Die Stimmung in der Tiroler Wirtschaft sei deutlich schlechter als die tatsächliche Lage, so der Tenor am Freitag bei einer Pressekonferenz der Standortagentur Tirol – mehr dazu in Schwierigere Lage für Produktionsbetriebe. Prognosen gehen von einem Wirtschaftswachstum aus, wenn auch von einem sehr schwachen. Das reiche aber aus, um die Situation zu erhalten.

Gerber: Politik muss Rahmenbedingungen schaffen
Die größte Herausforderung bleibe auch 2023 der Mangel an Arbeitskräften, sagt Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (ÖVP). Der Job als Politiker müsse sein, die Rahmenbedingungen für die Möglichkeit zum Arbeiten zu schaffen – für ältere Menschen, Frauen oder bei Kinderbetreuung. Es werde aber nicht gelingen, wenn Menschen, die arbeiten können, die Leistungsgesellschaft aus dem Fokus verloren haben und nur mehr halbtags arbeiten wollen.

Tappeiner verweist auf steigende Börsenkurse
Wirtschaftswissenschafter Gottfried Tappeiner bezeichnet das moderate Wirtschaftswachstum angesichts der multiplen Krisen als absolut erstaunlich. Fast niemand habe erwartet, 2022 so gut durchzukommen, so Tappeiner. Auch wenn die Verunsicherung gestiegen sei, sei in den meisten Branchen die Auftragslage weitgehend normal. Ein Indikator seien auch die Börsenkurse, die seit September 2022 wieder steigen.

Unterstützung durch öffentliche Mittel sollten künftig sparsam und nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip erfolgen, denn der Staat könne sich die dauerhafte Hilfe nicht leisten, stellte Wirtschaftslandesrat Gerber die Eigenverantwortung der Unternehmer in den Mittelpunkt.
Abschied vom Mantra der Globalisierung
Um die Krisenfestigkeit der regionalen Wirtschaft zu stärken, plädierte Wirtschaftswissenschafter Tappeiner auch dafür, sich vom Mantra der Globalisierung zu trennen, und so Abhängigkeiten, wie etwa bei der Medikamenten- oder Chipproduktion zu verhindern.
Angesichts der Lieferketten-Problematik hat die Standortagentur Tirol jetzt ihr Beratungsservice und Netzwerk nochmals erweitert. Generell verzeichne man bei sämtlichen Beratungen derzeit wieder einen Anstieg, so Geschäftsführer Marcus Hofer.