Hajo Gruber ist Bürgermeister von Kiefersfelden, und allein schon aufgrund der unmittelbaren Nähe zu Tirol zeigt er viel Verständnis für Tirols Transitproblematik. Die Lkw- und Pkw-Belastung sei im Tiroler Inntal sei im Tiroler Inntal ungleich höher als im Bayerischen Inntal. Beim Thema Blockabfertigungen zeigt er sich allerdings weniger solidarisch.
Verkehr um das Zehnfache gestiegen
Oberaudorf beispielsweise leidet massiv unter Ausweichverkehr. An „normalen“ Tagen zählt man laut dem Bürgermeister Matthias Bernhardt auf der Hauptstraße durch den Ort rund 150 Fahrzeuge pro Stunde, wenn Tirol Blockabfertigungen durchführt bis zu 1.500.
Für die 6.000 Einwohner ist auch die Lärm- und Luftbelastung massiv. „Der verkehr weicht von der Autobahn über das Umland aus, daran ändern auch die Abfahrverbote nicht viel“, sagt Matthias Bernhardt.
Abfahrverbote nach Tiroler Vorbild
In Bayern gelten auch in diesem Jahr entlang der verkehrsbelasteten Inntalroute Abfahrverbote von der Autobahn. Die Maßnahme hat man sich gewissermaßen von Tirol abgeschaut um den Ausweichverkehr einigermaßen einzudämmen. In den Gemeinden gibt es einen breiten Konsens dafür.
Anstelle von zwischenzeitlichen Maßnahmen fordern bayerische Gemeinden die grundsätzliche Reduzierung der Transitbelastung auf der Brennerroute. Im vergangenen Jahr sind 2,5 Millionen Lkws über den Brenner gefahren. Es werden immer mehr.
Verkehr soll auf die Schiene verlagert werden"
Hajo Gruber und Matthias Bernhardt sprechen aus, was viele in Bayern Grenzgemeinden denken: An der Verlagerung der Güter auf die Schiene führt kein Weg vorbei. Und wiederholt kommt der Hinweis, Tirol möge doch den Bau des BBT zügiger vorantreiben. Er soll 2032 Jahren fertig gebaut sein.
Warum lässt umgekehrt die Realisierung der Nordzulaufstrecken auf bayerischer Seite auf sich warten? Auf schriftliche ORF Tirol-Nachfrage beim Bayerischen Verkehrsministerium heißt es: „Für die Schieneninfrastruktur und damit auch den Bau des Brenner-Nordzulaufs ist, gemäß Grundgesetz, der Bund bzw. die Deutsche Bahn zuständig.“
Rohrdorf will keinen Trassenneubau
Nicht ausreichend informiert und allein gelassen fühlt man sich in Rohrdorf. Die Gemeinde mit ihren 5400 Einwohnern ist nach den derzeitigen Plänen der Zulaufstrecke erheblich betroffen. Die Bürgerinitiative „Brennerdialog“ wehrt sich vehement gegen den geplanten, derzeit favorisierten Neubau der Bahntrasse zwischen München und Kiefersfelden.
Thomas Riedrich ist Mitbegründer der Bürgerinitiative: „Die Kapazitäten der Bahn werden auf dem Bestandschienennetz jetzt nicht ausgeschöpft. Wir könnten heute bereits mehr Güter auf die Schiene verlagern und wir haben eine Bestandsstrecke die auch in Zukunft alles schafft, was jemals vom Brenner kommen kann.“
In Sachen Zulaufstrecken befindet man sich in Bayern im Planungsdialog. Ob der Brenner-Nordzulauf als Trassenneubau realisiert wird, soll 2025 im Deutschen Bundestag entschieden werden.