Die Studie wurde vom Linzer Meinungsforschungsinstitut Spectra durchgeführt. Ziel sei es gewesen, die Debatte über Mobilität nach Innsbruck und ihre Auswirkungen auf Handel und Gastronomie auf evidenzbasierte Beine zu stellen, hieß es vonseiten der Stadtführung. Insgesamt wurden 600 Menschen aus Innsbruck und 25 Umlandgemeinden befragt.

Viele fahren mit dem Rad zum Einkaufen
Am meisten kaufen laut Studie jene, die mit dem Fahrrad in die Innenstadt kommen: Nur 31 Prozent von ihnen fahren mit leeren Händen oder leerem Einkaufskorb wieder nach Hause. Zwei Drittel der Einnahmen im Handel und knapp die Hälfte (47 Prozent) der Einnahmen in der Gastronomie der Innenstadt stammten demnach von Öffi-Nutzern, Fahrradfahrern oder Fußgängerinnen. Dagegen kaufen laut Studie 62 Prozent der mit dem Pkw in die Innenstadt kommenden Menschen nichts ein – weder für den täglichen, noch für den nicht-täglichen Bedarf.
63 Prozent der Käufe mit umweltfreundlicher Anreise
Die Studie zeige, dass in Summe von den wöchentlich 3,5 Millionen Euro Einnahmen in der Innsbrucker Innenstadt 63 Prozent von umweltfreundlich einpendelnden Menschen kommt. 29 Prozent fahren mit den Öffis, 21 Prozent mit dem Fahrrad und 13 Prozent sind zu Fuß unterwegs. Nur 37 Prozent kommt laut Studie mit dem Pkw beziehungsweise mit dem Motorrad.
Die Klimakrise verlange unbedingt nach einer Reduktion der Schadstoffe von Verbrenner-Motoren, das stehe außer Frage, sagte Bürgermeister Georg Willi(Grüne). „Bei großen Mobilitätsprojekten in der Innsbrucker Innenstadt sind aber viele Kauf- und Geschäftsleute verständlicherweise sensibel, was ihre KundInnen betrifft.“ Die Studie solle daher eine objektive Basis für die Diskussionen über Mobilitätsprojekte aufbereiten und die These überprüfen, dass dem Fahrradverkehr auch wirtschaftlich eine wachsende Bedeutung zukomme.
ÖVP sieht Fehler in Studie und falsche Interpretation
„Die Studie wurde nur in den Monaten Juli und August durchgeführt, also im Hochsommer, wo naturgemäß viele Menschen zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs sind. In den Herbst- und Wintermonaten, die bekanntlich die wichtigsten Monate für den Handel und für die Gastro sind, schaut das Mobilitätsverhalten natürlich ganz anders aus. Diese wichtigen Monate wurden aber vollkommen außen vorgelassen, was das Studienergebnis massiv verfälscht und auch die Aussagekraft dieser Erhebung in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt“, so Mariella Lutz (ÖVP), die selbst auch ein Einzelhandelsgeschäft in der Innsbrucker Innenstadt betreibt.
Außerdem sei der enge geographische Radius der befragten Kundinnen und Kunden probelmatisch, so Lutz. „Hier wurde nur das engste Umfeld von der Stadt, also das Umland von Innsbruck, berücksichtigt, das Einzugsgebiet ist aber wesentlich größer. Viele Stadtbesucher kommen aus den Tälern und vom Ober- und Unterinntal. Hier ist der Pkw-Anteil natürlich erheblich größer“, kritisierte Lutz den geographischen Untersuchungsraum.
Lutz: Ohne Autos müssten Kaufleute sofort schließen
Der größte Fehler liege jedoch darin, dass gar nicht auf die Wertschöpfung der Verkehrsteilnehmer eingegangen worden sei. Es zeige sich eindeutig, dass der Pkw-Kunde weitaus mehr im wie alle anderen Verkehrsteilnehmer ausgebe, so Lutz. Während Kunden des sogenannten Umweltverbundes im Schnitt 67 Euro ausgeben, konsumierten Kunden, die mit dem Pkw kommen, im Schnitt 95 Euro. Noch stärker würden sich die Durchschnittsausgaben in der Gastro unterscheiden. „Hier gibt der Autofahrer sogar 50 Euro aus, Kunden des Umweltverbundes nur 18 Euro“.
Würde man an dieser Stellschraube drehen und den Pkw-Verkehr ganz abdrehen, müssten Innsbrucks Kaufleute ihre Geschäfte sofort zusperren, da ganz einfach die Wertschöpfung nicht mehr im genügenden Ausmaß vorhanden wäre, sagte Lutz.
Auch FPÖ mit umfangreicher Kritik an Studie
Ähnlich fiel die Kritik der FPÖ aus. „Die von den Innsbrucker Grünen vor allem Stadträtin Uschi Schwarzl immer wieder als die Bösen hingestellten Pkw-Nutzer geben sehr viel Geld in Innsbruck aus, während der Umweltverbund bestehend aus Öffentlichem Verkehr, Radfahrer und Fußgänger gemeinsam im Bereich des Handels um 27 Euro pro Einkauf weniger ausgeben“, sagte Vizebürgermeister Markus Lassenberger.
Im Bereich der Konsumation im Gastro-Bereich zeige sich dasselbe Bild. „Hier wird vom Autofahrer 32 Euro mehr pro Restaurantbesuch ausgegeben.“ Ohne die Pkw-Nutzer, die nach Innsbruck kommen, wäre der Wirtschaftsstandort gefährdet, betonte Lassenberger.