Neu gebaute Mehrfamilienhäuser
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Wirtschaft

Kredit-Richtlinien lassen Wohntraum platzen

Die Zahl der Immobilienfinanzierungen in Tirol ist stark rückläufig. Verantwortlich dafür sind die im August in Kraft getretenen, strengeren Kreditvergaberichtlinien. Sie sind vor allem für junge Familien ein Ausschlusskriterium, können aber auch besser Verdienende treffen.

Im August wurden die Vergaberichtlinien für Immobilienkredite in Österreich drastisch verschärft. 20 Prozent des Kaufpreises müssen in Form von Eigenkapital vorhanden sein, die Kreditrate darf 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht überschreiten und die Kreditlaufzeit wurde auf maximal 35 Jahre begrenzt.

Strengere Regeln für Wohnungskredite

Es wird noch schwieriger für alle, die ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen wollen: Wer dafür einen Kredit aufnehmen muss, für den gelten seit einigen Monaten verschärfte Vergaberichtlinien. Die Auswirkungen der neuen Richtlinien kann man schon jetzt sehen – nicht nur bei der Zahl der Kreditvergaben, sondern auch am Immobilienmarkt.

Eigenkapitalquote für junge Familien oft nicht erreichbar

Vor allem die Hürde von 20 Prozent Eigenkapital ist für viele Antragssteller zu groß, bestätigt Reinhard Mayr, Bankensprecher in der Wirtschaftskammer. Insbesondere bei jungen Familien sei die Eigenkapitalquote das größte Problem um sich den Traum von einer eigenen Immobilie zu erfüllen. Das sei auch insofern schade, weil in vielen Fällen die Miete höher als die Kreditrückzahlung sei.

Zwei Frauen sitzen sich auf Tisch gegenüber
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Das Kreditgespräch endet immer öfter mit einer Ablehnung

Auch besser Verdienende betroffen

Bei der Wirtschaftskammer weist man darauf hin, dass die neuen Richtlinien auch besser Verdienende treffen können. So müsse eine Person mit einem Monatseinkommen von 10.000 Euro netto, die eine Rückzahlungsrate von 5.000 Euro auf 35 Jahr benötige, mit einer Ablehnung rechnen, obwohl solche Kreditnehmer die Rückzahlung problemlos leisten könnten, bringt Michael Posselt, Fachgruppenobmann der Tiroler Finanzdienstleister, ein Beispiel. Gerade mit solchen Kundinnen und Kunden könnten sich ertragreiche Geschäftsbeziehungen ergeben.

Preisdämpfer am Immobilienmarkt

Die Zahl der Immobilienfinanzierungen ist im dritten Quartal des heurigen Jahres um mehr als 25 Prozent zurückgegangen, bei steigender Tendenz. Das hat auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, bestätigt Branchensprecher Arno Wimmer. Die Zeiten von jährlichen Preissteigerungen von acht oder zehn Prozent seien vorbei. Man werde einen stagnierenden Markt haben und in gewissen Segmenten werde es einen Preisverfall geben, etwa nicht sanierte, ältere Objekte mit hohen Betriebskosten.

Die Vergaberichtlinien wurden von der Finanzmarktaufsicht verschärft, um eine Immobilienblase zu verhindern. Teile der Politik und auch Vertreter der Banken fordern jetzt  Ausnahmeregelungen, etwa für junge Familien. Ob die Finanzmarktaufsicht die strengen Regeln lockern wird, ist derzeit ungewiss.