Viel befahrene Straße in Innsbruck
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Wissenschaft

Luftgüte-Modelle müssen revidiert werden

Bisherige Modelle haben den Anteil von Ozon in bodennahen Luftschichten einer Stadt überschätzt. Das zeigen Messungen eines internationalen Teams um den Atmosphärenforscher Thomas Karl von der Universität Innsbruck. Außerdem wurden bisher direkte Stickstoffdioxid-Emissionen überbewertet.

Bisher haben Computermodelle die Konzentration von Ozon, Stickstoffdioxid und Stickstoffmonoxid aus der Konzentration der jeweils beiden anderen Gase abgeleitet. Grundlage dafür ist ein chemischer Zyklus, der vor über 60 Jahren von Philip Leighton beschrieben wurde und seither Leighton-Beziehung genannt wird. In der Praxis dient dies zum Beispiel dazu, die Ozonkonzentration in Gebieten abzuleiten, die durch Stickoxide verschmutzt sind.

Thomas Karl bei Atmosphären-Messgerät
Universität Innsbruck
Atmosphärenforscher Thomas Karl untersucht die Luft über Innsbruck

Vereinfachung war auch Verfälschung

Messungen an der Universität Innsbruck haben aber gezeigt, dass diese Vereinfachung zu falschen Ergebnissen führt. „In Städten mit hohen Stickstoffmonoxid-Emissionen wird dieses Verhältnis um bis zu 50 Prozent überschätzt“, sagt Thomas Karl. Dies führe dazu, dass Modellrechnungen die Konzentration von bodennahem Ozon im urbanen Raum überschätzen. Dies spiegle sich auch in den Luftgütevorhersagen wider. Karl betont, dass umweltpolitische Vorschriften nicht auf Modellrechnungen rekurrieren, sondern abhängig von tatsächlich gemessenen Schadstoffkonzentrationen in Kraft treten.

Universitätskreuzung
Hermann Hammer
Die viel befahrene Universitätskreuzung ist auch Ort genauer Luftgütemessungen

Turbulenzen beschleunigen chemische Reaktionen

Verantwortlich für den von den Innsbrucker Wissenschaftlern untersuchten Effekt sind neben dem Vorhandensein hoher Stickstoffmonoxid-Emissionen, die im urbanen Raum stärkeren Turbulenzen. Die Durchmischung der Gase, kombiniert mit den relativ rasch ablaufenden chemischen Prozessen führen dazu, dass mehr Ozon in Stickstoffdioxid umgewandelt wird. Die Daten der Forscher zeigen auch, dass der direkte Ausstoß von Stickstoffdioxid durch den städtischen Verkehr demgegenüber weitgehend vernachlässigbar ist.

Gittermast zur Luftgütemessung an der Uni Innsbruck
Hermann Hammer
An der Universität wird die Luftgüte gemessen

Daten von Messturm an Uni-Kreuzung

Gesammelt haben die Wissenschafter ihre Daten am 40 Meter hohen Messturm des Innsbruck Atmospheric Obersvatory an der Universitätskreuzung in Innsbruck. Pro Stunde werden 36.000 Datenpunkte erfasst. Mit einem speziellen Messverfahren lässt sich die Konzentration von Luftbestandteilen laufend überwachen.