Mair, Achhorner, Sint, Oberhofer
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Politik

MCI: Opposition sieht Finanzdebakel

Die Oppositionsparteien machen gemeinsam Druck beim geplanten MCI-Neubau in Tirol. Freiheitliche, Liste Fritz, Grüne und NEOS kritisieren die jahrelange Verzögerung des Projekts für die Fachhochschule in Innsbruck. Die Parteien verlangen in einer dringlichen Anfrage im Landtag Antworten zum Neubau.

Der schon seit Jahren sich verzögernde Neubau der Innsbrucker Hochschule Management Center Innsbruck (MCI) wird wohl auch unter der neuen ÖVP/SPÖ-Landesregierung zu einem Schlagabtausch mit der Opposition führen. Die Opposition ortet Intransparenz und fordert über eine Dringliche Anfrage kommende Woche im Landtag Antworten zum Projekt. Aus dem Büro des zuständigen LHStv. Georg Dornauer (SPÖ) hieß es zur APA, dass Raumprogramm und Kosten von 135 Mio. Euro halten sollen.

Mit einem zusätzlichen Antrag will die Opposition auch, dass der Vertrag mit dem Totalunternehmer für das Großprojekt offen gelegt wird, das in Innsbruck beim Hofgarten neben der SOWI-Fakultät der Uni errichtet werden und mehr als 3.000 Studierenden Platz bieten soll.

Visualisierung MCI
Henning Larsen
Der MCI-Neubau ist neben der SOWI-Fakultät geplant

Lange Geschichte um MCI-Neubau

Bereits im Jahr 2012 war die erste Anfrage im Tiroler Landtag zu Kosten und Fertigstellung des MCI eingebracht worden, blickte NEOS-Klubchef Dominik Oberhofer auf die Geschichte des Projekts zurück. „Man kann heute dieselben Fragen noch einmal stellen“ und obwohl Dornauer angekündigt habe, mit einem „neuen Stil“ die Opposition mehr einbinden zu wollen, habe bisher „kein Mensch mit uns gesprochen in der Causa MCI“, zeigte er sich bei einem Pressegespräch der Oppositionsparteien am Donnerstag in Innsbruck verärgert.

„Wir wissen nicht, wie viele Quadratmeter und Stockwerke dieses Gebäude hat. Es kann doch nicht sein, dass wir jemandem einen Blankoscheck übergeben und es uns wurst ist, wie das Projekt ausschaut“, hielt Oberhofer fest, denn bisher habe man lediglich eine „Fassade“ gesehen. Sollten die vereinbarten Baukosten nicht halten, müsse der Totalunternehmer rechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Der NEOS-Klubobmann verlangte auch Aufklärung, welche Rolle der Innsbrucker Rechtsanwalt Herbert Schöpf gespielt habe, der das Land in der Causa beraten und vertreten habe.

FPÖ hat Zweifel an Plänen

FPÖ-LAbg. Evelyn Achhorner sprach gar von einem „finanziellen Schlachtfeld“ und kritisierte, dass die Vorgehensweise im zweiten Architekturwettbewerb nicht geeignet gewesen sei. „Das wettbewerbliche Dialogverfahren wurde gewählt, obwohl es schon ein bestehendes Projekt gegeben hat“. Außerdem glaube sie nicht an einen – wie von Dornauer angekündigten – Baustart im Winter, nachdem noch eine Jurysitzung und eine Einreichung ausständig seien. „Das können wir uns weder zeitlich noch finanziell vorstellen“ und verwies auf die gestiegenen Baukosten. Vor denen dürfe man die „Augen nicht verschließen“.

Liste Fritz sieht viel Ungeklärtes

Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint erinnerte daran, dass es „immer noch der Landtag ist, der die Gelder freigibt“. Er forderte die Offenlegung des Vertrages mit dem Konsortium Porr und Ortner, die Bedingungen würden nämlich „im Dunkeln“ liegen, sagte er und prangerte an, dass alles „im Hinterzimmer durchgewunken wird“. Aus seiner Sicht sei die Causa MCI ein „ÖVP-Fiasko“, das vor zehn Jahren mit Baukosten von 80 Millionen Euro netto gestartet ist und nun bei 135 Millionen Euro brutto liegt.

Grüne sehen Verantwortung bei ÖVP

Laut Grünen-Klubobmann Gebi Mair, der zuvor neun Jahre lang mit der ÖVP in der Landesregierung war, habe in Sachen MCI keinerlei Einbindung des damaligen Koalitionspartners stattgefunden. „Das MCI war immer ein Geheimprojekt von ÖVP-Landesräten“. „Transparenz und Einbindung ist das Mindestmaß“, verlangte er nun. Dass der Bau der Hochschule dem Land viel teurer zu stehen komme als ursprünglich geplant, sei aber nicht nur auf die Baukostensteigerungen zurückzuführen, sondern auch auf entstandene Mietkosten oder eine Bauverbotsablöse. Die Verantwortung dafür trage der ehemalige, für das Projekt zuständige Landesrat Johannes Tratter (ÖVP), die politische Verantwortung ende für Mair nämlich nicht, wenn man aus dem Amt ausscheide.

Dornauer verweist auf Gespräche

Aus dem Büro von Dornauer hieß es zur APA, dass am Mittwoch eine Besprechung mit dem Konsortium stattgefunden habe. Dabei sei bestätigt worden, „dass das vereinbarte Raum- und Funktionsprogramm mit einer Nutzfläche von 15.300 Kubikmetern unter Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens erfüllt wird und auch die von der Stadtplanung Innsbruck vorgegebenen Projektkennzahlen eingehalten werden“. Eine Fertigstellung zum Wintersemester 2026 sei auch bestätigt worden. Allerdings wurde eingeräumt, dass die seit 2019 erfolgte Baukostensteigerung von 23 Prozent „nicht vorhersehbar“ gewesen sei. Nach heutigem Stand würden die 135 Mio. Euro aber halten, wurde betont.

Projekt wegen explodierender Kosten gestoppt

Im Jahr 2018 hatte Tratter das Projekt gestoppt, weil eine Kostensteigerung von ursprünglich vorgesehenen 80 auf 135 Millionen Euro angenommen worden war. Ein Architekturbüro, das bereits mit der Planung begonnen hatte, wurde daraufhin abgezogen und das Projekt neu ausgeschrieben, juristische Auseinandersetzungen waren die Folge. Im Vorjahr wurde schließlich von einer Jury ein zweites Siegerprojekt zugunsten des Architekturbüros Henning Larsen gekürt. Es hieß anschließend, dass im Winter 2022/2023 der Baustart erfolgen solle, nun sagte Dornauer, dass er sich bis zum Winter 2023 verzögern werde.