Für Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, organisiert die Tiroler Kinder- und Jugendhilfe einen geeigneten Unterkunfts- und Betreuungsplatz. Das kann eine Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung oder eine Pflegefamilie sein.
Die Zahl der Kinder, die von Pflegeeltern betreut werden, nahm über die vergangenen Jahre leicht zu: 2017 verzeichnete die Tiroler Kinder- und Jugendhilfe 259 Pflegekinder (zwischen null und 21 Jahren), im Jahr 2021 waren es 270. Die aktuellen Zahlen für das Jahr 2022 wurden noch nicht veröffentlicht. Laut Land Tirol gibt es in Tirol hauptsächlich heterosexuelle Paare, die Pflegeeltern sind, doch auch gleichgeschlechtliche Paare und alleinstehende Personen (sowohl Frauen als auch Männer) können Pflegepersonen sein.
Leibliche Eltern bleiben Eltern
Im Unterschied zur Adoption bleiben Pflegekinder rechtlich betrachtet die Kinder ihrer leiblichen Eltern. Grundsätzlich endet die Betreuung in einer Pflegefamilie, sobald das Pflegekind das 18. Lebensjahr erreicht. In der Praxis würden Pflegekinder aber ein Leben lang Teil der Familie bleiben, so das Land Tirol.
In bestimmten Fällen kann eine Verlängerung des Pflegeverhältnisses bis zum 21. Lebensjahr bewilligt werden, zum Beispiel im Fall einer Ausbildung. 2021 verzeichnete die Tiroler Kinder- und Jugendhilfe insgesamt 26 Pflegekinder im Alter von 18 bis 21 Jahren.
Verpflichtende Ausbildung
Um eine Pflegeperson zu werden, braucht es eine positive Eignungsbeurteilung durch die Kinder- und Jugendhilfe. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe machen sich vor Ort ein Bild über die Wohn- und Lebensverhältnisse und prüfen, ob die Grundvoraussetzungen für eine Pflegekind-Vermittlung gegeben sind. Dann muss eine Ausbildung am Tiroler Grillhof absolviert werden. Die Kosten dafür trägt das Land.
Für die Betreuung eines Pflegekindes erhalten die Pflegepersonen eine finanzielle Abgeltung. Die Höhe richtet sich nach dem Alter des Kindes und reicht von 625,70 Euro monatlich bis 905,70 Euro monatlich.
Papa und Mama auf Zeit
Neben einem dauerhaften Pflegeverhältnis gibt es für Kinder im Alter bis zu zwei Jahren sogenannte "Bereitschaftspflegeeltern“. Diese sind in Tirol organisatorisch an das Landeskinderheim Axams angebunden und werden dort von einem eigenen Team betreut und begleitet. Die Bereitschaftspflegeeltern übernehmen die Betreuung der Kinder für einen befristeten Zeitraum – solange, bis diese zum Beispiel wieder in die Herkunftsfamilie zurückkehren können, rechtliche Verfahren abgeschlossen sind oder sie in eine andere Betreuungsform begleitet werden können. Aktuell betreuen in Tirol 17 Bereitschaftspflegefamilien 13 Säuglinge und Kleinkinder.
Für Kinder mit einem erhöhten pädagogischen Bedarf gibt es sozialpädagogische Pflegestellen. Diese Pflegeeltern sind bei stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe angestellt und werden über die Einrichtungen betreut und begleitet.