Das Jahr 2022 endete mit einer schlechten Nachricht für die Tiroler Wirtschaft: Im Vergleich mit anderen Bundesländern hat sich Tirol im Vorjahr am schlechtesten von der Krise erholt, das reale Bruttoregionalprodukt (BRP) bezogen auf die Einwohner sank um 0,5 Prozent, in allen anderen Bundesländern stieg es deutlich an – mehr dazu in Tiroler Wirtschaft wieder Schlusslicht. Zu Beginn des Jahres hatte sich die Industrie noch vorsichtig optimistisch gezeigt, bei den Umsätzen wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen zu können. Schon damals waren aber Preissteigerungen und Engpässe bei Rohstoffen und Halbfertigfabrikaten Thema – mehr dazu in Industrie trotz Erschwernissen optimistisch. Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine stiegen die Preise weiter in bislang unbekannte Höhen.
Diesel teurer als Superbenzin
Spürbar war das auch für Autofahrerinnen und Autofahrer an den Zapfsäulen – erstmals war Diesel teurer als Superbenzin. Hauptgrund dafür war die hohe Nachfrage nach Heizöl – mehr dazu in Heizöl-Hype macht Diesel teuer. Auch andere Roh- und Werkstoffe wurden sprunghaft teurer, so klagten etwa bereits Anfang März metallverarbeitende Betriebe über Preisexplosionen – mehr dazu in Stahlpreis bringt Betriebe in Bedrängnis.
Explosion bei Energiepreisen fordert Betriebe
Bereits im Sommer zeigte das Konjunkturbarometer der Wirtschaftskammer, dass sich der Pessimismus unter Tirols Wirtschaftstreibenden verzehnfacht hat. Um das Neunfache gestiegen war mittlerweile der Gaspreis, von 20 Euro pro Megawattstunde auf 180 Euro pro Megawattstunde – mehr dazu in Schatten der Angst über Tiroler Wirtschaft. Auch die steigenden Stromkosten machten den meisten Betrieben schwer zu schaffen.
Linz Textil in Landeck kündigte im Oktober an, den Standort im März 2023 schließen zu wollen – 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren betroffen – mehr dazu in Linz-Textil in Landeck steht vor Schließung . Aber auch Branchen wie etwa Bäcker und Metzger litten unter den steigenden Energiepreisen – mehr dazu in Teurer Strom gefährdet Bäcker und Metzger. Aufgrund der massiven Kostensteigerungen beschloss auch die Bergkäserei Zillertal, die Großproduktion mit Milch von 120 Zulieferern einzustellen und wollte künftig nur mehr eigene Milch verarbeiten – mehr dazu in Bergkäserei Zillertal stellt Großproduktion ein.
Im Oktober war die Stimmung in der Industrie so schlecht wie seit Jahren nicht mehr, der Geschäftsklimaindex war auf einem historischen Tief – mehr dazu in Düstere Stimmung in der Industrie.
Flughafen erholt sich 2022 rasch
Erfreulicher verlief das Jahr für den Flughafen Innsbruck: Nach einem 90 Prozent Minus bei den Passagierzahlen im Jahr 2021 wurden bereits an den Jänner-Wochenende 2022 wieder 10.000 Passagiere gezählt, an einem Feber-Wochenende wurden dann beinahe so viele Passagiere abgewickelt wie im gesamten ersten Halbjahr 2021 – mehr dazu in Ein Wochenende so stark wie ein Halbjahr.

Ab Mai wurden dann auch die Frankfurt-Flüge wieder aufgenommen, bis zum Jahresende erwartete man sich allein dadurch weitere 100.000 Passagiere – mehr dazu in Frankfurt-Flüge ab sofort wieder möglich. Nach großem Interesse an den Charterflügen im Sommer waren auch die Erwartungen für die Wintersaison hoch, die Buchungslage wäre besser als 2019, so Flughafendirektor Marco Pernetta. Um den russischen Markt zu ersetzen wurde seit Dezember einmal die Woche Paris angeflogen – mehr dazu in Französische Premiere am Flughafen.

Im Sommer mehr Nächtigungen als vor Corona
Ím Tourismus zog man zu Beginn des Jahres 2022 noch eine gemischte Bilanz: Während im Jänner die Gäste noch ausblieben, waren die Buchungen für den Feber bereits gut. Allerdings klagte man bereits da über Personalmangel, damals vor allem bedingt durch die grassierende Omikron-Variante. Gebetsmühlenartig wiederholt wurde 2022 aber aufgrund der anhaltenden Personalknappheit im Tourismus die Forderung nach Aufstockung des Kontingents für Arbeitskräfte aus Drittstaaten – mehr dazu in Viele Buchungen, aber Arbeitskräftemangel. Bereits zu Ostern zeigte man sich mit der Auslastung wieder sehr zufrieden, im Sommer wurden in Tirols Tourismusbetrieben 22,4 Millionen Nächtigungen verzeichnet, mehr als vor Corona. Von Mai bis Oktober machten sechs Millionen Menschen in Tirol Urlaub – mehr dazu Mehr Nächtigungen im heurigen Sommer.

Neue Chefin der Tirol Werbung ist seit Mai Karin Seiler. Sie ist die erste Frau an der Spitze einer Landestourismusorganisation und folgte auf Florian Phleps, der sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzog – mehr dazu in Karin Seiler neue Chefin der Tirol Werbung.
Ansturm auf die Freibäder
Über einen Jahrhundertsommer konnten sich heuer die Tiroler Freibäder freuen, bedingt vor allem durch den heißen Juli – mehr dazu „Jahrhundertsommer“ in Tirols Freibädern, vom Arbeitskräftemangel blieb man aber auch im Freibad nicht verschont – mehr dazu in Bademeistermangel in Tiroler Bädern.

Nach einer Kündigungswelle vor eineinhalb Jahren stellte Swarovski in Wattens im Frühjahr wieder hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein – mehr dazu in Swarovski sucht wieder viele Mitarbeiter.Im Juni wurde mit Alexis Nasard ein neuer Geschäftsführer präsentiert. Der 56-Jährige ist in der über hundertjährigen Firmengeschichte der erste Chef, der nicht aus der Familie stammt – mehr dazu in Neuer Geschäftsführer bei Swarovski. Im November meldete Swarovski 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vornehmlich aus dem IT-Bereich beim AMS an. Der Stellenabbau sei Teil eines Veränderungsprozesses des Konzerns, um langfristig erfolgreich zu sein, hieß es – mehr dazu in Swarovski baut Dutzende Mitarbeiter ab.

Novartis investierte in Tiroler Standorte
Das Pharmaunternehmen Novartis nahm im Mai in Schaftenau die nach eigenen Angaben weltweit modernste Produktionsanlage für Biopharmazeutika in Betrieb – mehr dazu in Novartis investiert 300 Mio. Euro in Tirol. Im November erfolgte am Gelände der Novartis-Tochter Sandoz in Kundl der Spatenstich für ein neues Antibiotikawerk, investiert werden laut Unternehmen 50 Millionen Euro, 2024 soll das Werk in Betrieb gehen – Sandoz investiert in den Standort Kundl.

Des einen Freud, des anderen Leid: Während die Wirtschaft über Fachkräfte- und Lehrlingsmangel klagte, folgte am Arbeitsmarkt ein Rekord-Tiefststand bei den Arbeitslosenzahlen dem nächsten – mehr dazu in Rekord-Tiefstand bei Arbeitslosenzahlen und Ältere Arbeitskräfte wieder mehr gesucht.
Zahl der Insolvenzen deutlich angestiegen
2022 stieg wie erwartet die Zahl der Insolvenzen bei Privaten und Betrieben deutlich an, bei den Unternehmen auf mehr als das Doppelte. In der zweiten Jahreshälfte gab es drei Verfahrenseröffnungen, bei denen laut KSV1870 davon auszugehen war, dass die aushaftenden Passiva die Zehn-Millionen-Euro-Grenze überschreiten werden. Diese betraf die Mozart Vital Hotel GmbH in Ried im Oberinntal, die Weis Immobilien GmbH in Wattens und die GA Actuation Systems GmbH in Zellberg – mehr dazu in Heuer wieder deutlich mehr Insolvenzen.
An der Uni Innsbruck gab es im Oktober Grund zur Freude. Anton Zeilinger, in den 1990er Jahren Vorstand des Institutes für Experimentalphysik an der Uni Innsbruck, bekam den Nobelpreis für Physik zugesprochen – mehr dazu in Nobelpreis für Quantenphysiker Zeilinger.
Kurz vor der Nobelpreisverleihung im Dezember in Stockholm beschloss das Rektorat der Uni, Zeilinger für seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen ein Ehrendoktorat zu verleihen – mehr dazu in Ehrendoktor der Uni Innsbruck für Zeilinger.
Im Juli wählte der Universitätsrat Veronika Sexl zur neuen Rektorin der Universität Innsbruck. Sie folgt im März 2023 Tilmann Märk nach, der seit 2011 Rektor der Uni Innsbruck war – mehr dazu in Uni Innsbruck: Veronika Sexl neue Rektorin. Auch für die Uni waren die stark gestiegenen Energiekosten 2022 ein großes Thema – für die nächsten beiden Jahre rechnete man deshalb mit einem Finanzloch von 40 Millionen Euro – mehr dazu in An der Uni klafft 40 Millionen-Finanzloch.