30-km/h-Zone
laumat.at / Matthias Lauber
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Verkehr

Verkehrsexperten fordern Tempolimits

Verkehrsexperten, auch der Uni Innsbruck, fordern in einem Offenen Brief an die Bundesregierung eine Temporeduktion auf Österreichs Straßen: 30 km/h im Ortsgebiet, 80 km/h auf Freilandstraßen und 100 km/h auf Autobahnen. Letzteres gilt in Tirol auf weiten Teilen der Autobahnen bereits.

Es gebe „gute wissenschaftliche Gründe“, hieß es in dem Schreiben der Leiterinnen und Leiter von Verkehrsinstituten bzw. -forschungsbereichen der Technischen Universität (TU) Wien, der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und der Uni Innsbruck.

Effizienteste Maßnahme gegen Emissionen

Dass eine Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten die effizienteste Maßnahme zur Reduktion verkehrsbedingter Treibhausgasemissionen, die wirkungsvollste Maßnahme zur Reduktion der Zahl der Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr und eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen ist, sei „wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesen“, hieß es in dem Offenen Brief.

Dieser ist auch an den Nationalrat und die Bundesländer gerichtet und wurde von Günter Emberger (Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, TU Wien), Martin Berger (Forschungsbereich Verkehrssystemplanung, TU Wien), Astrid Gühnemann (Institut für Verkehrswesen, Boku) und Markus Mailer (Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme, Uni Innsbruck) initiiert.

Kontrollen müssen intensiviert werden

Aber nicht nur Tempolimits sollten herabgesetzt werden. Die Wissenschaftler fordern eine Ausweitung der Kontrolldichte, damit zulässige Höchstgeschwindigkeiten eingehalten werden, eine Reduktion der Messtoleranzen bei Radarkontrollen auf das technisch notwendige Minimum, eine Abschaffung der bundesländerspezifischen „Straftoleranzen“ sowie eine bundesweite Vereinheitlichung der Strafhöhen und deren Anhebung, „um die präventive Wirkung zu erhöhen“.

Elf Minuten mehr bei Tempo 100

Mit der geforderten Temporeduktion könnten den Wissenschaftlern zufolge die CO2-Emissionen aus dem Kfz-Verkehr um rund 2,4 Mio. Tonnen bzw. zehn Prozent gegenüber 2019 gesenkt werden. Bei gleicher Verkehrsleistung würden 900.000 Tonnen bzw. zehn Prozent weniger an fossilem Treibstoff verbraucht. Zudem würden damit im Straßenverkehr rund 116 Menschen (28 Prozent) weniger getötet und knapp 7.000 (19 Prozent) weniger verletzt.

Auf Autobahnen brächte ein Tempo-100-Limit einen individuellen Zeitverlust von rund elf Minuten auf 100 Kilometer. Dem stehe eine Kostenersparnis von bis zu 2,8 Euro bei dieser Distanz gegenüber. Dazu komme ein „enormer volkswirtschaftlicher Nutzen in Form eingesparter Unfall-, Lärm- und Umweltkosten“.

Mobilität neu denken

Für Emberger ist es „klar, dass wir angesichts der drohenden Klimakatastrophe unsere Mobilität neu überdenken müssen“. Eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit sei ein leicht umzusetzender und rasch wirksamer Schritt in diese Richtung. Der Experte verweist in einer Aussendung auf den mit der Geschwindigkeit sinkenden Energiebedarf, egal ob beim Verbrennungs- oder Elektromotor.

Berger nennt weitere Vorteile eines geringeren Tempos: Dies bedeute auch weniger Lärm, weniger Feinstaub durch Reifen- und Bremsabrieb, weniger Stickoxide und weniger Verkehrsunfälle. „Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum wir nicht nur eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen vorschlagen, sondern uns eine generelle Temporeduktion wünschen, auch auf Freilandstraßen und im Ortsgebiet“, betonte Mailer.

Auch Transitforum für Tempolimits

Zustimmung erhielten die Wissenschaftler vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sowie von den Klimaaktivisten wie der „Letzten Generation“ oder Umweltschutzorganisationen wie Global 2000. Auch das Transitforum Austria-Tirol sprach sich vor Kurzem für Tempolimits aus. Obmann Fritz Gurgiser empfahl 40-80-100 bei Gemeinde- und Freilandstraßen sowie Autobahnen – mehr dazu in Gurgiser für niedrigere Tempolimits. Der Autofahrerclub ÖAMTC ist weiterhin gegen gesetzlich verordnete Tempolimits, aber für Überzeugungsarbeit.