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Gesundheit

Medikamenten-Engpass durch Grippewelle

Die hohe Zahl an Grippe- und grippeähnlichen Fällen führt zu Engpässen bei Arzneimitteln. Zum Beispiel fehlen teilweise gewisse Antibiotika in den Tiroler Apotheken. Trotzdem sei die Versorgung sichergestellt, so die Apothekerkammer. Der Pharmakonzern Sandoz will bei der Produktion nachschärfen.

283 Arzneimittel sind in Österreich mit Stand Donnerstag nicht verfügbar. Das geht aus einer vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) täglich veröffentlichten Liste hervor. Besonders bestimmte Antibiotika, Atemsprays oder Schmerzmittel sind Mangelware.

Von einer Ausnahmesituation könne aber nicht die Rede sein, sagte Matthias König, Präsident der Tiroler Apothekerkammer. „In Österreich gibt es insgesamt über 18.000 Arzneimittel, das heißt wir sprechen von rund zwei Prozent, die nicht verfügbar sind“. Solche Situationen seien nicht neu. „Vor wenigen Jahren gab es sogar 1.300 Einträge in der Liste“, so König.

Oft sei bei der Mangelliste des BASG auch nur eine Packung mit zehn Stück nicht vorhanden, jene mit 20 Stück desselben Medikaments aber sehr wohl. Die Zahl der nicht vorhandenen Arzneimittel müsse man daher differenziert sehen.

Apotheken suchen nach Lösungen

Dennoch seien die Engpässe in den Apotheken deutlich spürbar. Bei fehlenden Medikamenten seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa zwei Stunden am Tag damit beschäftigt, nach Lösungen zu suchen, hieß es vom Präsidenten der Tiroler Apothekerkammer.

Die Versorgung sei zwar sehr viel aufwändiger, aber trotzdem noch sichergestellt. Laut König sei es keine besorgniserregende Situation. „Wir können praktisch immer noch zu fast 100 Prozent eine Lösung anbieten“, meinte er.

Das bedeutet, dass Patientinnen und Patienten nach Rücksprache mit dem Arzt auf andere Medikamente mit der gleichen Wirkung, auf andere Apotheken oder auf größere Packungen ausweichen müssen. Man versuche auch, Arzneimittel aus dem Ausland zu bekommen. „Niemand bleibt unversorgt“, betonte König.

Antibiotika
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Vor allem bestimmte Antibiotika sind derzeit in Apotheken nicht oder nur eingeschränkt erhältlich

Pharmakonzern Sandoz schärft nach

Vom Pharmakonzern Sandoz hieß es auf Anfrage, dass derzeit bei der Herstellung der Medikamente nachgeschärft werde. Man habe Investitionen und weitere Maßnahmen getätigt, um die Produktion zu steigern, so Wolfgang Andiel, Marktmanager bei Sandoz: „Das betrifft etwa die Aufnahme zusätzlicher Fachkräfte oder mehr Arbeitsschichten.“ Das führe zwar nicht unmittelbar, aber doch sehr kurzfristig zu einer Verbesserung der Situation.

Forderung nach mehr Eigenständigkeit bei Produktion

Seit 75 Jahren stellt Sandoz, eine Firmentochter von Novartis, in Kundl (Bezirk Kufstein) Antibiotika her. An diesem Standort erfolgt die gesamte Produktion vom Wirkstoff bis hin zum fertigen Arzneimittel.

Dennoch sei für König die eingeschränkte Produktion in Europa ein zentrales Problem bei der aktuellen Versorgungslage der Arzneimittel. „Aus Kostengründen wurde sie insbesondere auf Asien ausgelagert. Bei Lieferengpässen oder stockenden Lieferketten wirkt sich das weltweit aus“, so der Präsident der Tiroler Apothekerkammer.

Er fordert daher Maßnahmen für mehr europäische Initiativen. „Im Sinne der Bevölkerung sowie der Arzneimittelsicherheit muss einfach mehr passieren“, meinte er. Schließlich würden sich beim Ausfall einer Fabrik die Lieferengpässe besonders bemerkbar machen.

Grippewelle besonders früh und hart

Allein die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verzeichnete in Tirol bei ihren versicherten Personen Mitte Dezember fast 30.000 Krankenstände. Davon entfielen rund 12.000 auf Grippe- und grippeähnliche Fälle. Diese Zahl hat sich im Vergleich zum Monatsanfang fast verdoppelt. 657 waren laut ÖGK zuletzt an „echter Influenza“ erkrankt – und damit vier Mal so viele wie noch zwei Wochen zuvor (162).

Die Grippewelle hat ganz Österreich in diesem sehr früh und hart getroffen. Bisher erreichte die Influenza-Saison den Höhepunkt an Neuinfektionen im Jänner oder Februar. Doch bereits Mitte Dezember wurden Rekordwerte gemeldet – mehr dazu in Rekordhoch bei Grippeerkrankungen.