Hausarzt und Patient
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Gesundheit

Tirol braucht dringend Hausärzte

Bei Ärztinnen und Ärzten mit Kassenverträgen zeigt sich in Tirol zunehmend ein Mangel. Besonders praktische Ärzte würden gebraucht, hier sind zwölf Planstellen derzeit unbesetzt. Ein Zusatzstudium soll Abhilfe schaffen.

Warteschlangen bis vor die Tür und ein Aufnahmestopp für neue Patientinnen und Patienten. Wie groß der Ärtzemangel in Tirol inzwischen ist, zeigt sich besonders bei den Hausärzten mit Kassenverträgen. Zwölf Kassenplanstellen in elf Gemeinden sind derzeit unbesetzt. In all diesen Gemeinden fehlt eine Hausärztin oder ein Hausarzt. Ein kürzlich gestartetes Erweiterungsstudium für Allgemeinmedizin an der MedUni Innsbruck soll Abhilfe schaffen, gefragt wären allerdings raschere Lösungen.

Facharztausbildung für Allgemeinmedizin

Alleiniger Problemlöser sei es nicht, doch es sei ein Meilenstein aus Sicht von Ärztekammer-Präsident Stefan Kastner. An der Medizinischen Universität Innsbruck startete kürzlich das Erweiterungsstudium Allgemeinmedizin. Eine jahrelange Forderung sei damit umgesetzt worden.

„Es ist traurig, dass es erst jetzt passiert, aber jetzt haben wir diesen Lehrstuhl, die Projekte beginnen zu laufen. Das ist sicher eine deutliche Steigerung der Wertung der Allgemeinmedizin. Genauso wie der jetzige Beschluss des Ministeriums, den Facharzt für Allgemeinmedizin umzusetzen. Das war eine jahrelange Forderung der Ärztekammer. Auch das steigert die Wertigkeit des Fachs. Und je attraktiver es ist, desto mehr Bewerber erwarten wir uns auch für die Stellen,“ sagte Stefan Kastner.

Beruf soll attraktiver werden

Eine Aufwertung der Allgemeinmedizin und Nachwuchsförderung soll damit erreicht werden. Alfred Doblinger, selbst Hausarzt in Oberperfuss (Bezirk Innsbruck-Land), ist der Leiter des neuen Instituts für Allgemeinmedizin an der MedUni Innsbruck: „Der erste Teil ist das Studium, wo wir schon eingreifen und Interesse wecken können. Hier können wir schon einiges über die Tätigkeit des Allgemeinmediziners vermitteln. Aber natürlich gibt es auch die anderen Teile, die wir als MedUni nicht beeinflussen können, zum Beispiel die Rahmenbedingungen in den Ordinationen.“

Zusatzstudium Allgemeinmedizin MedUni Innsbruck Studierende
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An der MedUni Innsbruck studieren künftige Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin

Starkes erstes Semester

Über 70 Studierende gleich im ersten Semester machen Hoffnung, eine schnelle Hilfe für unbesetzte Hausarzt-Stellen sind sie aber nicht. Ärztekammerpräsident Stefan Kastner nennt als Beispiele Telfs, Galtür, Kufstein, Landeck und Scheffau.

„Wir bemühen uns mit der Kasse um eine Attraktivierung des Systems. Das braucht mehr Geld und weniger Limitierungen. Das erste Gespräch muss besser bezahlt werden. Diese Gesprächsmedizin, die die Patienten verstärkt fordern, kommt teilweise zu wenig zum Tragen. Wenn die Ärzte dafür wenig Honorar bekommen, wird das zunehmend unattraktiv für sie und das ist unbefriedigend.“

Fehlende Work-Life-Balance, Konkurrenz durch Krankenhäuser mit attraktiven Jobs und die Abhängigkeit von Krankenkassen sind heute vielfach Gründe, die junge Ärztinnen und Ärzte abschrecken, so der Ärztekammerpräsident.