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Gesundheit

Magenverkleinerung als letzter Schritt

Laut Statistik Austria leiden in Tirol 13 Prozent der Bevölkerung an Fettleibigkeit. Die Betroffenen sind oft mit Vorurteilen konfrontiert. Auf dem Weg zu weniger Gewicht ist eine Magenverkleinerung der letzte, aber oftmals notwendige Schritt.

Christian Moosbrugger aus Steeg im Lechtal wiegt heute knapp 75 Kilo. Vor zwei Jahren waren es noch 115. Damals ließ sich der 34-Jährige am Bezirkskrankenhaus Zams den Magen mittels Magenbypass verkleinern. Seither hat sich viel verändert, nicht nur auf der Waage: „Ich hab mein ganzes Leben, alles umstellen müssen. Ich hab mich vom Freundeskreis zurückgezogen, weil ich meine Zeit gebraucht habe, um meine Ernährung umzustellen. Ich musste mich einfach auf das Essen und das Trinken konzentrieren.“

Patient Adipositas
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Christian Moosbrugger zwei Jahre nach seiner Magenverkleinerung.

Arten der Magen- verkleinerung:

1. Schlauchmagen:
Hierbei wird ein Teil des Magens mithilfe eines Klammergeräts entfernt. Was übrig bleibt ist ein Schlauch, der ungefähr so dick ist wie die Speiseröhre.

2. Magen-Bypass:
Es wird ein sogenannter „Magen-Pouch“, also ein kleiner Magenrest geformt und somit ein großer Teil des Magens und des Dünndarms umgangen.

Eigene Adipositas-Ambulanz in Zams

In Zams ist man auf Patientinnen und Patienten mit Adipositas spezialisiert. Rund 100 Magenverkleinerungen werden jährlich durchgeführt. Für fettleibige Menschen ist es oft der letzte Schritt, der Wirkung erzielt, sagt die Oberärztin der Chirurgie, Heidi Kathrein: „Wir wissen mittlerweile sehr viel mehr über Adipositas. Wir wissen, dass es bei adipösen Leuten eine ganz andere hormonelle Zusammensetzung gibt als bei normalgewichtigen Leuten. Wir wissen, dass 70 bis 80 Prozent der Fälle genetische Ursachen haben. Das klassische ‚Beweg Dich mehr und iss weniger‘ funktioniert häufig nicht. Es ist so, dass diese hormonellen Veränderungen auch verhindern, dass durch eine Diät überhaupt abgenommen werden kann.“ Durch die Operation werden diese Hormonflüsse beeinflusst.

Ein einfacher Weg ist eine Operation deshalb aber nicht, sagt die Diätologin Monika Lorenz: „Weil sie einfach das komplette Leben verändert. Deshalb schaut man natürlich im Vorfeld, ob konservatives Potenzial da ist und ob man die Patienten mit einer Ernährungstherapie abholen kann.“

Ernährungsumstellung ist wichtig

Mit einer Operation alleine ist es nicht getan. „Sie greift unter die Arme, nimmt den Patienten aber nicht die Umstellung ab“, so Monika Lorenz. „Eine ernährungsmedizinische Therapie ist notwendig, damit eine Optimierung und Umstellung des Essens auch im Kopf und im Leben stattfinden kann.“ Jedes Fehlverhalten in der Ernährung könne nach einer Magenverkleinerung eine Reaktion im Körper auslösen. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Essverhalten, auch schon vor der Operation, ist deshalb wichtig. Die Patientinnen und Patienten werden davor und danach intensiv betreut.

Beratung Adipositas
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Adipöse Menschen mit vielen Vorurteilen konfrontiert

Nach wie vor werden Menschen mit Adipositas in der Gesellschaft stark stigmatisiert. „Es ist teilweise auch schon so, dass die Patienten selber die Behandlung ablehnen, weil so viel Stigma in der Gesellschaft ist. Jeder meint, die sind zu blöd oder zu faul um abzunehmen. Und daher wollen es die Patienten auch gar nicht mehr versuchen. Ich höre oft, dass auch Ärzte einfach nur sagen ‚Nehmen Sie ab‘“, sagt die Oberärztin Kathrein.

Auch sei Adipositas laut den beiden Expertinnen untertherapiert. Monika Lorenz: „Der Zugang zu professioneller Begleitung ist schwer. Vor allem deswegen, weil von der gesetzlichen Krankenkassa eine professionelle ernährungsmedizinische Therapie nicht bezahlt wird.“

Christian Moosbrugger hat es nach einem steinigen und harten Weg geschafft: „Essen macht mir heute Spaß. Es ist ein völlig anderes Leben. Die Operation war für mich die beste Entscheidung.“