Scheinwerfer zur nächtlichen Beleuchtung von Gebäuden und Sehenswürdigkeiten
ORF.at/Georg Hummer
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Kultur

Kulturbranche kämpft mit den Energiekosten

Die gestiegenen Energiekosten treffen die Tiroler Kulturbetriebe hart. Speziell die zahlreichen freien Kulturinitiativen und Kulturschaffenden im Land stehen vor der Herausforderung, einen Kulturbetrieb aufrecht zu erhalten. Zusätzliche Förderungen gibt es bisher nicht.

Die letzte Stromrechnung im Innsbrucker Treibhaus hatte es in sich, sagt der Obmann des Vereins „Treibhaus“ Norbert Pleifer: „Letztes Jahr haben wir für den November 2.100 Euro bezahlt und heuer haben die Innsbrucker Kommunalbetriebe 9.400 Euro abgebucht. Ich dachte es ist ein Ablesefehler oder irgendwer hat am Künstlerklo das Licht brennen lassen.“

Pleifer habe erst nächstes Jahr mit einer derartigen Summe gerechnet. Hereinspielen ließe sich das Geld nicht: „Wenn wir nicht 25, sondern 60 Euro für den Josef Hader verlangen, dann geht es vielleicht. Dann stellt sich aber die Frage, ob noch jemand kommt.“

Fördergelder reichen nicht aus

105.000 Euro bekommt das Treibhaus im Jahr an Förderungen von der Stadt Innsbruck. Diese Summe sei auch im neuen Jahr schnell aufgebraucht. „Wir bezahlen 120.000 Euro für Strom und 80.000 Euro für das Gas. Und wenn man das zusammen nimmt, sind das 200.000 Euro, die man verbraten hat, ohne dass auch nur ein Musiker einen Schilling verdient hat“, sagt Pleifer.

Bühne Treibhaus
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Das Treibhaus in Innsbruck

Mit den gleichen Problemen ist auch das Haus „Vierundeinzig“ in Innsbruck konfrontiert. In dem privat finanzierten Kulturort bleibt der 400 Quadratmeter große Konzert- und Veranstaltungssaal kalt. Für einen Abend aufzuheizen würde 1.000 Euro kosten, sagt die Begründerin der Kultureinrichtung Daniela Weiss-Schletterer: „Schon allein die Vorauszahlung entspricht dem Fünffachen vom Bisherigen.“ Die Konzerte vom Dezember und Jänner wurden deshalb in die wärmere Jahreszeit verlegt. „Wir können und wollen die Verteuerung nicht an die Kulturschaffenden und Veranstalter weitergeben.“

Saal Klavier
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In der kalten Jahreszeit bleibt hier das Klavier leise.

Die Alte Gerberei in St. Johann rechnet bis Ende Mai mit einer Erhöhung von 100 bis 200 Prozent beim Strom. Die Kulturbranche sei in der öffentlichen Wahrnehmung oft leise, brauche aber dennoch Unterstützung, sagt der Geschäftsführer Hans Oberlechner: „Wir haben den Bedarf nach Unterstützung in der Kulturbranche genauso, haben aber nicht die Mittel, um so laut zu schreien wie die Wirtschaftskammer.“

Kulturinitiativen dürfen keine Rücklagen bilden

Die Energiekrise mache die Planung für das nächste Jahr sehr schwer, heißt es bei den Tiroler Kulturinitiativen. Die Interessensvertretung der freien Kulturschaffenden vertritt 159 Initiativen aus ganz Tirol. Die Geschäftsführerin Helene Schnitzer sagt zu dieser Problematik: „Nach wie vor ist es so, dass Kulturinitiativen und -vereine, die subventioniert werden, vom Gesetz her keine Rücklagen bilden dürfen und daher gegen solche Krisen nicht geschützt sind. Die Kulturszene hat sich von der Corona-Krise noch nicht wirklich erholt, jetzt kommt auch noch die Energiekrise.“

Zusätzliche Subventionen, um die Folgen der Energiekrise abzufedern, hat es für den Kulturbereich nicht gegeben. Der Landtag hat letzte Woche einen Antrag der Liste Fritz auf ein Anti-Teuerungspaket für Kulturschaffende an den Teuerungsrat verwiesen. Vertreter der Kulturbranche haben dort jedoch keine Stimme.