Massive Schäden nach Muren im Stubaital
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Chronik

Unwetter, Blackout und Verkehrslawine

Schwere Unwetter, tragische Todesfälle, deutlich steigende Zahlen beim Reise- und Transitverkehr und ein großflächiger Stromausfall prägen den chronikalen Rückblick auf das Jahr 2022. Das Coronavirus ist zwar immer noch da, trat im Laufe des Jahres aber immer mehr in den Hintergrund.

Das Coronavirus war in der ersten Jahreshälfte noch allgegenwärtig – die Omikron-Variante ließ zu Jahresbeginn die Zahlen wieder steigen, besonders viele Infizierte gab es Anfang Jänner in Skigebieten. Wie ansteckend Omikron war, zeigte sich nicht zuletzt bei einem Cluster in einem Seniorenheim in Innsbruck Ende Jänner, wo rund 50 Personen – Heimbewohnerinnen und -bewohner sowie Personal – positiv getestet wurden – mehr dazu in Omikron verursacht Cluster in Altenheim.

Klinik beendete Krisenmodus

Die Lage in den Krankenhäusern blieb – anders als bei den vorhergehenden Varianten – stabil: Von rund 20.000 Infizierten Ende Jänner mussten 130 im Spital behandelt werden. Die Klinik Innsbruck beendete ihren Krisenmodus – mehr dazu in Klinik beendet vorerst Krisenmodus.

Statt wie 2021 angekündigt einen neuen Weg im Tourismus einzuschlagen, gab es in einigen Tiroler Party-Skiorten einen Winter „wie früher“ mit exzessivem Apres-Ski, was für einige Kritik sorgte. Touristiker relativierten und sprachen von „einzelnen Auswüchsen“ – mehr dazu in Abkehr vom Apres-Ski bereits vergessen.

Apres Ski im März 2022

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause hatten partyhungrige Wintertouristen offenbar einiges nachzuholen. Videos von Aprés-Ski-Partys in St. Anton sorgten für Aufsehen und Kritik. „Es kann ja nicht sein, dass eines der besten Skigebiete im Vollrausch untergeht", so ein Hotelier in St. Anton.

Mit dem Frühjahr sanken die Coronazahlen. Dass es noch andere Infektionskrankheiten gibt, zeigte im Juli der erste Fall von Affenpocken in Tirol – mehr dazu in Erster Fall von Affenpocken in Tirol bestätigt. Im Juli stiegen die Coronazahlen erneut deutlich an. Seit August gibt es für CoV-Infizierte keine Pflicht zur Absonderung mehr. Weitgehend normal konnte auch der Schulstart im September erfolgen – ohne Maske und Testpflicht – mehr dazu in Auch heuer kein unbeschwerter Schulstart.

Südost-Flanke des Unteren Malfragkopfs in der Samnaungruppe (Gemeindegebiet Spiss), wo fünf Tourengeher bei einem Lawinenabgang getötet wurden
APA/Polizei Tirol
Die Lawine in Spiss ging auf der Südostflanke des Unteren Malfragkopfs in der Samnaungruppe ab und forderte fünf Todesopfer

Acht Lawinentote an einem Wochenende

In einem an sich schneearmen Winter 2021/22 waren insgesamt zehn Lawinentote zu beklagen, acht davon an einem Wochenende Anfang Februar. In Spiss starben vier Schweden und ein einheimischer Bergführer unter einer Lawine – mehr dazu in Fünf Tote bei Lawinenabgang in Spiss, in der Wildschönau kam ein einheimisches Ehepaar bei einer Skitour ums Leben, einen Tag später wurde ein einheimischer Tourengeher von einem großen Schneebrett in Schmirn erfasst und starb. Laut Lawinenwarndienst hat es noch nie so viele Lawinenereignisse in so kurzer Zeit gegeben – mehr dazu in Weiterer Lawinentoter und Verschüttete.

Gewalttaten, Flugzeugabsturz und Unfälle mit Zügen

Auch im Tal waren die Einsatzkräfte 2022 immer wieder gefordert. Die Feuerwehren etwa im April bei einem Großbrand in einer Entsorgungsfirma in Inzing (Bezirk Innsbruck-Land).

Großbrand im Inzinger Gewerbegebiet

Der Großbrand bei einer Abfallentsorgungsfirma in Inzing ist vermutlich durch Selbstentzündung eines defekten Akkus ausgelöst worden. 215 Männer und Frauen von 13 Feuerwehren standen im Einsatz und konnten das Feuer nach rund zwei Stunden weitgehend unter Kontrolle bringen.

Großalarm für die Rettungsdienste gab es Anfang Juni, als sie bei einem Zugunglück mit mehreren Toten im bayrischen Garmisch-Partenkirchen angefordert wurden – mehr dazu in Bergung nach Zugunglück abgeschlossen.

Einsatz nach Zugunglück
APA/Josef Hornsteiner
Bei dem Zugunglück Anfang Juni bei Garmisch-Partenkirchen halfen auch Einsatzkräfte aus Tirol bei der Bergung

In Erinnerung blieb nicht nur den Einsatzkräften eine Gewalttat Ende Mai im Außerfern. Ein 18-Jähriger erstach seine 17-jährige Freundin und beging danach Suizid. Im Juli verwechselte eine 86-jährige Frau in Ellmau beim Einparken vor dem Supermarkt Gas- und Bremspedal und fuhr gegen einen Kinderwagen. Ein Einjähriger wurde eingeklemmt und starb weniger später im Krankenhaus – mehr dazu Gas- und Bremspedal verwechselt: Kind tot.

Tod eines Buben: Weiter keine Spur

Noch immer nicht geklärt ist, wie es zum tragischen Tod eines sechsjährigen Buben Ende August in St. Johann kam. Der Vater des Buben blieb nach einer Attacke durch einen Unbekannten bewusstlos liegen, sein Sohn fiel in die nahegelegene Ache und konnte nur mehr tot gefunden werden – mehr dazu in Toter Bub: Weiterhin keine heiße Spur. Bereits Tage zuvor war St. Johann in den Schlagzeilen, als ein Polizist bei einer Verfolgungsjagd einem 14-Jährigen in die Hand schoss – mehr dazu in Polizei: „Knall“ vor Schüssen auf 14-Jährigen.

Tödliche Unfälle an Bahnübergängen

Anfang August starben ein 37-jähriger Urlauber und sein vierjähriger Sohn, nachdem sie auf einem Bahngleis in St. Johann von einem Zug erfasst worden waren. Der Urlauber aus Saudi Arabien war auf den Bahnübergang gefahren, als sich die Schranken schlossen – mehr dazu in Zugunfall: Nach Kind auch Vater gestorben. Tödliche Verletzungen beim Zusammenstoß mit einem Güterzug erlitt auch ein 45-jähriger Fahrer eines Schulbusses im Oktober an einem unbeschrankten Bahnübergang in Pflach im Außerfern, zwei Schulkinder wurden bei dem Unfall schwer verletzt – mehr dazu in Busfahrer nach Unfall mit Zug gestorben.

Abgestürztes Flugzeug auf Hausdach
APA/ZEITUNGSFOTO.AT/LIEBL DANIEL
In Höfen durchschlug ein Kleinflugzeug das Dach eines Einfamilienhauses. Die Bewohner waren nicht daheim, die Flugzeuginsassen wurden schwer verletzt.

In Höfen bei Reutte stürzte im August ein Kleinflugzeug auf ein Wohnhaus und durchschlug dabei das Dach. Da die Hausbewohner außer Haus waren, wurden nur der Pilot und seine Begleiterin schwer verletzt – mehr dazu in Höfen: Flugzeug auf Hausdach gestürzt.

Defekte mit weitreichenden Folgen

Ein Defekt im Zuge von Umbauarbeiten im Umspannwerk Ost sorgte am 8. August für einen großflächigen Stromausfall, von dem rund 140.000 Haushalte in Innsbruck und Umgebung betroffen waren. Nach einer Stunde war die Stromversorgung wieder hergestellt – Stromausfall: 140.000 Haushalte betroffen. Wegen eines Lecks in einer Wasserleitung war die Gemeinde Wildermieming (Bezirk Innsbruck-Land) Ende Oktober einen halben Tag lang ohne Wasser, betroffen waren ca. 400 Haushalte – Wildermieming: Wasser fließt wieder.

Ein Netzwerkausfall bei der Asfinag führte im November zu drei gesperrten Straßentunnels im Tiroler Oberland. Der Arlbergtunnel, der Roppener- und der Perjentunnel waren mehrere Stunden lang gesperrt – mehr dazu in Netzwerkdefekt legte Tiroler Tunnels lahm.

Unzählige tote Fische im Stubaital

Im Stubaital verendeten 2022 zahlreiche Fische. Im Februar bremste ein Schneehaufen in einem Bach in Mieders den Wasserdurchfluss, wodurch rund 200 Fische erstickten – mehr dazu in Mieders: Zahlreiche Fische in Bach verendet. Im Juli ließ ein Unbekannter 6.000 Quellsaiblinge verenden, indem er bei einer Fischzuchtanlage in Neustift die Frischwasserzufuhr mit Rasenbrocken und einem Holzbrett blockierte.

Waldbrand Pinswang
zeitungsfoto.at
Im März brannte der Wald bei Pinswang. Auch Tage später loderten die Flammen immer wieder auf.

Hartnäckiger Waldbrand in Pinswang

Im März brannte aufgrund der Trockenheit der Wald in Telfs und in Pinswang, wo zahlreiche Feuerwehren und Löschhubschrauber im Einsatz waren – mehr dazu in Außerfern: Großer Waldbrand bei Pinswang. Auch Unwetter mit teils gravierenden Folgen zogen 2022 immer wieder über das Land. Im Mai wurde die Straße ins Sellrain auf über 100 Metern Länge vermurt, im Juni die Straße ins Pitztal, wodurch 200 Menschen vorübergehend eingeschlossen waren – mehr dazu in Muren: Hintere Pitztalstraße wieder frei.

Straße im Sellrain vermurt
Zeitungsfoto.at
Durch starken Niederschlag schwoll der Bach durch das Brander Tal derart an, dass die Sellraintalstraße im Bereich der „Brandner Höfe“ auf eine Länge von 100 Metern ca. 60 Zentimeter hoch verschüttet wurde.

Stubai: Pfarrer seit Unwetter vermisst

Im Juli richtete dann ein Unwetter mit Starkregen und Hagel enorme Schäden im Stubaital an, das Auto des Pfarrers wurde von den Wassermassen mitgerissen, der Geistliche gilt seitdem als vermisst. Ein weiteres Auto wurde auf der Stubaitalstraße von Wasser- und Geröllmassen verschüttet. Die beiden Insassen steckten bis zu den Schultern im Schlamm und konnten von den Einsatzkräften geborgen werden.

Autoinsassen bis zu den Schultern verschüttet

Den Einsatzkräften gelang es, die beiden Insassen dieses Wagens zu bergen. Sie steckten bis zu den Schultern im Schlamm fest.

Felsstürze und Hangbewegungen

Wie sehr Berge und Hänge in Bewegung sind, zeigte sich etwa bei einem Felssturz im Osttiroler Virgental, 20.000 Kubikmeter Fels brachen ab – mehr dazu in Lage nach Felssturz im Virgental stabil. Im September brachen in Längenfeld Felsen oberhalb der Gemeindestraße aus, stürzten 70 Meter ins Ortsgebiet und stoppten kurz vor einem Haus. Ein Ehepaar in Grins bei Landeck wiederum musste sein Wohnhaus nach 30 Jahren für immer verlassen, weil starke Hangbewegungen das Gebäude massiv verschoben hatten und zentimeterdicke Risse in den Wänden klafften – mehr dazu in Akute Gefahr: Ehepaar muss Haus aufgeben.

Risse in der Außenwand des evakuierten Hauses in Grins
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Der Hang hinter dem Wohnhaus in Grins ist in Bewegung und verursachte zentimeterdicke Risse am ganzen Haus

Im Sommer wurden grobe Verletzungen der Patientenrechte auf der psychiatrischen Station des Krankenhauses Kufstein publik. Pflegebedienstete der psychiatrischen Abteilung sollen unter anderem wehrlose Patientinnen und Patienten gefilmt und fotografiert haben. Zwei Personen wurden entlassen. Das BKH leitete eine externe Untersuchung ein. Die Ergebnisse wurden im Dezember präsentiert – mehr dazu in Spital Kufstein: Anzeigen nach Untersuchung.

Verkehrslawine rollt wieder

Eine deutliche Zunahme gegenüber den beiden Vorjahren gab es 2022 beim Verkehrsaufkommen. Der Lkw-Verkehr war sogar abschnittsweise stärker als vor der Pandemie. Auf der Inntalautobahn bei Wörgl sind von Jänner bis Oktober 2,9 Millionen Lastkraftwagen gezählt worden – mehr dazu Mehr Lkw-Verkehr auf Tirols Autobahnen. Auch der Pkw-Verkehr legte wieder deutlich zu: Im Reiseverkehr zu Pfingsten war der Rückstau vor einer Baustelle auf der Europabrücke der Brennerautobahn 20 Kilometer lang. Bald waren auch die Ausweichrouten über niederrangige Straßen verstopft, in einigen Dörfern im Bezirk Innsbruck Land kam der Verkehr komplett zum Erliegen – Viele Unfälle und Stau im Pfingstverkehr.

Pfingstreiseverkehr: Stau durch Zirl
zeitungsfoto.at/LIEBL Daniel
Deutlich schneller war man zu Fuß oder mit dem Rad, wenn man zu Pfingsten durch Orte wie Zirl wollte

Als Folge dessen traten an den Wochenenden Abfahrverbote in Kraft. Bis September hat die Polizei rund 73.000 Fahrzeuge wieder umdrehen lassen, die aufgrund von Stau und Verkehrsüberlastung auf das niederrangige Straßennetz ausweichen wollten – mehr dazu Polizei schickte 73.000 Autofahrer zurück.