Therapeut mit Block und Kugelschreiber am Schoß
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Gesundheit

Zu wenige Psychotherapieplätze in Tirol

Dass in Tirol psychische Erkrankungen seit der CoV-Pandemie deutlich zugenommen haben, ist in Studien belegt. Doch nach wie vor sind nur zehn Prozent der Menschen, die eine Psychotherapie bräuchten, in Behandlung. Darauf machen Experten anlässlich des Tages der Psychotherapie am Montag aufmerksam.

Es wurde zwar das Angebot erweitert, wie etwa ein niederschwelliger Zugang zu Psychotherapie für Kinder und Jugendliche. Auch auf Bezirksebene wurde die Versorgung in Tirol verbessert. Aktuell befinden sich 10.000 Tirolerinnen und Tiroler in psychotherapeutischer Behandlung. Das ist nur ein Bruchteil der Menschen, die eine Behandlung bräuchten, denn es gibt zu wenige leistbare Therapieplätze und die Wartezeiten für Betroffene sind lang.

Wartezeiten bis zu einem Jahr für Kassenplatz

Bernhard Hungsberger, Vorstand im Landesverband für Psychotherapie nennt als Beispiel den Großraum  Innsbruck. Hier gebe es Wartezeiten bis zu einem Jahr auf einen vollfinanzierten Kassenplatz. Das mache es für manche schwierig, in Therapie zu gehen, „weil sie es sich ganz einfach nicht leisten können“.

Psychotherapeut bei Sitzung
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Bernhard Hungsberger kritisiert lange Wartezeiten

Vor allem Männer tun sich schwer

Auch Bewusstseinsbildung sei notwendig, die Offenheit für die Thematik sei vielfach noch immer nicht gegeben. Vor allem am Land, und vor allem Männer tun sich schwer, Hilfe in Anspruch zu nehmen wenn die Seele leidet. Psychische Erkrankungen äußern sich häufig in Depressionen, Ängsten oder Suchtverhalten.

Pandemie und Krieg als verstärkende Faktoren

Die letzten Jahre haben bei vielen Menschen Spuren in der Seele hinterlassen. Die psychischen Folgen machen sich quer durch die Alters- und Gesellschaftsschichten bemerkbar. Die Pandemie, der Ukraine Krieg und das tägliche Leben, das massiv teurer wird, tragen zur Verunsicherung bei, sagt Bernhard Hungsberger. Man könne nicht alles auf die Krisen wie die Pandemie oder die Ukraine schieben, aber das seien Verstärkungsfaktoren. Wenn man schon verletzlich sei, dann verstärke das, so Hungsberger.

Bäume im Wald im Nebel
Hermann Hammer
Vor allem die letzten Jahren haben bei vielen das Wohlbefinden getrübt

Das offene Reden darüber im persönlichen Umfeld könne Betroffene unterstützen und bestärken, Hilfe in Anspruch zu nehmen, so Hungsberger. Die Politik sei gefordert, die Versorgung für psychisch Erkrankte weiter auszubauen.