Platzertal
Sebastian Frölich
Sebastian Frölich
Umwelt

Alpenvereine gegen Kraftwerksausbau Kaunertal

Die zwei mitgliederstarken Alpenvereine, der deutsche und der österreichische, haben sich am Montag erstmals gemeinsam mit dem WWF gegen den von der TIWAG geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal ausgesprochen. Als Grund werden Klima- und Naturschutz angegeben.

Das „gigantomanische Ausbauprojekt“ Kaunertal konterkariere diesen Grundsatz und stehe „wie kein zweites für die gestrige und einseitige Energiepolitik der Tiroler Landesregierung und der TIWAG“, erklärte die Gewässerschutzexpertin des WWF Bettina Urbanek. Der deutsche und österreichische Alpenverein (DAV und ÖAV) sowie die Naturschutzorganisation WWF fordern deshalb den Stopp aller Planungen und eine naturverträgliche Energiewende.

WWF: Wasserversorgung des Ötztals steht auf dem Spiel

Urbanek führte weiter aus, dass der Ausbau des Kraftwerks mit einer 120 Meter hohen Staumauer und dem Verlust von 6,3 Hektar Moorflächen im Platzertal eine fatale Folge für die Wasserökologie der Flüsse sei. Dazu sei das Ötztal schon jetzt eines der niederschlagsärmsten Täler in Tirol, so Urbanek vom WWF: „Noch kritischer ist, dass die TIWAG bis zu 80 Prozent des Wassers aus den ökologisch wertvollen Gletscherflüssen Venter und Gurgler Ache im hinteren Ötztal sowie aus Verwall- und Königsbach ableiten will.“ Die Wasserversorgung des Tals wäre mit einem Ausbau in Gefahr.

Venter Ache
Sebastian Frölich
Die Venter Ache ist ein Gletscherfluss

Kraftwerskerweiterung Kaunertal

Bereits 2009 wurden die Pläne für das große Pumpspeicherwerk eingereicht – mit einer Oberstufe am Gepatsch, einer zweiten Unterstufe in Prutz und einem Zubau beim Kraftwerk Imst. Derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung. Rund 787 Millionen Killowattstunden pro Jahr könnten durch die Erweiterung mehr produziert werden, heißt es.

DAV: Gletscherschmelze ist bereits Belastungsprobe

Der Gletscher- und Naturschutzexperte des Deutschen Alpenvereins Tobias Hipp meinte, dass sich die Situation des Wasserhaushalts im Ötztal wegen des voranschreitenden Gletscherrückgangs schon jetzt verschärfen werde. Bis Mitte des Jahrhunderts würden die Ötztaler Gletscher abschmelzen, so Hipp: "Der vergangene Sommer hat bewiesen, dass es schon jetzt durch die Klimakrise zu Engpässen in der Wasserverfügbarkeit kommt. Bei dieser Aussicht ist es geradezu absurd, zusätzlich Wasser zu entziehen.“

ÖAV: Moore dürfen nicht mehr zerstört werden

Der Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins Clemens Matt führte ins Treffen, dass das Platzertal ein Naturjuwel ist, und dass ein alpiner Lebensraum „für immer zerstört werde“. Das Platzertal sei bisher nahezu unberührt und biete geschützten Tier- und Pflanzenarten noch einen intakten Lebensraum. Durch die Zerstörung großer Moorflächen werde „ein wichtiger Verbündeter im Klimaschutz zunichte gemacht“. Moore binden und speichern CO2.

WWF fordert Ausbau der Photovoltaik

DAV, ÖAV und WWF fordern nun den Stopp der Planungen für den Kraftwerksausbau. Und sie fordern die neue Landesregierung auf, die Energiewende auf andere Beine zu stellen. Es könne viel Energie eingespart werden und die Photovoltaik gehöre in Tirol dringend ausgebaut, so bettina Urbanek vom WWF: "Allein das Potential auf Dächern, Fassaden und großen Parkplätzen beträgt rund 4.200 Gigawattstunden pro Jahr. Das entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von über einer Million Haushalten“, erklärt Urbanek. Strom aus Photovoltaik stünde auch wesentlich schneller zur Verfügung als von einem Kraftwerk, das frühestens 2040 mit der Produktion beginnt.“