Fünf Frauen bei Pressekonferenz
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Politik

Gewalt an Frauen in Tirol an Tagesordnung

An diesem Freitag beginnen die Aktionstage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. 16 Tage lang wird mit Veranstaltungen und Aktionen auf das Problem hingewiesen. In Tirol gab es heuer drei Frauenmorde, die Polizei verhängte fast 1.000 Betretungsverbote.

Notunterkünfte für von Gewalt betroffene Frauen sind rar und belegt. Nur 16 Plätze stehen im einzigen Tiroler Frauenhaus, in Innsbruck, zur Verfügung, einzelne Plätze in den Bezirken. Das Ziel von Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) ist es, die Frauenhausplätze auszubauen, damit gefährdete Frauen dort schnell und unbürokratisch unterkommen können, ohne dass sie auf einer Warteliste stehen, wie das teilweise der Fall sei. Auch die Helfenden quer durch Tirol sind im Dauerstress. So hat allein das Gewaltschutzzentrum in Innsbruck mehr als 1.500 Betroffene beraten, mehrheitlich Frauen, aber auch Männer.

Fünf Frauen bei Pressekonferenz
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Bei einer Pressekonferenz am Freitag wurde die Gewalt an Frauen in Tirol thematisiert

Polizeibeamte werden speziell geschult

Bei der Tiroler Exekutive sind inzwischen mehr Präventionsbeamte im Einsatz, insgesamt 140 landesweit. Katja Tersch, Leiterin des Landeskriminalamtes, sagt dazu, diese Beamte würden besondere Ausbildungen und Schulungen bekommen etwa im Hinblick auf dahinterstehende strukturelle Gewalt, verschiedene Gewaltformen und die rechtliche Basis, auf der man einschreiten könne.

Schwierige Situation in ländlichen Bereichen

Das Außerfern steht stellvertretend für die schwierige Beratungssituation. Will eine Gewaltbetroffene etwa vom hinteren Lechtal Hilfe, muss sie sich erst den Weg nach Reutte organisieren. Das kann schon daran scheitern, dass der gewalttätige Ehemann den Kilometerstand beim Auto kontrolliert. Das erzählte am Freitag Gabriele Schick vom Beratungszentrum BASIS in Reutte.

Fahne Gewalt gegen Frauen hängt vom Innsbrucker Rathausbalkon
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Am Innsbrucker Rathausbalkon macht eine Fahne auf die Problematik aufmerksam

Allerdings schöpft sie Hoffnung, denn durch den Generationenwechsel habe sich im Bewusstsein viel verändert, so Schick. Man erlebe, dass junge Gemeinderäte oder Bürgermeisterinnen sehr offen für das Thema seien. Sie würden sich melden und das Gespräch suchen. Man biete auch an, in die Gemeinden zu kommen.

Statistisch betrachtet ist die Situation in Tirol in diesem Jahr aber nicht wirklich besser geworden. Denn allein durch finanziellen Druck gelingt vielen Frauen nicht die Flucht aus ihrem bestehenden, gewaltgeprägten Umfeld.