Die Entlastung der Pflegekräfte vor Ort ist Georg Berger ein besonderes Anliegen, das er in der näheren Zukunft bearbeiten möchte. Der 42-jährige Rumer ist Geschäftsführer der Wohn- und Pflegeheime Hall, zugleich Chef des dortigen Gesundheits- und Sozialsprengels und wurde vor kurzem zum neuen Obmann der ARGE Tiroler Altenheime – die Interessenvertretung der Tiroler Wohn- und Pflegeheime – gewählt. Er tritt die Nachfolge von Robert Kaufmann an.
„Wir erleben, dass Pflegekräfte im Dezember 2019, also vor gut drei Jahren, je nach Berufsgruppe, noch um 25 bis 30 Prozent weniger verdient haben als heute. Diese gehaltstechnische Aufwertung war meines Erachtens längst überfällig und führt nun hoffentlich in diesem Punkt zur Zufriedenheit“, sagte er.
Mehr zu arbeiten soll Freude machen
Im Pflegebereich würden allerdings viele Menschen in Teilzeit arbeiten. „Ich würde niemals den Wunsch an meine Mitarbeiter formulieren, dass jetzt alle Vollzeit arbeiten müssen. Und es wäre auch absolut falsch, davon auszugehen, dass die bestehenden Mitarbeiter das große Problem des Fachkräftemangels alleine lösen sollen.“ Man müsse die Arbeitsplätze aber so attraktiv und gesund gestalten, dass mehr zu arbeiten körperlich und mental möglich sei und Spaß mache, sagte Berger im ORF-Tirol-Interview.
Es gebe nicht nur in der Pflege einen Arbeitskräftemangel, sondern in vielen anderen Branchen auch. „Von daher nützt es nichts, wenn wir uns nach der Decke strecken. Wir müssen uns in diesem Verdrängungswettbewerb, in dem wir uns befinden, bestmöglich positionieren. Es ist deshalb wichtig, dass wir das Positive, das es jetzt schon in der Pflege gibt, hervorheben und für die Menschen erkennbar machen“, stellte der neue Obmann der ARGE Tiroler Altenheime fest.
Überflüssige administrative Tätigkeiten
Die Pflege sei in den vergangenen Jahren teilweise schlechtgeredet worden. „Wenn man versucht, gut zu formulieren, wo der Schuh drückt, dann ist auf einmal nur mehr der drückende Schuh im Vordergrund, aber nicht mehr die Wanderung in der schönen Umgebung und die Tatsache, dass ich gerne dort bin, obwohl mein Schuh drückt.“
Deshalb sei es notwendig dieses Image zu verbessern. Man müsse sich aber auch um den drückenden Schuh kümmern, erklärte Berger, also die kleinen Details aus dem Weg räumen, die die Pflegekräfte überlasten können.
Der Pflegebereich brauche weiterhin die Unterstützung der öffentlichen Verwaltung und der Gesundheitskassen, das würde aber oft viel Zeit und Administration erfordern. „Ich kenne zahlreiche Formulare, Tabellen und Listen, die seit Jahren, oftmals sogar Jahrzehnten befüllt werden müssen, ohne dass ein Nutzen dahinter erkennbar ist.
Speziell in der Langzeitpflege gibt es sehr viele unterschiedliche Behörden und Institutionen, die uns überprüfen. Wenn man die etwas besser koordiniert und abstimmt und Dinge nicht doppelt und dreifach überprüft, dann würde man ebenfalls ein bisschen mehr an Leichtigkeit in den Berufsalltag bringen. Das brauchen wir dringend“, machte Georg Berger deutlich.
Mitarbeiter und Bewohner befragen
Die ARGE Tiroler Altenheime vertritt die Interessen der 93 Tiroler Wohn- und Pflegeheime, in denen rund 6.600 Menschen wohnen und 5.200 arbeiten. In Zusammenarbeit mit der Privatuniversität UMIT erarbeitet die ARGE gerade einen wissenschaftlich fundierten Fragebogen. Ziel davon sei es, einerseits die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu befragen, um herauszufinden, was sie in ihrer täglichen Arbeit brauchen. Andererseits wolle man die Bewohnerinnen und Bewohner befragen und deren Zufriedenheit erheben.