Umgerechnet auf die Kalendertage bedeutet das, dass Frauen in Tirol heuer ab dem 18. Oktober bis zum Ende des Jahres gratis arbeiten. Damit verdienen sie 2022 um 10.878 Euro weniger als Männer. In der Stadt Innsbruck ist der Unterschied weniger stark ausgeprägt, hier liegt die Einkommensschere bei 13,2 Prozent.
Lebenslange Folgen
Über das gesamte Erwerbsleben gerechnet verdienen Frauen laut Statistik Austria im Schnitt 435.000 Euro weniger als Männer, wie die Stadt Innsbruck in einer Aussendung schreibt. Noch ungleicher sei die Verteilung von Vermögen und Eigentum zwischen den Geschlechtern: Rund 95 Prozent des Vermögens in Tirol gehörten Männern.
Zudem seien es nach wie vor meist Frauen, die beim Job zurückstecken, um etwa Angehörige zu pflegen, Kinder zu betreuen oder den Haushalt führen, heißt es. Außerdem seien es auch immer noch hauptsächlich Frauen, die in Teilzeit arbeiten und damit Gefahr laufen im Alter in die Altersarmut zu rutschen.
SPÖ fordert Lohntransparenz
Die SPÖ Tirol fordert ein transparentes Lohngesetz mit Strafen bei Unterbezahlung. „Damit wir die Lohnschere endlich schließen, braucht es strukturelle Veränderungen. Wir wollen echte Lohntransparenz. Frauen warten schon viel zu lange auf gerechte Bezahlung. Das darf nicht noch 100 Jahre dauern“, sagt die Tiroler Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim (SPÖ). Zudem pocht die SPÖ auf den Rechtsanspruch auf eine ganzjährige, ganztägige sowie kostenlose Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr.
Volkspartei wünscht sich mehr Mut bei Berufswahl
Auch die Tiroler Volkspartei (VP) sieht in Bezug auf Einkommensgleichberechtigung Handlungsbedarf. „Es braucht einen gemeinsamen Kraftakt der Politik und ein klares Bekenntnis der Wirtschaft, dass weibliche Mitarbeiterinnen mindestens gleich viel wert sind wie ihre männlichen Konterparts. Und wir müssen auch Bewusstsein schaffen bei den Frauen, dass sie mutig sein sollen, eine finanzielle Gleichbehandlung mit Männern einfordern und Berufe anstreben, die besser bezahlt werden“, sagt Liesi Pfurtscheller, VP-Frauenchefin.
Gewerkschaftsbund sieht Politik am Zug
Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth fordert die Anpassung der Kollektivverträge: „Frauen arbeiten oftmals in Niedriglohnbranchen. Wir fordern daher ein Mindestgehalt beziehungsweise einen Mindestlohn von 2.000 Euro brutto.“
Zudem müssten die Kinderbetreuungsstätten ihre Öffnungszeiten an die Arbeitsrealitäten berufstätiger Eltern anpassen. Im Bundesländervergleich sei Tirol mit durchschnittlich 38 Schließtagen im Jahr in Kindergärten das traurige Schlusslicht, heißt es.