Aufgrund des Pflegenotstands sind in der jüngeren Vergangenheit einige Neuerungen beschlossen worden. Jeder, der eine Ausbildung zu einem Pflegeberuf macht, soll künftig mindestens 600 Euro pro Monat erhalten. Ab dem kommenden Jahr soll außerdem eine Pflegelehre zur Pflegeassistentin und zum Pflegeassistenten als Modellversuch eingeführt werden. Den akuten Personalmangel in den meisten Tiroler Heimen werden diese Maßnahmen so schnell aber nicht abfedern.
Frühpensionisten als mögliche Entlastung
In vielen Alten- und Pflegeheimen gebe es ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Robert Kaufmann, der das Alten- und Pflegeheim in Zirl leitet. „Es gibt weniger Junge, die in das Berufsleben einsteigen. Zudem gibt es den Trend zur Teilzeit.“ Personal sei darum Mangelware, viele Betten müssen gesperrt bleiben. Es werde ein bis zwei Jahre dauern, bis sich die Verbesserungen in der Ausbildung bemerkbar machen, glauben Expertinnen und Experten.
Walter Draxl, Direktor des Ausbildungszentrums West (AZW), glaubt, dass Frühpensionistinnen und Frühpensionisten für schnelle Entlastung sorgen könnten. Drei bis vier Monate zusätzlich arbeiten mit einem fixen, abgabenbefreiten Stundenlohn von 40 Euro stellt sich der Rektor vor. „Und wenn sich das nicht auf die höhe der Pension auswirkt, dann ist das ein Anreiz für viele zu arbeiten“, so Draxl.
Viele Einzelschicksale
Im Endeffekt gehe es um Existenzen, so Robert Kaufmann. „Für jeden einzelnen Menschen ist es dramatisch, wenn er seine Oma, seinen Opa, seine Frau oder seinen Mann einfach nicht gut versorgen kann. Das sind alles einzelne Schicksale die da dranhängen. Das ist eigentlich die große Herausforderung, vor der wir stehen“, so der Leiter des Alten- und Pflegeheims in Zirl.