Fasnacht Tirol
Innsbruck Tourismus
Innsbruck Tourismus
Leute

Fast ganz Tirol im Fasnachtsfieber

In vielen Tiroler Gemeinden finden in den nächsten Wochen große und kleine Fasnachtsumzüge statt. Die ohnehin meist jahrelangen Pausen zwischen den Fasnachten wurden durch die Coronavirus-Pandemie teilweise noch verlängert. Umso größer ist die Freude, dieses Jahr wieder die Larven aufzusetzen.

Fasnachtsumzüge in Tirol

  • Blochziehen in Tobadill, 22. Jänner
  • Blochziehen in Fiss, 29. Jänner
  • Regionsumzug in Kolsass, 27. bis 29. Jänner
  • Buabefasnacht in Imst, 5. Februar
  • Nassereither Schellerlaufen, 12. Februar
  • Fasnacht in Wald im Pitztal, 12. Februar
  • Regionsumzug der Martha-Dörfer in Rum, 12. Februar
  • Schellenschlagen in Patsch, 16. Februar
  • Axamer Wampelerreiten, 19. Februar

Wilde Gestalten, kunstvoll geschnitzte Holzmasken, farbenprächtige Gewänder, allerlei Tänze sowie viel Glockengeläut, Lärm und Musik: Aus diesen Zutaten bestehen die Fasnachtsbräuche in Tirol.

Viele dieser Fasnachtsbräuche können auf eine lange Geschichte verweisen, deren Ursprünge zum Teil Jahrhunderte zurückreichen. Das Wissen und die Geheimnisse rund um die Figuren, deren Gewänder und Gebärden werden von Generation zu Generation weitergegeben, wobei sich gewisse Aspekte – etwa im Hinblick auf bestimmte Details bei den Kostümen – je nach Ortschaft unterscheiden können. Was alle eint: Es geht um den Kampf zwischen den Jahreszeiten und darum, den Winter auszutreiben.

Blochziehen in Tobadill

Nach vier Jahren Pause zieht das kleine Dorf oberhalb von Landeck wieder in die Fasnacht. Dabei wird der Tradition entsprechend ein Baumstamm von rund 50 verheirateten Männern, den sogenannten Holzern, durchs Dorf gezogen. Begleitet werden sie dabei von Figuren wie dem Bajazzl, dem Bär, dem Schwoaftuifl oder den Schallnern. Bereits am 9. November wurde oberhalb des Dorfes der Baum geschlagen. Er ist 159 Jahre alt und 46 Meter lang.

So klein Tobadill mit 500 Einwohnern ist, umso größer ist die Begeisterung unter den Einheimischen. 120 bis 150 aktive Fasnachter erfüllen die Tradition mit Leben. Jede Familie ist in irgendeiner Form eingebunden.

Blochziehen Tobadill Fasnacht Tirol
Florian Schiferer

Blochziehen in Fiss

Seinen Namen verdankt der Fisser Fasnachtsbrauch dem Bloch, einem 35 Meter langen Zirbenstamm. Er repräsentiert einen Pflug, der die Felder für die Aussaat aufbricht und damit den Frühlingsanfang einläutet. Neben dem Bösen wird hierbei dem langen Winter der Garaus gemacht. Alle vier Jahre wird eine andere Leitfigur gewählt. Sie spielt eine Art Hauptrolle beim Blochziehen.

Dieses Jahr ist das der böse Schwoaftuifl. Er drängt sich mit seinen diabolischen Waffen, einer großen geschmiedeten Gabel und Holzkelle, unter die Zuseher und versucht stetig, das Weiterkommen der Blochzieher zu verhindern. Eine besondere Figur beim Blochziehen ist der Bajatzl. Er ist häufig auf den Dächern zu sehen und macht überall seine Späße.

Bajatzl Fasnacht Fiss Blochziehen
Fisser Blochziehen
Der Bajatzl macht in Fiss seine Späße

Buabefasnacht in Imst

Coronavirusbedingt fünf anstatt vier Jahre mussten die Imster „Buaben“ zwischen sechs und 16 Jahren auf ihren Auftritt bei der Buabefasnacht in Imst warten. Sie läuft im Groben so ab wie das Schemenlaufen der Erwachsenen. Kleine Roller und Scheller bilden einen Kreis, umgeben von Sacknern, Spritzern und Kübelemajen. Mit dabei sind auch die Ordnungsmasken, die sich vor allem Eltern, Lehrer und Mitschülerinnen als Opfer ihrer Ordnungstätigkeit auserkoren haben. Laggepaarle, Hexen, Bären, Kaminer und die Labara sind ebenfalls mit von der Partie. Alle gemeinsam ziehen in Richtung Stadtplatz in der Unterstadt.

Buabefasnacht Imst
ORF
Die Burschen in Imst proben bereits jetzt eifrig für ihre Fasnacht

Nassereither Schellerlaufen

Die älteste urkundliche Erwähnung dieser Fasnacht findet sich in der „Causa Domini“ vom 22. März 1740. Fasnachtsforscher und Volkskundler sind jedoch der Meinung, dass die Fasnacht so alt ist wie das Dorf Nassereith selbst. Der im Dreijahresrhythmus stattfindende Umzug, das Schellerlaufen, ist der Höhepunkt umfangreicher Vorbereitungen, die formal zu Dreikönig mit der Vollversammlung beginnen. Dieser Vollversammlung folgen das Fasnachtsuache, das Schalleprobiere und das Fasnachtseingraben.

Fasnacht Tirol Schellerlaufen Nassereith
Fasnachtskomitee Nassereith

Fasnacht in Wald im Pitztal

Alle vier Jahre befindet sich der Weiler Wald in Arzl im Ausnahmezustand. Pünktlich nach dem Mittagsläuten setzen sich über 200 Männer und Burschen ihre Larven auf und ziehen sechs Stunden lang durchs Dorf. Die zentralen Akteure der Walder Fasnacht sind Rollner und Schallner, die den Kampf Frühling gegen Winter symbolisieren. 17-mal wird geprobt, um das schweißtreibende Ritual durchzuhalten. Mit den Hexen, der Hexenmusik und den Ordnungsmasken bilden sie den Kroas. Eine Besonderheit der Walder Fasnacht sind die Waldmänner.

Fasnacht Proben Wald im Pitztal
ORF
Dreimal wöchentlich wird in Wald im Pitztal geprobt

Rumer Mullerumzug

Die Hauptfiguren der Rumer Muller sind den Jahreszeiten zugeordnet: Der Halbweiße steht für den Frühling, der Melcher für den Sommer, der Spiegeltuxer für den Hochsommer, der Zaggeler für den Herbst und der Zottler für den Winter. Jede Figur hat ihre eigenen Bewegungen und Besonderheiten, wobei der Spiegeltuxer mit seinem opulenten, bis zu zehn Kilogramm schweren Kopfschmuck wohl die auffälligste Figur darstellt.

Fasnacht Tirol
Innsbruck Tourismus / Tommy Bause
Die Nassereither Fasnacht ist berühmt für ihre bunten Seidengewänder

Schellenschlagen in Patsch

Das Schellenschlagen in Patsch ist in gewisser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung: Hier spielen nämlich Frauen die Hauptrolle – und das ist in der ansonsten männerdominierten Tiroler Fasnacht noch immer eine Seltenheit. Die Anfänge der Patscher Schellenschlagerinnen reichen ins Jahr 1958 zurück: Damals konnten sich die Männer der Ortschaft offenbar nicht dazu aufraffen, den auch in anderen Gegenden üblichen Brauch des Schellenschlagens auszuüben. Deswegen fällten die Frauen kurzerhand die Entscheidung, die Schellen selbst in die Hand zu nehmen, um dem Winter den Kampf anzusagen. Und so ziehen nun jedes Jahr Patscher Frauen und Mädchen mit ihren Larven, Kostümen und Glocken durch den Ort.

Schellenschlagerinnen Schellenschlagen Patsch
Tanja Reitmair

Axamer Wampelerreiten

Das alljährliche Wampelerreiten in Axams gehört mit Sicherheit zu den raueren Fasnachtsbräuchen in Tirol. Dafür sorgen in erster Linie seine Namensgeber, die dickbäuchigen Wampeler, sowie die Reiter. Diese versuchen nämlich Erstere auf den Rücken zu werfen. Und trotz genau festgelegter Regeln – die Wampeler dürfen etwa nur von hinten angegriffen werden und Attacken von vorne mit ihrem Stock abwehren – geht es bei diesem Ringen, das den Konflikt zwischen Frühling und Winter symbolisiert, meist recht rabiat zu. Als beste Wampeler gelten folglich jene, deren Rücken am Ende möglichst sauber geblieben sind.

Männer in gepolsterten Anzügen beim Wampelerreiten in Axams
ORF