CT des Gehirns
pixabay.com/wikilmages
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Gesundheit

Immer mehr Tiroler von Demenz betroffen

Aufgrund der höher werdenden Lebenserwartung erkranken immer mehr Menschen in Tirol an Demenz. Auch wenn die Krankheit unheilbar ist, kann eine Früherkennung und die passende Therapie den Verlauf verlangsamen. Umfassende Beratungs- und Betreuungsangebote sind entscheidend.

12.000 Menschen leiden in Tirol an Demenz. 2030 könnten es schon 16.000 sein. Der Grund für diesen Anstieg ist die immer höher werdende Lebenserwartung, erklärt Josef Marksteiner, Primar der Abteilung Psychiatrie im Krankenhaus Hall: „Denn das Alter ist der größte Risikofaktor für Demenz.“ Auch wenig Bewegung, hoher Blutdruck, hohes Cholesterin oder Diabetes können das Risiko auf Demenz erhöhen.

Früherkennung ist entscheidend

Symptome wie Vergesslichkeit oder Gedächtnisprobleme sollten ernst genommen sowie beim Hausarzt und in nächster Folge in der Gedächtnisambulanz abgeklärt werden. Nicht immer muss es sich dabei um Demenz handeln: „Es kann am Ende des Tages auch zu einer Entwarnung kommen“, so der Primar.

Viele Patientinnen und Patienten würden bei Symptomen aus Angst nicht ins Krankenhaus gehen. Dabei sei eine Früherkennung wichtig, sagt Marksteiner: „Man kann den Verlauf der Erkrankung verlangsamen. Das geht entweder medikamentös oder mit anderen etablierten Möglichkeiten. Dazu gehören beispielsweise Bewegungs- und Musiktherapie oder Gedächtnistraining. Wir versuchen diese Therapieformen frühzeitig einzusetzen“, so Marksteiner.

Ein Frühbetroffener und seine Assistentin erzählen

Norbert Wieser bekam vor sechs Jahren die Diagnose Parkinson. Eine Demenz war die Folge. Seitdem ist in seinem Leben nichts mehr wie es war.

Tirol hat umfassendes Beratungsangebot

Mit dem Beratungs- und Betreuungsangebot in Tirol zeigt sich Marksteiner zufrieden. Im Bundesländervergleich liege man vorne. In der Stadt Innsbruck haben sich mehrere Organisationen, von der Caritas über die Tirol Kliniken bis zur Volkshilfe, zur „Plattform für eine demenzfreundliche Stadt Innsbruck“ zusammengetan. Ziel ist es, den Betroffenen eine geeignete Betreuung zu bieten und das bestehende Angebot besser zu koordinieren.

Beim Demenzservicesteller der Caritas wolle man den Menschen eine Stimme geben. Das Ziel ist es, die Selbstbestimmtheit Erkrankter zu fördern, sagt die Demenz-Assistentin Petra Knoflach: „Wir wollen den Menschen vermitteln: Wenn man merkt, ich selber oder meine Frau oder meine Kinder sind überfordert, dass man sich dann auch traut, Hilfe zu holen. Man ist nicht allein.“

Norbert Wieser, Petra Knoflach Demenzservicecenter Caritas Demenz
ORF Tirol
Petra Knoflach mit dem Frühbetroffenen Norbert Wieser

Überlastete Demenzstationen

Ein Problem zeichnet sich jedoch auf den Demenzstationen in Altersheimen und Pflegeeinrichtungen ab. Der überall herrschende Pflegefachkräftemangel treffe vor allem diese Abteilungen stark, sagt Josef Marksteiner: „Unversorgt ist niemand. Aber es gibt längere Wartezeiten auf Heimplätze und dadurch längere Aufenthalte in Krankenhäusern. Dadurch können Akutplätze nicht besetzt werden. Außerdem wird wieder sehr viel Last auf die Angehörigen verteilt. Weil es nicht anders geht.“

Angehörige müssen laut Marksteiner intensiv unterstützt, geschult und rechtlich beraten werden, um diese Situation meistern zu können. Denn die Betreuung eines Demenzkranken Zuhause ist sehr herausfordernd.