Fritz Gurgiser
APA/Robert Parigger
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Verkehr

Stau: Gurgiser kritisiert Bayerns Wirtschaft

Ein langer Stau vor der Grenze Kufstein/Kiefersfelden war am Donnerstag Grund für die bayerische Wirtschaft, sich erneut gegen Blockabfertigungen, das Tiroler Lkw-Nachtfahrverbot und eine mögliche Korridormaut auszusprechen. Transitforum-Chef Fritz Gurgiser sprach von einer „Schmarotzerbranche“.

Wegen der Blockabfertigung und des Fahrverbots für Lastwagen am Nationalfeiertag hatten sich die Lkws in Richtung Österreich am Donnerstag laut Verkehrspolizei Rosenheim zeitweise auf mehrere Dutzend Kilometern gestaut. Scharfe Kritik kam daraufhin einerseits vom bayerischen Speditionsverband, der laut einem Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ (Freitagausgabe) forderte, dass das Lkw-Nachtfahrverbot für die modernste Dieselflotte auf den Prüfstand kommen müsse.

Zudem empörte sich der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, über die von Tirol ergriffenen Anti-Transit-Maßnahmen. Eine höheren Lkw-Maut auf der Brennerachse zwischen München und Verona (Korridormaut) lehnte er kategorisch ab.

Gurgiser mit scharfer Kritik

Die „Schutzmaßnahmen“ seien „europarechtlich abgesichert“ hielt Gurgiser entgegen. Wirtschaftsverbände und -funktionäre versuchten, der „Öffentlichkeit ein völlig falsches Bild zu vermitteln“, kritisierte er scharf. Die Transportwirtschaft habe es verstanden, sich politische Rahmenbedingungen zu „erschleichen“, indem sie europaweit auf „billigste Mauttarife, billigste Fahrer und billigste Fahrzeugsteuern setzen kann“.

Lnekrad Lkw
Tomasz Zajda – stock.adobe.com

„Schmarotzertums“ soll enden

Dabei nahm Gurgiser auch Bezug auf einen in Tirol zuletzt beklagten „Fahrermangel“. Ulf Schmid, stellvertretender Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Tiroler Wirtschaftskammer, hatte gegenüber der „TT“ ebenjenen Mangel auf 1.500 bis 2.000 Fahrerinnen und Fahrer beziffert. Dadurch würden aktuelle Lieferschwierigkeiten verschärft und Waren verteuerten sich zusätzlich, warnte er. In ganz Europa fehlten laut einer Umfrage des Branchenverbands International Road Transport Union (IRU) 2021 mehr als 380.000 Lkw-Fahrer. Damit wäre jede zehnte Fahrerstelle unbesetzt.

Es brauche endlich „entsprechende verkehrs- und finanzrechtliche Rahmenbedingungen durch faire Wettbewerbsbedingungen“, fand unterdessen Transitforum-Obmann Gurgiser. Ferner führte er eine „Harmonisierung von Steuern und Abgaben auf hohem Niveau“ und das „Forcieren regionaler Wirtschaftskreisläufe mit kurzen Transportwegen auf allen Ebenen“ ins Treffen. Abhängigkeiten müssten reduziert und „Outsourcing-Orgien“ beendet werden. So könne das „Schmarotzertum auf der Straße“ beendet werden.

Lkw-Transit auf der Inntalautobahn in Tirol
ORF

Gurgiser: Italienische Frächter „unverschämt“

Ebenfalls am Donnerstag hatten italienische Frächter Transitprobleme im Zuge der im Oktober erfolgten Sanierung der Luegbrücke beklagt – mehr dazu in Italiens Frächter ärgern sich über Luegbrücke. „Der Gipfel der Unverschämtheit“, kommentierte Gurgiser. Seien sie es doch selbst, die „mit ihren 40-Tonnern“ dafür sorgten, dass die Straßen zu „Dauerbaustellen“ mutierten.

Die Luegbrücke war vom 9. bis 14. Oktober pro Fahrtrichtung nur einspurig befahrbar gewesen. Die Asfinag hatte dies mit dringend notwendigen Sanierungen begründet. Der Chef des italienischen Frächterverbands Conftrasporto, Paolo Uggé, hatte erklärt, er werde Druck auf die neue Regierung um Premierministerin Giorgia Meloni machen, damit sie sich mit den „anhaltenden Schwierigkeiten“ im Transit in Tirol befasse.

Söder für höhere Brennermaut

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich übrigens zuletzt für eine höhere Maut auf der Brennerroute ausgesprochen. Die Strecke sei zu günstig, argumentierte er. Tatsächlich kam eine Studie, die das Land Tirol in Auftrag gegeben hatte, zu dem Schluss, dass im Jahr 2019 33 Prozent der über den Brenner transitierenden Lkw 60 Kilometer und mehr an Umweg in Kauf genommen hatten.