Schafe in einem Wald
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Tiere

Heuer 300 Schafe durch Wölfe gerissen

Wölfe haben in diesem Sommer auf Almen 300 Schafe, 20 Ziegen sowie ein Rind getötet. 50 weitere Schafe wurden verletzt und rund 200 gelten als vermisst. Für 25 tote Schafe waren Bären verantwortlich, hieß es in der vorläufigen Bilanz des Landes.

Rund 1.500 Schafe wurden wegen der Anwesenheit von Großraubtieren vorzeitig von den Almen ins Tal gebracht, teilte das Land mit. Eine endgültige Schadensbilanz über den Almsommer könne erst nach Vorliegen sämtlicher Entschädigungsanträge voraussichtlich gegen Ende des Jahres gezogen werden.

Insgesamt 17 verschiedene Wolfsindividuen wurden bisher heuer in Tirol nachgewiesen, 14 davon wurden erstmals in Österreich erfasst. Bis auf ein Individuum aus der nördlichen Population stammen alle heuer nachgewiesenen Wölfe aus der italienischen Quellpopulation. Von den 17 genetisch bestimmten Individuen waren fünf weiblich.

Ein Wolf mit Sender in Tirol unterwegs

Zuletzt wurde ein bisher in Österreich noch nicht erfasster weiblicher Wolf aus der italienischen Population anhand von Rissen vom 22. August in Hopfgarten im Brixental nachgewiesen. In Tirol befindet sich auch ein in der Schweiz besenderter Wolf. Diesem Tier sind Risse im Kaunertal und im Vorderen Ötztal zuzuordnen. Laut den letzten übermittelten Daten wandert der Wolf nunmehr Richtung Osten.

Die meisten Risse gab es in diesem Almsommer im Bezirk Lienz. Rund zwei Drittel der gerissenen Schafe waren dort zu verzeichnen. Von den 17 in Tirol genetisch bestimmten Wölfen wurden alleine acht in Osttirol nachgewiesen.

Abschussgenehmigung für vier Wölfe

Im Grenzgebiet zu Kärnten ist zudem eine Rudelbildung zu verzeichnen. Dieses Rudel ist nicht nur für zahlreiche Schafsrisse verantwortlich, sondern hat nachweislich auch ein rund 300 Kilogramm schweres Rind getötet und auf Kärntner Seite mehrere Rinder verletzt. Die Abschussgenehmigung für zwei Jungtiere aus diesem Rudel gilt noch bis 30. September.

Ebenso zum Abschuss freigegeben sind zwei weitere Wölfe in Osttirol – mehr dazu in Erneut Abschussbescheide erlassen. Naturschutzorganisationen haben gegen die Abschussbescheide berufen. Derzeit liegt noch keine Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts vor.

350 Kilometer wolfabweisende Zäune

Das Land Tirol appellierte an alle Schafhalter, die Heimweiden nach Möglichkeit mit wolfsabweisenden Zäunen zu schützen. 465 Schafbauern schafften bisher mit Unterstützung des Landes 350 Kilometer wolfabweisende Zäune zum Schutz der Tiere auf den Heimweiden an. Damit könnte Tirols größter Bezirk Innsbruck-Land umzäunt werden. Die Kosten für einen Kilometer Zaun betragen rund 2.400 Euro und werden zu 60 Prozent vom Land Tirol gefördert.

Herdenschutz mit Zaun auf einer Alm
ORF

Hinweise auf Bären im Außerfern

In der ersten Jahreshälfte wurden in Tirol außerdem zwei verschiedene Bären nachgewiesen, die sich beide auch schon im vergangenen Jahr in Tirol aufgehalten haben. Noch keine Bestimmung der Individuen liegt für die Bärennachweise im Tiroler Unterland vom Juni und August sowie in Osttirol Ende Juli vor. Aktuell gibt es Hinweise auf einen Bären im Außerfern.

Totschnig fordert Überarbeitung von EU-Regelung

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) forderte eine Überarbeitung der EU-Regelung zu Wölfen. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) biete zwar die Möglichkeit, Problemwölfe „zu entnehmen“, aber in der „Vollziehung dieser Ausnahmebestände“ gebe es Probleme, kritisierte Totschnig am Rande eines Treffens mit seinen EU-Amtskollegen am Montag in Brüssel. Der Vollzugsspielraum sei in der EU-Regelung zu eng definiert.

So sei der Nachweis, dass es sich bei einem Wolf tatsächlich um einen Problemwolf handelt, extrem schwierig, erklärte Totschnig weiter. Zudem gebe es nicht die Möglichkeit, Wölfe präventiv zu „entnehmen“, sondern es müssten Risse durch den fraglichen Wolf nachgewiesen werden. In Österreich liegt der Vollzug der EU-Richtlinie bei den Ländern. Gegen Abschussbescheide können Beschwerden eingelegt und diese somit auch gestoppt werden.

Österreichweit heuer bisher 31 Wölfe nachgewiesen

Hierzulande wurden laut dem Österreichzentrum Bär Wolf Luchs dieses Jahr 31 Wolfsindividuen nachgewiesen – Tendenz steigend. Gerissen wurden demzufolge heuer insgesamt 489 Schafe und Ziegen sowie ein Rind. Laut Landwirtschaftsministerium gab es 2021 rund 680 Risse von Nutztieren und 2020 rund 330 Risse. In Europa liegt die Zahl der Wölfe bei schätzungsweise 17.000.