Es wurde zwar das Angebot erweitert, wie etwa ein niederschwelliger Zugang zu Psychotherapie für Kinder und Jugendliche. Auch auf Bezirksebene wurde die Versorgung in Tirol verbessert. Aktuell befinden sich 10.000 Tirolerinnen und Tiroler in psychotherapeutischer Behandlung. Das ist nur ein Bruchteil der Menschen, die eine Behandlung bräuchten, denn es gibt zu wenige leistbare Therapieplätze und die Wartezeiten für Betroffene sind lang.
Wartezeiten bis zu einem Jahr für Kassenplatz
Bernhard Hungsberger, Vorstand im Landesverband für Psychotherapie nennt als Beispiel den Großraum Innsbruck. Hier gebe es Wartezeiten bis zu einem Jahr auf einen vollfinanzierten Kassenplatz. Das mache es für manche schwierig, in Therapie zu gehen, „weil sie es sich ganz einfach nicht leisten können“.

Vor allem Männer tun sich schwer
Auch Bewusstseinsbildung sei notwendig, die Offenheit für die Thematik sei vielfach noch immer nicht gegeben. Vor allem am Land, und vor allem Männer tun sich schwer, Hilfe in Anspruch zu nehmen wenn die Seele leidet. Psychische Erkrankungen äußern sich häufig in Depressionen, Ängsten oder Suchtverhalten.
Pandemie und Krieg als verstärkende Faktoren
Die letzten Jahre haben bei vielen Menschen Spuren in der Seele hinterlassen. Die psychischen Folgen machen sich quer durch die Alters- und Gesellschaftsschichten bemerkbar. Die Pandemie, der Ukraine Krieg und das tägliche Leben, das massiv teurer wird, tragen zur Verunsicherung bei, sagt Bernhard Hungsberger. Man könne nicht alles auf die Krisen wie die Pandemie oder die Ukraine schieben, aber das seien Verstärkungsfaktoren. Wenn man schon verletzlich sei, dann verstärke das, so Hungsberger.

Das offene Reden darüber im persönlichen Umfeld könne Betroffene unterstützen und bestärken, Hilfe in Anspruch zu nehmen, so Hungsberger. Die Politik sei gefordert, die Versorgung für psychisch Erkrankte weiter auszubauen.