Impfaktion
Land Tirol / G.Berger
Land Tirol / G.Berger
Coronavirus

CoV-Impfexperiment mit hoher Wirkung

Die Coronavirus-Impfaktion im Bezirk Schwaz im Jahr 2021 hat das Risiko für eine Infektion auf etwa ein Zehntel reduziert. Wie die Auswertung zeigt, bekamen nur 71 von fast 12.000 Studienteilnehmerinnen und Teilnehmern eine Infektion, zwei Drittel von ihnen entwickelten Symptome, eine Person musste in ein Krankenhaus, Todesfall gab es keinen.

Ein zusätzliches EU-Kontingent von 100.000 Dosen der Biontech/Pfizer Impfung gegen COVID-19 ermöglichte im Frühjahr 2021 eine Sonder-Impfaktion im Bezirk Schwaz, die in der Geschwindigkeit ihrer Durchführung einzigartig war. Innerhalb von nur sechs Tagen erhielten zwei Drittel der in Frage kommenden Bevölkerung – insgesamt über 42.000 Personen – ihre erste Corona-Impfung. Davon bekamen etwa 99,5 Prozent ihre zweite Impfung im empfohlenen zeitlichen Abstand.

Wissenschaftlich begleitet wurde die Sonder-Impfaktion im Bezirk Schwaz von der REDUCE-Studie, die von Forscherinnen und Forschern der Medizinischen Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit der AGES und dem Virologen Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sina (USA) entwickelt, umgesetzt und ausgewertet wurde.

Vergleich zu anderen Tiroler Bezirken

„Ein Alleinstellungsmerkmal unserer Studie ist, dass untersucht werden konnte, wie sich die rasche Impfung eines Großteils der Bevölkerung auf die Häufigkeit von SARS-CoV-2 Infektionen auswirkte, insbesondere im Vergleich zu anderen Tiroler Bezirken, in denen die Ausrollung der Impfungen langsamer erfolgte“, so Peter Willeit, Studienverantwortlicher und vor kurzem zum Professor für Epidemiologie und Public Health an der Medizinischen Universität Innsbruck berufen. Vergleichbare Studien gibt es nur aus Israel, wo eine ähnliche Durchimpfungsrate über einen Zeitraum von vier Monaten erzielt werden konnte.

Daten von 12.000 Personen genauer für Studie erfasst

In der REDUCE-Studie wurde die Wirksamkeit der Impfkampagne auf Basis der Daten von knapp 12.000 Personen erfasst, die in neun Impfstandorten an der Befragung teilgenommen hatten. Das Durchschnittsalter der teilnehmenden Personen betrug 44,6 Jahre, 51,3 Prozent waren weiblich.

Peter Willeit
MUI/F. Lechner
Peter Willeit ist Leiter der REDUCE-Studie

Fazit der Studie war, dass zwischen März und September 2021 – also einem Zeitraum von sechs Monaten – 71 Studienteilnehmer eine SARS-CoV-2 Infektion hatten, zwei Drittel davon mit Symptomen. „Bemerkenswert ist, dass in der gesamten Studie nur eine Person wegen der Infektion ins Krankenhaus aufgenommen werden musste und es keinen Todesfall im Zusammenhang mit der Infektion gab“, kommentiert Peter Willeit eine zentrale Erkenntnis.

Wert entsprach den Zulassungsstudien

Die Effektivität der Sonder-Impfaktion in Bezug auf die Reduktion der Häufigkeit von SARS-CoV-2 Infektionen betrug damit im Vergleich zur langsameren Ausrollung der Impfungen in anderen Bezirken 91,1 Prozent im Zeitraum von sechs Monaten – ein Wert, der auch den Ergebnissen der Zulassungsstudien des Impfstoffes entspricht.

„Von diesem Ergebnis lässt sich also ableiten, dass es ohne die Sonder-Impfaktion wahrscheinlich wohl mehr als zehn Mal so viele Infektionen bei den Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern gegeben hätte“, so Willeit. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung des Bezirks Schwaz ergibt sich durch die Sonder-Impfaktion für denselben Zeitraum eine ebenso signifikante Senkung des Infektionsrisikos von 64 Prozent.

Untersuchung wird fortgesetzt

Die REDUCE-Studie wurde vom Land Tirol mit 250.000 Euro unterstützt und durch die gute Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden des Landes und des Bezirkes Schwaz ermöglicht. Die wissenschaftliche Arbeit zur REDUCE-Studie wurde im Cell-Journal iScience veröffentlicht, eine Fortsetzung der Untersuchung, die auch Booster-Impfungen berücksichtigt, ist im Gange.