Lisa Wetz Dramatikerin
APA/Eva Manhart
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Kultur

Preise, Personalwechsel und große Pläne

In der Tiroler Kulturszene hat es 2022 viele neue Gesichter in Führungspositionen gegeben. Die Kultureinrichtungen sind allerdings noch nicht so gut besucht, wie sie es vor Corona waren. Der Blick auf die vergangenen Monate zeigt jedenfalls, dass die Kulturszene in Tirol bunt und kontrovers ist.

Die Tiroler Kultur hatte 2022 viel zu bieten. Die 27-jährige Lisa Wentz aus Schwaz bekam den Nestroy-Autorinnen-Preis. In dem Stück „Adern“ verarbeitete sie die Geschichte ihrer Uroma. „Adern“ wurde am Wiener Akademietheater uraufgeführt und soll auch am Tiroler Landestheater zu sehen sein – mehr dazu in Bestes Stück: Nestroy Preis für Lisa Wentz.

Lisa Wentz bei der Verleihung des Nestroy-Preises

Die Sieben Todsünden im Wandel der Zeit

Für die Telfer Volksschauspiele wird Wentz eine der „Sieben Todsünden“ beschreiben: den Zorn. Der neue Telfer Intendant Gregor Bloéb engagierte Wentz und kündigte bei einer Pressekonferenz im November an, dass die Volksschauspiele wieder ein Ort der Gemeinsamkeiten werden sollen, man wieder zurück zu den Wurzeln wolle. Den anderen Todsünden sollen sich Autoren wie Felix Mitterer, Uli Bree, Hubert Sauper, Helena Adler, David Schalko und Calle Fuhr nähern – mehr dazu in Volksschauspiele kehren zu Mitterer zurück.

Pressekonferenz
ORF
Zusammen mit Geschäftsführerin Verena Covi, Thomas Gassner vom Tiroler Theaterverband und Dramaturg Florian Hirsch präsentierte Intendant Gregor Bloéb im vollbesetzten Rathaussaal in Telfs das Programm für die nächsten Tiroler Volksschauspiele.

Reitmeiers letzte Saison

Am Tiroler Landestheater stellten Intendant Johannes Reitmeier und sein Team ihren letzten Spielplan vor. Nach dem Sommer 2023 werden alle das Haus verlassen. Reitmeier wird in seinem Abschlussjahr bei den Opern „Genoveva“ von Robert Schumann und „Elektra“ von Richard Strauss Regie führen – mehr dazu in Tiroler Landestheater: Reitmeier-Regie zum Abschluss.

Petition für Verbleib Gasa Valgas

Für den Verbleib von Enrique Gasa Valga starteten Fans eine Petition mit bisher mehr als 9.000 Unterschriften. Die neue Intendantin Irene Girkinger arbeitete intensiv an ihrem neuen Programm. Sie will dem Publikum ab der Spielzeit 2023/24 mehr Internationales und mehr Zeitgenössisches bieten – mehr dazu in „Die Neue“ am Tiroler Landestheater.

Museumsleitung gesucht

Peter Assmann verließ 2022 die Direktion der Tiroler Landesmuseen früher als geplant – mehr dazu in Tiroler Landesmuseen: Assmann geht. Karl Berger übernahm vorübergehend die Leitung, für die langfristige Museumsleitung wolle er sich aber nicht bewerben. Der Posten wird neu ausgeschrieben – mehr dazu in Landesmuseen: Neuer Leiter auf Zeit. Der geplante Umbau des Landesmuseums verzögerte sich und wird auch mehr kosten – mehr dazu in Warten auf Umbau des Landesmuseums.

Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik haben sich unterdessen eine Strukturreform verpasst. Ab September 2023 werden Eva-Maria Sens als künstlerische Direktorin und der neue musikalische Leiter Ottavio Dantone das Festival leiten – mehr dazu in Innsbrucker Festwochen mit Doppelspitze.

Heinfels
Zita Oberwalder
In der Burg Heinfels wurden zur alten Substanz zeitgenössische Elemente hinzugefügt.

Umbauten statt Neubauten

Beim Tiroler Landespreis für Neues Bauen wurden zum ersten Mal weniger Neubauten und dafür mehr Umbauten ausgezeichnet: Die Osttiroler Burg Heinfels war eines der gelungenen Beispiele. Die Jury hatte eine klare Botschaft: Mit dem in Tirol besonders knappen Baugrund solle sparsam umgegangen werden – mehr dazu in Landespreis: Umbauen ist das Neue Bauen.

Künstlerinnen und Künstler reagierten 2022 auf die aktuellen Krisen: Mit einem Recycling Konzert versuchte ein junges Team bei den Klangspuren die Umweltzerstörung hörbar zu machen. Aber auch bei den Klangspuren standen 2022 Veränderungen an – der Komponist Thomas Larcher zog sich als Obmann zurück – mehr dazu in Klangspuren: Larcher nicht mehr Obmann.

Pussy Riot mehrmals in Tirol zu Gast

In St. Johann gaben Pussy Riot ihr einziges Österreich- Konzert der aktuellen Tour. Die Benefizshow war ausverkauft, die Punkband spielte in einem berstend vollen Konzertsaal. Wenig später kehrten Pussy Riot für Aufnahmen zurück nach St. Johann. Im August machten sie noch im Innsbrucker Treibhaus Station.

Pussy Riot in St. Johann

Im April gelang Frontfrau Marija Aljochina als Essensbotin verkleidet die Flucht aus dem Moskauer Hausarrest in den Westen.

Auge in Auge mit der Madonna

Die Madonna von Lucas Cranach war während der Domsanierung im Tiroler Landesmuseum auf Augenhöhe zu sehen. Besucher versuchten sogar, das Gnadenbild zu küssen – mehr Auge in Auge mit der Madonna von Cranach. Seit Ende November ist der Dom zu St. Jakob nach sieben Monaten Innenraumsanierung wieder geöffnet, das Cranach-Bild wieder zurück auf seinem angestammten Platz – Renovierter Innsbrucker Dom wieder offen.

Cranach Madonna
ORF
Während der Sanierungsarbeiten im Innsbrucker Dom konnte man die Madonna von Lucas Cranach im Landesmuseum ganz von der Nähe aus betrachten.

Ein Kunstprojekt sollte an die NS-Vergangenheit des Landhauses erinnern. Die Politik entschied sich für das zweitgereihte Projekt. Der Wettbewerbssieger wurde übergangen. Die Entscheidung liegt derzeit auf Eis – mehr dazu in „Balkensturz“ als mahnende Erinnerung.

märzengrund
ORF
Kino aus Tirol: Gerti Drassl und Harald Windisch im Film „Märzengrund“. Die Dreharbeiten fanden 2020 in Tirol statt.

Gute Geschichten aus Tirol wurden 2022 auch im Kino erzählt, so feierte etwa „Märzengrund“ von Regisseur Adrian Goiginger seine Premiere. Das Drehbuch basierte auf dem Theaterstück von Felix Mitterer. Die Verfilmung von „Totenfrau“ von Krimi-Autor Bernhard Aichner war zuerst im ORF und dann auf Netflix zu sehen – mehr dazu in „Totenfrau“-Premiere von Bernhard Aichner