Blick in Moskau in Richtung Basilius-Kathedrale
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Politik

Junge Ukrainer nach Moskau gebracht

Zwei ukrainische Jugendliche sind von Tirol nach Moskau gebracht worden. Dies sei ohne Beteiligung der zuständigen ukrainischen Behörden erfolgt, teilte das Land am Samstag mit. Ein Landesbediensteter soll daran beteiligt gewesen sein, daher wurde er vorerst suspendiert.

Das Land Tirol sei am Donnerstag vom ukrainischen Konsulat und in weiterer Folge von der ukrainischen Botschaft informiert worden, dass es Hinweise gebe, wonach zwei ukrainische Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren von Tirol nach Moskau gebracht worden seien. Dort seien sie ihren Müttern übergeben worden, erklärte Landesamtsdirektor Herbert Forster.

Dies sei im Zuge einer Familienzusammenführung erfolgt, ohne dabei die zuständigen ukrainischen Behörden befasst zu haben. Die Jugendlichen seien ursprünglich im Zuge der Ukrainehilfe nach Tirol gelangt und in einer Kinder- und Jugendeinrichtung in Kematen (Bezirk Innsbruck-Land) untergebracht gewesen, teilte Forster mit.

Auf Ersuchen russischer Kollegen tätig geworden

„Nach den uns derzeit vorliegenden Informationen war ein Mitarbeiter des Europäischen Ombudsmann-Instituts, der zudem auch in der Tiroler Landesvolksanwaltschaft beschäftigt ist, in die Vorgänge involviert“, erklärte Forster weiter.

Der Mann sei offenbar auf Ersuchen seiner russischen Ombudsmann-Kollegin tätig geworden. Seinen Angaben zufolge habe er über die russische Botschaft Informationen erhalten, wonach sich die Mütter der Jugendlichen bereits in Russland befänden und eine Familienzusammenführung wünschten.

Mitarbeiter soll im Alleingang gehandelt haben

„Die gesetzten Schritte des betreffenden Mitarbeiters waren nach derzeitigem Kenntnisstand ein Alleingang und mit dem Land Tirol weder abgestimmt, noch war das Land Tirol in die Verbringung involviert. Wir distanzieren uns von diesen mit den zuständigen ukrainischen Behörden nicht abgestimmten Handlungen. Der betreffende Mitarbeiter wurde vom Land Tirol vorübergehend suspendiert“, so Forster weiter.

Das Land Tirol stehe mit den offiziellen Stellen des Außenministeriums, der ukrainischen Botschaft und der Staatsanwaltschaft in engem Austausch und sagte vollste Unterstützung für die Aufklärung zu. Eine interne Untersuchung der Vorgänge sei bereits beauftragt. Da die Einrichtung des Landesvolksanwaltes ein Organ des Landtages ist, wurden am Samstag zudem die Klubobleute der Landtagsparteien über den aktuellen Kenntnisstand informiert.

Honorarkonsul über Vorgehen irritiert

Auch Walter Peer, Honorarkonsul der Ukraine, zeigte sich über die Vorgänge irritiert. „Wir haben 250 Kinder von Tirol eingeladen, um aus den Kriegsgebieten bei uns Schutz zu finden. Diesen Kindern geht es gut.“ Eine Person habe diese Kinder jetzt von Tirol nach Russland gebracht – in feindliches Gebiet. „Das ist das erste Irritierende.“

„Wenn es diesen Wunsch der Zusammenführung gibt, dann hätte das Land Tirol mit dem Konsulat, mit der Botschaft diese Mütter auch eingeladen, diese Kinder abzuholen, aber nicht unter einer fremden Flagge“, betont Peer.