Christoph Walser und Stefan Garbislander bei Pressekonferenz
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Wirtschaft

Schwierigere Lage für Produktionsbetriebe

Die meisten Tiroler Betriebe bewerten ihre derzeitige wirtschaftliche Lage als zufriedenstellend oder gut. Bei Produktionsbetrieben hat sich die wirtschaftliche Lage eingetrübt, im Tourismus melden hingegen deutlich mehr Betriebe als vor einem Jahr eine gute Lage. Die Aussichten für 2023 sind für viele Betriebe schwer einzuschätzen.

Alljährlich zu Beginn eines neuen Jahres befragt die Wirtschaftskammer ihre Mitgliedsbetriebe, wie sie die wirtschaftlichen Aussichten für die nächsten zwölf Monate beurteilen. Deren Fazit ist, dass es noch nie so schwierig war, einzuschätzen, wie es weitergeht. Ein Hauptgrund dafür ist der Ukrainekrieg, der die weltweite Wirtschaft noch stärker beeinflusst als die Coronavirus-Pandemie. Eines der größten Probleme wird der Mangel an Arbeitskräften sein.

Christoph Walser
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Walser fasste am Donnerstag die wirtschaftliche Situation vor Medienvertretern zusammen

„Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird von den Betrieben nach wie vor tendenziell positiv bewertet: 35 Prozent der befragten Tiroler Leitbetriebe bewerten ihre wirtschaftliche Lage als gut; 49 Prozent als zufriedenstellend/saisonüblich und 16 Prozent als schlecht“, fasst Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser die Situation zusammen.

Wirtschaftliche Lage für viele Betriebe schlechter

In den kommenden Monaten wird sich die Auftragslage für alle produzierenden Betriebe deutlich verschlechtern, glaubt man in vielen heimischen Betrieben. Der Chefökonom der Tiroler Wirtschaftskammer Stefan Garbislander sagt, während im Jänner 2022 56 Prozent der Gewerbebetriebe und 57 Prozent der Industriebetriebe eine gute wirtschaftliche Lage meldeten, sind es aktuell 41 Prozent bzw. 35 Prozent. Auch im Handel geht man von Einbußen aus.

Aufleben im Tourismus nach Coronavirus-Pandemie

Konträr dazu stellt sich laut Garbislander die Situation im Tourismus dar: 48 Prozent melden eine gute wirtschaftliche Lage – vor einem Jahr waren es coronabedingt nur 15 Prozent. Über die verschiedenen Branchen hinweg habe sich damit die wirtschaftliche Lage angeglichen.

Schwäche, aber keine Rezession

Der Geschäftsklimawert insgesamt geht zwar von plus 24 Prozentpunkten vom Sommer 2022 auf nun plus sieben Prozentpunkte zurück, bleibt damit aber klar im positiven Bereich. „Tirols Wirtschaft erfährt in den ersten beiden Quartalen 2023 eine Schwäche – aber keine Rezessionsphase“, erklärt Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser. In Summe habe der Wirtschaftsstandort Tirol die Krisen schneller verkraftet als erwartet.

Zuwanderung: Walser kritisiert Parteifreunde

Entschärfen könnte sich in den nächsten Monaten das Problem der gestiegenen Energiekosten, denn derzeit gehen Öl- und Gaspreise rasant nach unten. Verschärfen wird sich das Problem der fehlenden Arbeitskräfte. Da helfe es nicht, wenn man den Leuten ständig Angst vor Asylsuchenden mache, sagt Walser, denn diese werde man als Arbeitskräfte dringend brauchen. Er sei auch nicht zufrieden, was da in der eigenen Partei passiere, so Walser. Es brauche Zuwanderung, und wenn man die aus politischen Gründen blockiere, brauche es auch Kritik an den Eigenen.

Walser drängte am Donnerstag darauf, mit positiven Gefühlen ins Jahr zu gehen. Er gibt aber zu, dass dies nicht leicht sei, denn wenn die Zinsen weiter steigen, dann könnte es für manche Betriebe und Haushalte dramatisch werden.