Österreichisch-ungarische Verbände „gestrandet“ zu Kriegsende am Lienzer Johannesplatz
Wilhelm Dronowicz; Sammlung Martin Dobernik, L33762 – TAP
Wilhelm Dronowicz; Sammlung Martin Dobernik, L33762 – TAP
Wissenschaft

Photos: Anfänge des Faschismus in Südtirol

Ende 1922 haben die Faschisten unter Benito Mussolini in Italien und damit auch in Südtirol die Macht übernommen. Das Tiroler Photoarchiv (TAP) zeigt in einer virtuellen Ausstellung noch nie gezeigte Bilder über die ersten zehn Jahre des Faschismus in Südtirol.

Im November 1918 besetzten italienische Truppen Südtirol. Entsprechend dem von Österreich-Ungarn am 3. November 1918 mit Italien geschlossenen Waffenstillstandsabkommen und des Vertrags von Saint-Germain zwischen den Siegermächten des Ersten Weltkrieges und der neu geschaffenen Republik Österreich fiel Südtirol 1919 an das Königreich Italien und wurde zu dessen nördlichster Provinz.

46 historische Bilddokumente zusammengestellt

Der faschistische „Marsch auf Bozen“ Anfang Oktober 1922 sollte die Generalprobe für den „Marsch auf Rom“ mit der Machtergreifung Benito Mussolinis Ende des Monats werden. Für die Schau wurden alle Bestände des TAP intensiv ausgewertet und letztlich sind 46 Bilddokumente ausgewählt und erstmalig zusammengestellt worden.

Das 1926 bis 1928 in Bozen errichtete „Siegesdenkmal“ – Monument faschistischer Macht und Herrschaft, Aufnahme um 1930
Sammlung Robert Amort, L82720 – TAP
Das 1926 bis 1928 in Bozen errichtete „Siegesdenkmal“ – Monument faschistischer Macht und Herrschaft, Aufnahme um 1930

„Virtueller Gedächtnisspeicher Tirols“

Das TAP sei mit seiner umfangreichen Sammlung historischer Fotografien ein ‚virtueller Gedächtnisspeicher‘ Tirols, betonte LH Anton Mattle (ÖVP), der für die Kulturagenden der Tiroler Landesregierung zuständig ist.

„Mit der aktuellen Ausstellung wird die Anfangsphase der Geschichte Südtirols nach der Abtrennung von Österreich und der Angliederung an Italien in Bild und Wort dokumentiert. Die Ausstellung ist ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte Südtirols“, so Mattle.

Wiederaufbau des Zentrums von Sexten, Aufnahme um 1922
Sammlung Rudolf Holzer, L33925 – TAP
Wiederaufbau des Zentrums von Sexten, Aufnahme um 1922, Abschluss im Herbst 1923 – durch die italienische Artillerie 1915 zerstört

Einblicke in Südtirol vor 100 Jahren

„Mit der neuen virtuellen Ausstellung zu den Anfängen des Faschismus in Südtirol liefert das TAP aussagekräftige fotografische Einblicke in unser Land vor 100 Jahren“, betont Südtirols Kulturlandesrat Philipp Achammer (SVP).

Bilder seien essentiell für die Erinnerungskultur, auch um Wissen zu sichern und zu vermitteln. Das gelte besonders für Zeiten, in denen die Fotografie noch nicht so allgegenwärtig wie heute war, betonte Achammer.

Österreichisch-ungarische Verbände „gestrandet“ zu Kriegsende am Lienzer Johannesplatz
Wilhelm Dronowicz; Sammlung Martin Dobernik, L33762 – TAP
Österreichisch-ungarische Verbände „gestrandet“ zu Kriegsende am Lienzer Johannesplatz, vor der Weiterfahrt Richtung Osten, Aufnahme Anfang November 1918

Fotos von faschistischen Sportveranstaltungen am Brenner

Das TAP – Tiroler Archiv für photographische Dokumentation und Kunst mit Sitz in Lienz und Bruneck – wird vom Land Tirol, der Stiftung Südtiroler Sparkasse und den Städten Lienz, Innsbruck und Bruneck getragen.

Kurator der virtuellen Ausstellung ist Martin Kofler, der auch das Archiv leitet: „Einmalig sind sicher die visuelle Dokumentation faschistischer Sportveranstaltungen am Brenner sowie des Rom-Besuchs von rund 2.500 italienischsprachigen Südtiroler Faschisten im April 1933.“