Einhof Unterbürg
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Wirtschaft

Tauziehen um St. Johanner Einhof-Areal

In St. Johann in Tirol sorgt ein geplantes Gewerbegebiet weiter für Diskussionen. Auf dem Grundstück steht ein Bauernhof, der unter Denkmalschutz steht. Die Gemeinde will den Bauernhof in das Gewerbegebiet integrieren. Das Denkmalamt will auch die Wiese rund um den Hof schützen.

Die Gemeinden St. Johann, Reith und Going und der Tiroler Bodenfonds setzen sich dafür ein, dass in St. Johann ein neues Gewerbegebiet entstehen kann. Es gebe bereits 150 Betriebe, die sich dort ansiedeln wollen, sagte der St. Johanner Bürgermeister Stefan Seiwald. Alternative Flächen gebe es in St. Johann nicht.

Gemeinde unter Druck

Seit 2012 wird ein Gewerbegebiet am Areal des Einhofes „Unterbürg“ ins Auge gefasst – mehr dazu in St. Johann: Kontroverse um Gewerbegebiet. Der Bedarf für die Wirtschaft sei riesig, sagte Bürgermeister Seiwald. Viele Unternehmerinnen und Unternehmen würden sich bei ihm melden und in den Raum stellen, sich woanders anzusiedeln, sollte in St. Johann nicht bald dieses Gewerbegebiet entstehen.

Einhof Unterbürg St. Johann
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Vor Kurzem ist der Einhof „Unterbürg“ unter Denkmalschutz gestellt worden. Jetzt geht es um das Areal rund um den Hof.

Hauser: Bebauung ist nicht wieder gut zu machen

Aus einem ganz anderen Blickwinkel sieht das der Denkmalschutz. Der Einhof „Unterbürg“ wurde vor Kurzem unter Denkmalschutz gestellt. Landeskonservator Walter Hauser, der oberste Denkmalschützer Tirols, will einen Schritt weitergehen. Er will nicht nur den Hof geschützt wissen, sondern das gesamte Areal, das den Hof umgibt.

Das ganze Gebiet soll als Kulturlandschaft erhalten bleiben, meinte Hauser: „Eine Bebauung der Flächen als Gewerbeflächen, auch von geordneten Teilbereichen, ist eine Jahrhundertveränderung des Kulturlandschaftsraumes am Eingang einer ganzen Talschaft, meiner, und vieler Meinungen nach, eine sehr nachteilige, nicht wieder gut zu machende Veränderung.“

Unterschutzstellung kam nicht überraschend

Die Unterschutzstellung des Bauernhofes kam für Bürgermeister Stefan Seiwald nicht überraschend, wie er sagte. Er fände den Schritt sogar gut. Man wolle dem kulturell wichtigen Tiroler Hof auch seinen Platz lassen, meinte der St. Johanner Ortschef. Er wolle den Hof – vorausgesetzt die Fläche wird vom Raumordnungsbeirat des Landes umgewidmet – in das neue Gewerbegebiet integrieren.

Das Areal des Einhofes „Unterbürg“ gehört dem Tiroler Bodenfonds. Auch der Landeskulturfonds interessierte sich, die Liegenschaft zu kaufen, liegt doch die Landwirtschaftsschule Weitau praktisch gleich ums Eck. Der Landeskulturfonds verlor aber das Rennen, der Bodenfonds schloss den Kauf ab.

Der Einhof als Klischeebild für Tirol

Nach einem Gespräch zwischen dem Denkmalamt, der Gemeinde und dem Eigentümer räumte Landeskonservator Hauser ein, dass in den Vorschlägen der Gemeinde der Hof Respekt ausstrahle, dennoch wäre diese Variante nur ein Kompromiss: "Unterbürg bleibt ein Klischeebild: Kulturlandschaft versus Gewerbepark. Die örtlichen- und überörtlichen Raumordnungskonzepte sowie der Flächenwidmungsplan der Marktgemeinde St. Johann weisen die Flächen rund um den Einhof „Unterbürg" als landwirtschaftlich wertvolle Fläche“, „Landwirtschaftliche Vorsorgefläche Leukental“, sowie als „Freiland nach § 41“ aus.

„Im Entscheidungsfall ist Kulturlandschaft eben noch immer ein Lippenbekenntnis für Präambeln in Raumordnungsplänen oder Sonntagsreden. Es wäre ja mal ein Präzedenzfall, wenn es anders wäre“, so der Landeskonservator.

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Die Zukunft des Areals „Unterbürg“ bleibt unklar, und wohl auch des denkmalgeschützten Hofes.

Entscheidung für heuer erwartet

Nun ist der Raumordnungsbeirat am Zug. Er muss entscheiden, ob aus dem „Unterbürg“-Areal ein Gewerbepark wird oder als Tiroler Landschaft erhalten werden soll. Eine Entscheidung wird für die nächsten Monate erwartet.