Der Blick auf die augenärztliche Versorgung in Lienz ist mehr als trüb. Mit Ende des Jahres 2022 ging ein Augenarzt, der einen Kassenvertrag hatte, in Pension. Damit sind 40.000 Osttiroler Patientinnen und Patienten und auch viele aus Regionen in Oberkärnten von den anderen verbliebenen drei Augenärzten zu übernehmen – ein Kassenarzt und zwei Wahlärzte.
Angespannte Situation schon im letzten Jahr
Beim Lienzer Augenarzt Matthias Dapra, der Wahlarzt ist, war es schon im letzten Jahr äußerst schwierig, einen Termin zu bekommen, Notfälle ausgenommen. Er kündigte an, am ersten Tag nach den Weihnachtsferien, neue Termine zu vergeben. Eine lange Warteschlange vor seiner Ordination war die Folge. Die ersten Patientinnen und Patienten kamen bereits um 5.30 Uhr, um sicher zu gehen, einen Termin auch zu bekommen.

Augenarzt Matthias Dapra sagte im kurzen Gespräch mit dem ORF Tirol, er sei selbst überrascht von dem großen Andrang. Er sei bemüht, jedem einen Termin zukommen zu lassen. Ein Interview sei ihm seitens der Ärztekammer aber untersagt worden.
ÖGK und Ärztekammer sind gefordert
Die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik (SPÖ) zeigte sich schockiert. Sie sprach von einem Skandal, dass es nur mehr eine Augenarzt-Kassenstelle in Lienz gibt: „Das ist definitiv zu wenig für den Bezirk. Zu unserem Einzugsbereich gehört ja auch noch Oberkärnten dazu. Es wird daran gearbeitet, mindestens noch eine zweite Kassenstelle zu besetzen. Da sind jetzt die Ärztekammer und die Krankenkasse gefordert.“
ÖGK in Gesprächen mit Ärzten und Land Tirol
Seitens der Österreichischen Gebietskrankenkasse hieß es am Montag, dass die Situation in Lienz bekannt sei. Man arbeite daran, eine Lösung zu finden, um die augenärztliche Versorgung in Osttirol sicherzustellen. Man führe bereits Gespräche mit Augenärztinnen und Augenärzten, die Interesse bekunden. Die ÖGK sei auch im Austausch mit dem Land Tirol. Eine mögliche Lösung sei etwa eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Spitalsbereich zu finden, so die Österreichische Gesundheitskasse.

AK-Präsident fordert Reformen ein
In einer ersten Reaktion sprach der Präsident der Arbeiterkammer Tirol (AK) Erwin Zangerl von „untragbaren Zuständen“. Die „angekündigte Patientenmilliarde war nichts als ein PR-Gag“, so Zangerl: „Seit über einem halben Jahr weiß man, dass der Bezirk unterbesetzt ist, jetzt wird sogar für zwei von drei Augenarzt-Kassenstellen eine Nachfolge gesucht, das sind unhaltbare Zustände – die Österreichische Gebietskrankenkasse (ÖGK) muss jetzt endlich reagieren und die Versorgung im Bezirk Lienz sicherstellen.“ Die Fusion der ÖGK vor drei Jahren habe bislang nichts gebracht, so Zangerl weiter. Die ÖGK müsse „wieder ein Service-Center für die Menschen vor Ort werden“.