Felix Mitterer
APA/HERBERT NEUBAUER
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Felix Mitterer feiert 75. Geburtstag

Felix Mitterer feiert am Montag seinen 75. Geburtstag. Breite Bekanntheit im deutschsprachigen Raum erlangte er als Drehbuchautor der „Piefke-Saga“. Auch als Schauspieler und Dramatiker feierte Mitterer, der sich bei seinem Aufwachsen in Tirol gesegnet fühlte, große Erfolge.

Er habe unglaubliches Glück gehabt. Eigentlich sei es unfassbar, blickte Felix Mitterer einmal zurück. „Schon als Zwölfjähriger wollte ich Schriftsteller werden. Aus so einem Milieu muss man das erst einmal schaffen.“

Die erfolgreiche Autorenkarriere war ihm tatsächlich nicht in die Wiege gelegt: Er wurde als Sohn einer Kleinbäuerin und eines rumänischen Geflüchteten geboren und von einem Landarbeiterehepaar adoptiert und erzogen. In Achenkirch geboren, arbeitete Mitterer nach Besuch der Lehrerbildungsanstalt über zehn Jahre lang beim Innsbrucker Zollamt.

„Die Superhenne Hanna“ und „Kein Platz für Idioten“

Nach ersten Veröffentlichungen von Texten in Rundfunk und in Zeitschriften, entschloss er sich 1977, freier Schriftsteller zu werden. In diesem Jahr hatte er mit dem Kinderbuch „Die Superhenne Hanna“ und der Uraufführung seines Stücks „Kein Platz für Idioten“ auf der Tiroler Volksbühne Blaas seine ersten großen Erfolge.

Mitterer selbst spielte rund 200-mal die Hauptrolle, danach konzentrierte er sich mit wenigen Ausnahmen auf das Schreiben. 1979 brillierte er in einem TV-Film in der Rolle des Malers Egon Schiele. 2012 gab er in Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ in Telfs sein Bühnencomeback.

„In Telfs habe ich Schreiben für das Theater gelernt“

Die Tiroler Volksschauspiele in Telfs seien sehr wichtig für ihn gewesen, was das Theater, das Schaffen an sich betrifft, sagte Mitterer, dem die Arbeit mit Laien- und Volksschauspielgruppen immer besonders wichtig war. „Dort in Telfs habe ich eigentlich das Schreiben für das Theater gelernt.“ Dabei ist er stets von einem Emanzipations- und Aufklärungsanspruch geleitet und geht nicht selten von historischen Figuren oder Begebenheiten aus.

Felix Mitterer
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Felix Mitterer bezeichnet die Tiroler Volksschauspiele in Telfs als „sehr wichtig für mich“

Als Nächstes befasst er sich etwa mit dem Autor und Sozialreformer Franz Michael Felder. Seine meistdiskutierten Stücke waren „Stigma“ (1982), „Sibirien“ (1989) und „Die Beichte“ (2004). Zu seinen über 50 weiteren Theaterarbeiten zählen „Besuchszeit“ (1985), „Die Wilde Frau“ (1986), „Kein schöner Land“ (1987) „Die Kinder des Teufels“ (1989), „In der Löwengrube“ (1998), „Der Patriot“ (2008), „Du bleibst bei mir“ (2011), „Jägerstätter“ (2013), „Märzengrund“ (2016, später von Adrian Goiginger verfilmt), „Vomperloch“ (2018) und „Brüderlein fein“ (2019).

Ausflüge in Oper und Musical

Im Werkverzeichnis in Mitterers vor fünf Jahren erschienenen „Lebenslauf“ (Haymon Verlag) finden sich auch Ausflüge in die Oper („Wolkenstein“, 2004, Musik: Wilfried Hiller) und ins Musical („Die Weberischen“, 2006, Musik: Martyn Jacques/The Tiger Lillies), zwei Übersetzungen und sechs Hörspiele. 2020 legte er mit „Keiner von Euch“ seinen ersten Roman vor und erzählte darin die Geschichte des afroösterreichischen Kammerdieners Angelo Soliman im Wien des 18. Jahrhunderts als Plädoyer für die Würde des Menschen.

Breite Bekanntheit durch „Die Piefke-Saga“

Breite Bekanntheit erlangte er jedoch als Drehbuchautor. „Die Piefke-Saga“, in der er die Auswirkungen des Massentourismus auf seine Heimat Tirol satirisch darstellte, war ein großer Erfolg und zugleich allgemeiner Gesprächsstoff. „Plötzlich war ich im ganzen großen deutschen Sprachraum bekannt“, erinnert sich Mitterer. „Normalerweise kennt ja niemand den Drehbuchautor.“

Auch die ebenfalls vierteilige Südtiroler Familiengeschichte „Verkaufte Heimat“ (1989–94) erhielt breite Aufmerksamkeit. Weiters schrieb er u. a. sechs Folgen des Neunteilers „Die fünfte Jahreszeit“ (1980–81), die Fernsehfilme „Egon Schiele“ (1979), „Der Narr von Wien – Peter Altenberg“ (1982), „Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers“ (2001), „Die Heilerin“ (2004; zweiter Teil: 2006), „Der Bär ist los!“ (2008) sowie zahllose „Tatort“-Krimis und den Tiroler Landkrimi „Sommernachtsmord“ (2016).

Auch für mehrere Kinofilme Drehbücher verfasst

Auch für die Kinofilme „Requiem für Dominic“ (Robert Dornhelm, 1990), „Die Wildnis“ (Werner Masten, 1992) und „Krambambuli“ nach Marie von Ebner-Eschenbach (Xaver Schwarzenberger, 1998) verfasste Mitterer die Drehbücher.

Zu den zahlreiche Auszeichnungen Mitterers zählen der Peter-Rosegger-Literaturpreis (1987), der Ernst-Toller-Preis (2001), das Ehrenzeichen des Landes Tirol (2005), der Ödön-von-Horvath-Preis (2013) und das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck (2015).

1995 nach Irland übersiedelt, Rückkehr nach Tirol 2021

1995 übersiedelte Felix Mitterer mit seiner damaligen Frau, der nach einem Wohnungsbrand in Hall in Tirol 2017 gestorbenen Malerin Chryseldis Hofer, und der 1980 geborenen gemeinsamen Tochter Anna Magdalena nach Irland. Als er 2010 wieder zurück nach Österreich kam, kaufte er sich in Ravelsbach im Weinviertel ein 500 Jahre altes Haus, das er renovierte. Mitte 2021 kehrte er mit seiner Frau Agnes Beier nach Tirol zurück.

Lange hielt es ihn dort nicht, da das Land auch von ihm die verpflichtende Tourismusabgabe einforderte. Daran stieß sich der Dramatiker. „Der Autor der ‚Piefke-Saga‘ kann einfach keine Tourismusabgabe zahlen“, sagt er – mehr dazu in Tourismusabgabe: Mitterer verlässt Tirol. Mittlerweile lebt er in der Oststeiermark.

Drehbuch für fünften „Piefke-Saga“-Teil fertig

„Tirol ist mir dennoch wichtig. Ich glaube, es gibt keinen anderen Autor, der so viel über sein Land geschrieben hat wie ich.“ Das Drehbuch zu einem von den Vorkommnissen in Ischgl in der Pandemie inspirierten fünften Teil der „Piefke-Saga“ hat er bereits fertig – mehr dazu in Ischgl für Mitterer Stoff für neue Piefke-Saga.

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Das Drehbuch für den möglichen fünften Teil der Piefke-Saga ist fertig

„Es wird aber derzeit nicht verfilmt und liegt damit auf Eis. Das liegt aktuell vor allem daran, dass der ORF keinen deutschen Koproduzenten gefunden hat“, so der Autor.