Garderobe in Kindergarten
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Politik

Tirol hinkt bei Kinderbetreuung hinterher

Die Kinderbetreuung in Tirol ist ausbaufähig. Immer noch gibt es hier Betreuungsstätten, die zu Mittag schließen. Mit durchschnittlich 38 geschlossenen Tagen im Jahr gibt es in Tirol die meisten Schließtage, wie die Kindertagesheimstatistik des Jahres 2021/2022 zeigt.

Auch die Landesregierung erkannte, dass die Situation für berufstätige Eltern schwierig ist: Sowohl ÖVP als auch SPÖ zogen mit dem Versprechen des Rechtsanspruchs auf Kinderbetreuung in den Landtagswahlkampf. So überraschte vor der Landtagswahl Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) mit einem Richtungswechsel. In unserer Gesellschaft brauche es einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, betonte er.

Kinder im Kindergarten
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Nach den Worten warten viele jetzt auf Taten

Tirol solle das „familienfreundlichste Bundesland werden“, schrieb sich die schwarz-rote Regierung als Ziel ins Regierungsprogramm. In letzter Zeit wurde es um die Kinderbetreuung aber ruhig. Ein Interview dazu wollte die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) nicht geben.

Dornauer: Umsetzung nicht von heute auf morgen

Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer von der SPÖ zeigt sich gesprächiger: Krisen von der Teuerung bis zur Geflüchtetenunterbringung hätten dafür gesorgt, dass die Kinderbetreuung warten musste. Jetzt müsse man aber damit beginnen, denn die Umsetzung gehe nicht von heute auf morgen, meint Dornauer. Es bringe nichts ohne Bewusstsein um eine notwendige Personaloffensive und eine Evaluierung, wo es einen Ausbau der Infrastruktur brauche.

Diese Evaluierung soll noch heuer abgeschlossen werden. Gleichzeitig müsse über die Finanzierung verhandelt werden, denn als Bundesland allein könne man die Kosten nicht stemmen. Es bedürfe der Mittel des Bundes, so Dornauer. Die Gemeindekassen seien klamm, und man dürfe die Gemeinden in dieser Frage nicht allein lassen.

Bürgermeister bei Rechtsanspruch skeptisch

Aber auch in Tirol wird es Überzeugungsarbeit brauchen, denn der Gemeindeverband und viele Gemeinden sind skeptisch. In Wattens etwa wurden in den letzten drei Jahren 300 Kinder geboren, die Gemeinde will und muss die Kinderkrippe erheblich ausbauen. Trotzdem sieht Bürgermeister Lukas Schmied den angekündigten Rechtsanspruch skeptisch.

Es wäre klug, wenn sich das Land die einzelnen Gemeinden anschaue, so Schmied. Es gebe Kommunen, die sehr gut aufgestellt seien, aber auch solche, in denen es Aufholbedarf gebe, wie es in Wattens der Fall sei. Da wäre es schneller und effizienter, wenn das Land gezielt diesen Kommunen helfe, die Kinderbetreuung auszubauen und weniger einen Rechtsanspruch über das Land stülpe.