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Soziales

Gewaltprävention: Zahl der Beratungen hoch

Seit gut einem Jahr müssen sich Täter beraten lassen, wie sie die eigene Gewalt verhindern können. Wie wichtig Maßnahmen zur Gewaltprävention sind, zeigt die hohe Anzahl von polizeilichen Wegweisungen. Innerhalb der vergangenen 15 Monate waren es in Tirol 1.100.

Die Gefährder sind zu 90 Prozent Männer, mehrheitlich zwischen 20 und 50 Jahre alt. Gewalt passiere meist innerhalb einer Beziehung oder Ehe, oder wenn die Beziehung gerade zu Ende gegangen ist. Die Tiroler Beratungsstellen für Gewaltprävention haben am Montag Bilanz gezogen.

Beratungsstellen in allen Bezirken

Die 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tiroler Beratungsstellen für Gewaltprävention haben in allen Tiroler Bezirken bisher über 700 Gefährder und Gewalttäter nach der Verhängung eines Betretungs- und Annäherungsverbots betreut, berichtete Leo Alber, Geschäftsführer des Psychosozialen Pflegedienstes Tirol (PSP Tirol), der die Tiroler Beratungsstelle für Gewaltprävention im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres (BMI) betreibt .

Leo Alber (GF PSP Tirol, rechts), Alexander Arnheiter (Teamleiter Beratungsstelle für Gewaltprävention) und Melanie Mlaker (Stv. GF Gewaltschutzzentrum Tirol)
Roland Muehlanger
v.l. Alexander Arnheiter, Teamleiter der Tiroler Beratungsstelle für Gewaltprävention, Melanie Mlaker, stv. Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol, Leo Alber, Geschäftsführer Psychosozialer Pflegedienst Tirol (PSP Tirol).

Beratung zeitnah und kostenlos

Die zeitnahe Beratung innerhalb von fünf Tagen nach der polizeilichen Wegweisung sei entscheidend, weil das Unrechtsbewusstsein zu diesem Zeitpunkt noch größer sei. Mit der sechs Stunden umfassenden, kostenlosen Beratung erreiche man nun viele, die sonst niemals freiwillig kommen würden. Alexander Arnheiter, Teamleiter der Tiroler Beratungsstelle für Gewaltprävention, sagte am Montag in einer Pressekonferenz: „Wir zeigen den Tätern das schuldhafte Verhalten auf. Im Falle, dass versucht wird auszuweichen, konfrontieren wir sie mit dem Tathergang. Viele Täter bereuen ihre Eskalation und nehmen die Beratung dankbar an, da sie ihre Beziehungen retten oder eine Hilfestellung bekommen möchten, um bei familiären Problemen anders zu reagieren.“

Prävention gegen künftige Gewaltausbrüche

Auch aus Sicht der Opferschutzeinrichtungen sind Angebote und die Arbeit mit Tätern und Täterinnen ein richtiges Signal. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass es eine weiterführende Therapie nach den Beratungsstunden für die Täter brauche, um langfristig Gewalt verhindern zu können. Die Beratungen seien aber keine Garantie dafür, dass es nicht wiederholt zu häuslicher Gewalt kommen könne. Aktuell liege der Anteil der Gefährder mit einem Kontakt zu einer Beratungsstelle für Gewaltprävention, gegen die ein erneutes Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wurde, bei unter zehn Prozent.