Schild weist auf Lawinengefahr hin
APA/Barbara Gindl
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Umwelt

Gefahr sinkt im Wochenverlauf nur langsam

Nach der Vielzahl an tödlichen Lawinenunglücken in Tirol in den vergangenen Tagen bleibt die Lawinensituation heikel. Sie dürfte sich aber im Verlauf der Woche langsam „Schritt für Schritt“ entspannen, erklärte Patrick Nairz vom Tiroler Lawinenwarndienst.

Die Lawinengefahr liege im oberen Bereich der Gefahrenstufe drei. Damit gelte erhebliche Lawinengefahr, betonte Nairz. Die Gefahrenstellen bei zunehmend schönem Wetter liegen im Bereich der Waldgrenze um rund 1.800 Meter sowie oberhalb dieser Grenze. Besonders gefährlich seien vor allem noch nicht befahrene, steile Schatten- sowie Sonnenhänge im freien Skiraum. Im Pistennahbereich gebe es hingegen auch Gelände und Schneehänge, die bereits „vollständig niedergefahren“ seien und wo die Gefahr deshalb etwas geringer ausfalle.

An Übergängen von wenig zu viel Schnee wie zum Beispiel bei der Einfahrt in Rinnen und Mulden ist laut Nairz die Wahrscheinlichkeit, dass Schneebretter ausgelöst werden, höher. Fernauslösungen seien möglich.

Nairz appelliert, sich in Verzicht zu üben

Der Experte appellierte wie schon am Sonntag in „Tirol heute“ – mehr dazu in Nairz: Warnungen werden zu wenig gehört – einmal mehr an die Wintersportlerinnen und -sportler, sich kurzfristig einfach in „Verzicht zu üben“ und von Skitouren und Abfahrten vor allem im steilen Gelände abzusehen. „Wir können die kurzfristigen, besonders gefährlichen Phasen sehr gut einschätzen und vorhersagen. Dann sollte man einfach mal eine Woche lang verzichten können“, unterstrich Nairz.

Sieben Lawinentote am Wochenende

Seit Freitag sind in Tirol sieben Menschen bei Lawinenabgängen ums Leben gekommen. Allein am Sonntag wurden fünf verunglückte Wintersportler geborgen. Unterdessen bleibt die Lawinensituation im ganzen Land weiter angespannt, es gilt weiterhin Gefahrenstufe vier. Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst spricht dazu im Studio über die derzeitige gefährliche Situation in den Bergen sowie über eine Entspannung in den kommenden Tagen.

Experte sieht „großteils männliches Phänomen“

„Eine erhöhte Bereitschaft zum Verzicht würde mangelndes Wissen kompensieren“, adressierte er an so manchen Wintersportler. Es handle sich im Übrigen großteils um ein „männliches Phänomen“, warf Nairz einen weiteren Aspekt auf. Frauen würden offenbar mehr „auf ihr Gefühl hören“ und verzichten können.

Am vergangenen Wochenende habe man es mit einem „klassischen Muster“ mit mehreren zusammenspielenden Faktoren zu tun gehabt, spielte Nairz auf das von ihm bereits erwähnte „Klumpenrisiko“ an, das da lautete: zuvor starke Schneefälle samt Wind, daraufhin Sonnenschein sowie viele Menschen im freien Gelände.

„Man kann nicht alle erreichen“

Man habe vor dem Wochenende schon „Bauchweh“ gehabt ob der „einfachen Wahrscheinlichkeitsrechnung“: gefährliche Verhältnisse und gleichzeitig – nicht zuletzt wegen des Ferienbeginns im Osten – viele Menschen, die trotzdem nicht auf Skifahren im freien Skiraum verzichten wollen.

Es sei ganz einfach eine Tatsache, dass man trotz wiederholter und ständiger Warnungen, „nicht alle erreichen kann“, zeigte sich der Experte illusionslos über Leichtsinn und Selbstüberschätzung nicht weniger – obwohl man „nicht alle in einen Topf werfen“ könne.

Sieben Lawinentote innerhalb von drei Tagen

Seit Freitag waren in Tirol sieben Personen unter Lawinen gestorben. In St. Anton am Arlberg und in Kaunerberg (Bezirk Landeck) kamen am Samstag drei Sportler ums Leben und ein 17-Jähriger im Zillertal – mehr dazu in Lawinen: Ein Toter und zwei Verschüttete. In Osttirol wurde ein Schneepflugfahrer von einer Lawine erfasst und starb – mehr dazu in Fünf Lawinentote am Sonntag geborgen.

Im Ötztal kam am Sonntag eine Person unter einem Schneebrett ums Leben. Bereits am Freitag war ein chinesischer Freerider im Tiroler Ötztal tödlich verunglückt – mehr dazu in Sölden: 32-Jähriger stirbt unter Schneebrett.