmt ab 2024 vor allem der Anteil der gemeinnützigen Wohnungen signifikant ab. Das sei auch ein Hinweis darauf, dass veränderte Rahmenbedingungen wie gestiegene Bau- und Grundkosten, dazu beitragen, dass weniger gebaut wird, erklärte Alexander Bosak im ORF-Tirol-Interview.

Bauprojekte sind in Innsbruck größer

Das durchschnittliche Neubauprojekt in Tirol umfasst 19 Wohneinheiten und ist damit im Vergleich zur Landeshauptstadt Innsbruck mit durchschnittlich 36 Wohneinheiten pro Projekt fast um die Hälfte kleiner. Im Österreich-Vergleich haben lediglich in Vorarlberg mit 17 Wohnungen und im Burgenland mit 13 Wohneinheiten die Projekte noch weniger Einheiten. In Wien gibt es hingegen durchschnittlich 53 Wohnungen pro Projekt.

Die Bauträgerdatenbank Exploreal hat in Tirol 431 Projekte mit rund 8.200 Wohneinheiten ausgewertet. Dabei wurden alle Projekte mit einem Fertigstellungsjahr von 2021 bis 2023 berücksichtigt.

Große Preisunterschiede zwischen Innsbruck und Tirol

Im Vergleich zur letzten Auswertung für Tirol im September 2021 ist der durchschnittliche Preis für eine Bauträgerwohnung von 390.000 Euro auf 475.000 Euro, also um rund 20 Prozent, gestiegen, bei gleichzeitig leicht abnehmender Flächengröße, so die Studie. In Innsbruck kostet eine Wohnung ca. 535.000 Euro. „Dabei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass auch die Wohnungsgrößen um 18 Quadratmeter voneinander abweichen, was den Preisunterschied noch größer macht“, erläuterte Matthias Grosse, Geschäftsführer von Exploreal. In Wien kostet eine Bauträgerwohnung rund 420.000 Euro, ist also durchschnittlich günstiger als in Tirol.

Wohnung, Miete, Immobilien
ORF.at/Christian Öser
Wohnungen in Innsbruck sind durchschnittlich kleiner als in den anderen Tiroler Bezirken

Fast alle Neubauprojekte hätten eine Freifläche. 97 Prozent der neu errichteten Wohnungen würden entweder eine Loggia, einen Balkon, eine Terrasse oder einen Garten mit einer durchschnittlichen Größe von 13,6 Quadratmeter besitzen, sagte Alexander Bosak, ebenfalls Geschäftsführer von Exploreal. In Innsbruck sei die Freiflächengröße mit 8,6 Quadratmeter geringer als jene im Rest des Bundeslandes.

Größtenteils Eigentümer

Erwartungsgemäß findet die höchste Neubauaktivität in Innsbruck-Stadt, Innsbruck-Land aber auch in Kufstein statt. Der Großteil der Neubauwohnungen wird sowohl in Tirol als auch in Innsbruck von gewerblichen Bauträgern errichtet, so die Studie. Im Bundesland sind es 61 Prozent und in Innsbruck 72 Prozent. Der Anteil an gewerblichem Eigentum ist um ein Vielfaches höher als jener der gewerblichen Miete.

Die Nachfrage an Eigentumswohnungen sei aber gesunken, erwähnte Bosak auf Nachfrage des ORF Tirol. In der zweiten Hälfte des Jahres 2022 wurden österreichweit um rund zwei Drittel weniger Wohnungen gekauft als Anfang 2021. Das sei etwa auf die gestiegenen Zinsen und erschwerte Kreditvergaberichtlinien zurückzuführen, heißt es.