Luftbild der Brennerautobahn mit Luegbrücke bei Gries am Brenner
zeitungsfoto.at
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Verkehr

Luegbrücke: ASFINAG gegen Einhausung

Nach den Einwendungen des Grieser Bürgermeisters gegen die ASFINAG-Pläne für den Neubau der Luegbrücke der Brennrautobahn bleiben die Fronten verhärtet, die Gemeinde beharrt weiter auf einem Tunnel als Alternative. Die ASFINAG lehnt auch eine vom Bürgermeister ins Spiel gebrachte Einhausung ab.

Mit ihren gestern eingebrachten Einwendungen legt sich die Gemeinde Gries am Brenner auch rechtlich gegen den Neubau der Luegbrücke quer – mehr dazu in A13: Bürgermeister kündigt Einspruch an. Als Entlastung für die Gemeinde und die Bevölkerung soll stattdessen der Verkehr im Berg verschwinden, so Bürgermeister Karl Mühlsteiger. Er sieht die Bevölkerung hinter sich.

Mühlsteiger verlangt echte Verhandlungen von Seiten des Autobahnbetreibers ASFINAG. Ein möglicher Kompromiss könnte eine Einhausung der Fahrbahn auf der künftigen Luegbrücke sein. „Das wäre für uns der goldene Schritt in die richtige Richtung“, sagte er im ORF-Interview. Eine Untertunnelung oder eine Einhausung seien – wo sie möglich sind – wichtig, um „endlich aus dem leidigen Widmungsstopp entlang der A13 herauszukommen“, meinte Mühlsteiger.

ASFINAG: „Brücke ist am Ende“

Der Autobahnbetreiber sieht in seiner Planung laut Geschäftsführer Stefan Siegele eine Lärmschutzwand über die gesamte Länge von 1,8 Kilometer vor. Damit könnten die Bevölkerung und die Anrainer wesentlich besser geschützt werden als mit Teil-Einhausungen entlang der Brücke, so Siegele. Ein Tunnel sei definitiv kein Thema mehr. Und die Experten der ASFINAG hätten ein klares Urteil getroffen: „Sie haben uns bestätigt, dass die Brücke am Ende ist“, betonte Siegele am Donnerstag. Es müsse so schnell wie möglich ein Ersatz her. Die Einwände zum Bescheid würden für Verzögerungen von mindestens einem Jahr führen.

Das will der Bürgermeister der Gemeinde Gries am Brenner nicht gelten lassen: „Das sind Panikmache-Argumente der ASFINAG“, so Mühlsteiger. Er habe mit seinen Technikern und Experten herausgefunden, dass sie entlang der strittigen 1,8 Kilometer Länge vier Schwachstellen aufweise. Diese könne man verstärken, um die Lebensdauer zu verlängern. So könne man Zeit gewinnen, um doch einen Tunnel in Betracht zu ziehen.

FPÖ und Neos unterstützen Einwände

Bei ihrem rechtlichen Widerstand gegen die Sanierung erhält die Gemeinde Schützenhilfe von der FPÖ und NEOS. Sie unterstützen den Einwand in seltener Einigkeit. Die FPÖ simulierte sogar den „Idealzustand“ ohne Brücke. „Das ist ein ein Pilotprojekt für Tirol, wie die landschaftliche Gestaltung und der Rückbau einer Straße ausschauen könnten“, sagte die freiheitliche Landtagsabgeordnete Evelyn Achhorner.

Luegbrücke Wipptal Visualisierung ohne Brücke FPÖ
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Die Tiroler FPÖ präsentierte am Donnerstag eine „Simulation“ über eine Lösung ohne der Luegbrücke

Für NEOS-Nationalrat Johannes Margreiter ist der Landeshauptmann gefordert. Dieser müsse erkennen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. „Alle Daten müssen transparent offengelegt werden und es braucht eine unabhängige Beurteilung“, so Margreiter.

Mattle und Zumtobel für Brückenlösung

Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) sprach sich bereits unlängst für eine Lösung durch eine neue Autobahnbrücke aus. Diesen Standpunkt bekräftigte er am Donnerstag einmal mehr. Es handle sich bei der Debatte um keine politische Frage mehr, sondern um eine technische. Eine Umsetzung mit einem Tunnel nehme mindestens zehn Jahre in Anspruch, so viel Zeit gebe es aber nicht mehr.

Mattle will Gries am Brenner und die Wipptaler Gemeinden aber bei den Verhandlungen mit dem Bund und der ASFINAG unterstützen. Er fordert einen höheren Gemeindeanteil aus den Mauteinnahmen, um so mehr Geld für die Verkehrsentlastung vor Ort zu schaffen. Außerdem brauche es ein Gesamtkonzept für Baustellen und Lärmschutz für das gesamte Wipptal.

Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) räumte ebenfalls ein, dass die Luegbrücke „am Ende ihrer Funktionsfähigkeit angelangt“ sei und dringend saniert werden müsse. Die ASFINAG sei aber gefordert, ernsthafte Verbesserungen für die verkehrsbelastete Bevölkerung im gesamten Wipptal umzusetzen. Jetzt gehe es darum, eine Einigung zu erzielen, um die Verkehrs- und Versorgungssicherheit für ganz Tirol nicht zu gefährden.

Grüne: Auch Pkw-Verlagerung auf Schiene andenken

Man müsse jetzt das Beste aus der Situation machen, meinte Gebi Mair, Klubobmann der Grünen im Tiroler Landtag. Insgesamt brauche es für die Zeit der Sanierung Alternativen, zum Beispiel nicht nur Lkw-Züge, sondern auch eine Pkw-Verladung auf die Schiene.

Der Tiroler Nationalratsabgeordnete und Verkehrssprecher der Grünen, Hermann Weratschnig, sprach am Donnerstag in einer Aussendung von den „abstrusen Grieser Forderungen“ und einer „Lueg-Blockade“. Er sieht darin eine „sinnlose Verzögerungstaktik“ durch den Grieser Bürgermeister sowie eine ÖVP-Kampagne gegen die Grüne Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Mühlsteiger beharre auf „abstrusen und unrealistischen Forderungen“. Mit seinem Einspruch würde er den Bau der Brücke nur weiter verzögern.

Weitere Straßen sanierungsbedürftig

Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz) fordert ein Gesamtkonzept für die Brennerstrecke. Das Ziel müsse es sein, nach Möglichkeiten die Straße weg aus der Landschaft und weg von den Menschen zu bringen, etwa in den Berg hinein oder mit einer Einhausung. „Es ist ja nicht so, dass es bei der Luegbrücke bleiben wird, sondern es kommen jetzt scheibchenweise alle möglichen Abschnitte dazu, die zu sanieren sind“, sagte sie.

Auf die ASFINAG kommt damit noch einiges zu. Die nächsten sanierungsfälligen Brücken warten bereits. Für drei davon ist wieder die Gemeinde Gries am Brenner zuständig.