Frau wirft eine Münze in ein Sparschwein
APA/GEORG HOCHMUTH
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Wirtschaft

Inflation und Zinsen prägen Weltspartag

Sparerinnen und Sparer befinden sich im Dilemma. Die Entscheidung zu sparen, ist geprägt von der hohen Inflation und leicht steigenden Zinsen. Einerseits warnen Vertreter der Tiroler Wirtschaftskammer vor realem Wertverlust am Sparbuch aufgrund der hohen Inflation. Die Arbeiterkammer hingegen beklagt ein mageres Angebot bei Sparbüchern.

Die Inflation macht auch vor dem Sparbuch nicht halt. Um 2,8 Prozent verliert Erspartes auf dem Sparbuch an Wert, so eine Prognose des Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO für das heurige Jahr. Diese realen Zinsen werden aus den Sparzinsen und der Inflation berechnet.

Angesichts dieser Tatsache zeigt sich der Fachgruppenobmann der Finanzdienstleister in der Tiroler Wirtschaftskammer Michael Posselt alarmiert. Die Österreicherinnen und Österreicher würden zwar viel sparen, „aber leider nicht in der richtigen Form", so Posselt in einer Aussendung. Er rät zu Investitionen an der Börse. Fondssparpläne seien ein guter Anfang.

Spartengeschäftsführer sieht Sparbuch positiv

In Fonds und Aktien sieht auch der Geschäftsführer der Sparte Bank und Versicherung in der Tiroler Wirtschaftskammer eine gute Anlageform. Für den Start solle man einen Bankberater heranziehen, so Wolkenstein. Beim Thema Sparbuch ist Wolkenstein im Gespräch mit dem ORF Tirol um Beruhigung bemüht. Die Inflation sinke, die Sparzinsen würden steigen – insgesamt eine gute Ausgangslage für Sparerinnen und Sparer, meint Wolkenstein. Am Donnerstag erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf zwei Prozent.

Arbeiterkammer kritisiert Banken

In der Arbeiterkammer hält sich die Freude über die steigenden Zinsen in Grenzen, die Banken hätten in der Nullzinsphase das Sparangebot ausgedünnt. „Es ist zu hoffen, dass es künftig beim Sparen wieder mehr Wettbewerb unter den Banken geben wird“, sagte AK-Finanzexperte Christian Prantner im Gespräch mit der APA.

Prantner befürchtet, dass es womöglich auch in Zukunft nicht so leicht sein werde, ein Sparbuch zu eröffnen. Denn die Banken würden anstelle eines Sparbuchs lieber einen Fondssparplan verkaufen wollen, weil da höhere Provisionen und Gebühren zu holen seien. Bei Wertpapieren seien das Depot- und Kaufgebühren, bei aktiv gemanagten Fonds würden die Banken darüber hinaus auch laufend Provisionen in Form von „Kick-Backs“ erhalten.

Kreditzinsen steigen weiter an

Deutlich stärker zu spüren bekommen die EZB-Geldpolitik laut Prantner Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer, die variabel verzinste Darlehen haben. Deren Zinssatz ist meist an den 3-Monats-Euribor geknüpft, der seit Jahresbeginn von minus 0,57 Prozent auf zuletzt 1,558 also um mehr als zwei Prozentpunkte, stieg. Prantner rät, sich mit der Bank in Verbindung zu setzen, bevor es eng wird. Es gebe verschiedene Instrumente, wie man die Teuerung bei Krediten in den Griff bekommen kann.

Wer kann, sollte erwägen, einen variabel verzinsten Kredit, soweit wie möglich vorzeitig zu tilgen. „Zum Beispiel 10.000 Euro, die in einen Kredit investiert werden, rentieren sich durch die Zinsersparnis“, so Prantner. Durch die Reduktion des Kreditsaldos würden in der Folge nämlich die Kreditzinsen bis zum Laufzeitende geringer ausfallen. Zu achten sei aber auf mögliche Vertragsstrafen bei Sondertilgungen. Bei ab Mitte 2010 abgeschlossenen Kreditverträgen haben Kreditnehmer das Recht, jährlich bis zu 10.000 Euro außertourlich zurückzuzahlen, ohne dass Vertragsstrafen oder Spesen verrechnet werden dürfen.