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Gesundheit

„HerzMobil“ senkt Sterblichkeit und Kosten

Seit zehn Jahren gibt es in Tirol das Programm „HerzMobil“ für Menschen, die an Herzinsuffizienz leiden. Etwa 1.000 Patientinnen und Patienten wurden bisher telemedizinisch betreut. Wie Studien zeigten, führt das Programm zu einer starken Reduktion der Sterblichkeit und der Kosten im Gesundheitswesen.

Nach einer akuten Herzerkrankung werden Patientinnen und Patienten nach dem Spitalsaufenthalt in einem dreimonatigen Programm überwacht. Das funktioniert über eine Handy-App und Bluetooth. Die Daten von Gewicht, Blutdruck, Befindlichkeit und Medikamenteneinnahme schickt der oder die Betroffene täglich digital weiter, Ärzte und Pflegekräfte im Telemedizin-Netzwerk können darauf zugreifen.

Drastische Reduktion bei Sterblichkeit

So seien die lückenlose Betreuung zuhause und rasche Hilfe im Notfall gewährleistet, beschreibt der ärztliche Leiter von HerzMobil Tirol, Gerhard Pölzl, die Vorteile der Telemedizin. Auffallend höher sei die Lebensqualität und geringer die Sterblichkeitsrate im Vergleich zu Herzpatienten, die nicht beim Versorgungsprogramm dabei sind. Die Sterblichkeit innerhalb eines Jahres nach einem Krankenhausaufenthalt konnte von 25 Prozent in der standardbehandelten Gruppe auf zehn Prozent in der HerzMobil-Gruppe gesenkt werden. Diese Reduktion um 65 Prozent lasse sich in der Medizin sonst kaum mit einem Eingriff oder einer Therapie erreichen.

Gerhard Pölzl
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Der ärztliche Leiter Gerhard Pölzl konnte mit einer guten Bilanz aufwarten

Studie zeigt Kosteneinsparungen

Ebenso konnte eine Studie der Universität UMIT bestätigen, dass HerzMobil kosteneffektiv arbeitet. „Ein gewonnenes Lebensjahr ohne Krankenhausaufnahme kostet bei HerzMobil Tirol pro Patient 4.773 Euro“ erklärt Pölzl: „In Großbritannien werden Interventionen als kosteneffektiv bewertet, wenn sie sich unter 30.000 Pfund pro qualitätsgesichertem Lebensjahr bewegen. In den USA ist dieser Schwellenwert zwischen 100.000 und 150.000 US-Dollar pro Patient und Jahr angesiedelt." Wenn man diese Vergleiche heranzieht, werde deutlich, dass Patientinnen und Patienten außerordentlich kosteneffektiv versorgt werden können, so der ärztliche Leiter.

Seit kurzem in allen Bezirken angeboten

HerzMobil wird seit kurzem flächendeckend in allen Tiroler Bezirken angeboten, an die 60 Netzwerkärzte und zehn Pflegekräfte sind involviert. 300 Herzpatientinnen und Herzpatienten werden aktuell betreut, Kapazität gebe es für 600. In den vergangenen zehn Jahren wurden insgesamt mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten betreut.

Tirol habe mit diesem Telemedizin-Programm Pionierarbeit in Österreich geleistet, sagt Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). Es gehe um mehr Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung aber auch um eine Reduktion der Krankenhaus-Wiederaufnahmen. Damit gehe auch eine Senkung der Kosten im Gesundheitswesen einher, so Hagele.

Finanziert mit Mitteln des Gesundheitsfonds

Das Durchschnittsalter von Menschen mit einer akuten Herzerkrankung liegt bei 70 Jahren, in Tirol gibt es 20.000 bis 30.000 Betroffene. HerzMobil Tirol wird jährlich mit rund 850.000 Euro aus Mitteln des Tiroler Gesundheitsfonds (Land Tirol, Tiroler Sozialversicherungsträger, Gemeindeverbande) finanziert. Begleitet wird HerzMobil Tirol bereits vom ersten Tag an vom ärztlichen Leiter Gerhard Pölzl und Koordinatorin Bettina Fetz.