Wolf
APA/HANS KLAUS TECHT
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Politik

Wolf: EU-Parlament für leichteren Abschuss

Das EU-Parlament hat am Donnerstag in Straßburg einen Entschluss zum Umgang mit Wölfen verabschiedet. Darin fordert die Mehrheit der Abgeordneten unter anderem eine „Abschwächung des Schutzstatus“. Die Landwirtschaftskammer Tirol sieht darin ein „wichtiges Signal“, Tierschutzorganisationen üben Kritik.

Nach der rechtlich nicht bindenden Resolution soll es einfacher werden, den Wolf zu schießen. Dies würde der Erhaltungszustand des Wolfs auf gesamteuropäischer Ebene rechtfertigen, wie das EU-Parlament mitteilte. Während sich die Konservativen und Rechten zufrieden zeigten, kritisieren die Grünen den Vorstoß.

Die EU-Mandatare fordern die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten außerdem auf, „wissenschaftlich zu ermitteln, welche Präventivmaßnahmen am besten geeignet sind, um Angriffe zu reduzieren“. Auch pochen sie auf ausreichende Gelder für Präventivmaßnahmen und Schadensbegrenzung.

EU-Abgeordnete von ÖVP und FPÖ erfreut

Freude herrschte unter den EU-Abgeordneten der ÖVP. Von einem „klaren Erfolg für die heimische Landwirtschaft“ sprach ÖVP-Landwirtschaftssprecherin Simone Schmiedtbauer in einer Aussendung. „Damit hat die Stimme der Vernunft und der Wissenschaft gesiegt.“

Der freiheitliche EU-Abgeordnete Roman Haider begrüßte die Entschließung. „Zusammen mit der Aufforderung der 17 Mitgliedstaaten bei der letzten Ratssitzung, die in die gleiche Richtung geht, steigt damit der Druck auf die Kommission, endlich tätig zu werden“, betonte Haider in einer Aussendung. Erfreut reagierte auch der Verband Jagd Österreich, dessen Präsident Josef Pröll sich zuversichtlich zeigte, dass die EU-Kommission den absoluten Schutzstatus des Wolfes überdenken wird.

Grüne orten „Schwächung von Naturschutz“

Kritik an der Resolution übte der grüne Europaabgeordnete Thomas Waitz. „Es geht der ÖVP und den konservativen Parteien nicht um eine gemeinsame Suche nach Lösungen für die Bergbäuer*innen und die Almwirtschaft, sondern um Panikmache und eine Schwächung von Naturschutz“, kritisierte Waitz in einer Mitteilung. Ein Aufschnüren der entsprechenden Richtlinie „gefährdet nicht nur den Schutzstatus vieler Tierarten in Europa, sondern auch andere Naturschutz-Errungenschaften wie die Natura 2000 Gebiete“.

WWF und Tierschutz Austria kritisieren Resolution

Auch Tierschutz Austria ist mit der Resolution nicht einverstanden. Der Abschuss von Problemwölfen sei faktisch nicht umsetzbar, so Tierschutz-Austria-Präsidentin Madeleine Petrovic. Kein Wolf hätte ein Schild mit „Problemwolf“ umgehängt. Der Wolf befinde sich in der EU großteils immer noch in einem „ungünstigen Erhaltungszustand“ und sei gefährdet, ganz besonders in Österreich, wo die Art „weiterhin vom Aussterben bedroht“ sei.

Kritik kommt auch vom WWF: „Luchse, Wölfe und Bären sind wichtig für die Artenvielfalt und spielen eine Schlüsselrolle für gesunde Ökosysteme“, so WWF-Ökologe Christian Pichler, der betonte, dass der Schutz dieser Tierarten verbessert, nicht ausgehebelt werden müsse.

Tirol: Landwirtschaftskammer begrüßt Antrag

Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Tirol, sieht in dem Entschließungsantrag ein „wichtiges Signal auf EU-Ebene“, wie es in einer Aussendung heißt. Es sei für ihn ein „weiterer wichtiger Schritt, um zu einer praktikablen Lösung mit Großraubtieren zu gelangen“. Essentiell sei für ihn, dass den EU-Mitgliedsstaaten „mehr Flexibilität in der Auslegung“ der FFH-Richtlinie zugesprochen werden soll.

EU-Richtlinie regelt Artenschutz

Die FFH-Richtlinien (Fauna-Flora-Habitat) regelt in der EU seit 30 Jahren den Umgang mit dem Wolf. Sie soll den Artenschutz gewährleisten. Der Wolf ist darin als „streng zu schützende Tierart von gemeinschaftlichem Interesse“ gelistet und darf damit nur in ganz wenigen Ausnahmen abgeschossen („entnommen“) werden. Für eine Änderung der FFH-Richtlinie bedarf es der Zustimmung aller 27 EU-Staaten, zuständig dafür sind die Umweltminister, somit Ressortchefin Leonore Gewessler (Grüne). In Österreich liegt der Vollzug der EU-Richtlinie bei den Ländern.

Hierzulande wurden laut dem „Österreichzentrum Bär Wolf Luchs“ mit Stand August 31 Wolfsindividuen nachgewiesen – Tendenz steigend. Gerissen wurden demnach bis zum Sommer insgesamt 489 Schafe und Ziegen sowie ein Rind. Laut Landwirtschaftsministerium gab es 2021 rund 680 Risse von Nutztieren und 2020 rund 330 Risse. In Europa liegt die Zahl der Wölfe bei schätzungsweise 17.000.