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Wirtschaft

Unis: Energiekosten in Millionenhöhe

Die steigenden Energiekosten gehen auch an den Tiroler Universitäten und Fachhochschulen nicht unbemerkt vorbei. So fehlen Beträge in Millionenhöhe. Obwohl Notfallpläne stehen, hofft man auf Gelder vom Bund, um empfindliche Einschnitte zu verhindern.

Die Universitäten und Fachhochschulen verhandeln ihr Budget über mehrere Jahre mit dem Bund. Sie fordern und hoffen nun auf zusätzliche Gelder vonseiten der Regierung, nicht nur aufgrund der hohen Energiekosten, sondern auch wegen der gestiegenen Personalgehälter, ausgelöst durch die Inflation. So braucht allein die Universität Innsbruck 45 bis 50 Millionen Euro zusätzlich über die nächsten zwei Jahre, um Forschung und Personal im derzeitigen Maße aufrechtzuerhalten. Vorausgesetzt, der aktuelle Energiepreis bleibt konstant.

Sieben, acht Millionen Euro mehr für Strom und Gas

Die Stromkosten seien aber nicht erst heuer in die Höhe geschossen. Bereits letztes Jahr musste die Universität Innsbruck rund drei Millionen Euro mehr für Strom zahlen, sagte Wolfgang Streicher, Vizerektor für Infrastruktur. Die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung Westösterreichs rechnet mit zusätzlichen Kosten von rund vier Millionen Euro im kommenden Jahr: „Vor zwei Jahren haben wir noch 40 Euro für eine Megawattstunde im direkten Kauf bezahlt, jetzt sind es schon 400 Euro.“

In Summe rechnet die Innsbrucker Uni mit zusätzlichen Energiekosten von sieben, acht Millionen Euro im Bereich Strom. Neben dem Strom geht es auch ums Gas. Dort würden zwar genauere Zahlen noch fehlen, die Uni rechnet aber mit Mehrkosten von zwei, drei Millionen Euro. „Um den Betrieb im derzeitigen Maß aufrechtzuerhalten, bräuchten wir 45 bis 50 Millionen Euro über die nächsten zwei Jahre vom Bund“, meinte Streicher.

Auch Medizinuni hofft auf zusätzliches Geld vom Bund

Auch die Medizinische Universität Innsbruck geht davon aus, dass sich die Energiekosten bis Ende des Jahres vervierfachen werden. „Vor einem Jahr haben wir noch 4,92 Cent pro Kilowattstunde gezahlt, jetzt zahlen wir über 13 Cent. Wir werden etwa nur beim Strom über eine Million Euro mehr in die Hand nehmen müssen“, sagte die Vizerektorin für Finanzen und IT, Manuela Groß. „Wir hoffen einfach darauf, dass die Politik handeln wird“, meinte sie. Ansonsten müssten Maßnahmen wie die Reduktion von Öffnungszeiten für Studierende und auch für die Labore und die Forschung ergriffen werden.

Geldscheine in Euro und Franken
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Die Hochschulen hoffen sehr auf Förderungen vom Bund.

MCI fordert 20-Prozent-Erhöhung der Fördersätze

Nicht nur die Universitäten, auch die Fachhochschulen wie das Management Center Innbsruck (MCI) leiden unter dem aktuellen Preisschub. Die FHs werden im allgemeinen pro besetzten Studienplatz durch den Bund gefördert. „Normalerweise haben wir Energiekosten von rund 250.000 Euro im Regeljahr. Diese sind dieses Jahr um etwa die Hälfte im Ansteigen und werden in den nächsten Jahren um etwa das Dreifache steigen“, erklärte Direktor Andreas Altmann.

Im Moment sei nicht einmal die fixe Studienplatzfinanzierung inflationsgesichert. „Wenn diese nicht erhöht wird, die Energiekosten steigen und die Studienbeiträge fix sind, dann werden schnell einmal zehn, zwölf, 15 Stellen infrage gestellt“, so Altmann. Derzeit sei man diesbezüglich mit der Bundesregierung und dem Wirtschaftsministerium in Verhandlungen.

Konkret wurde in der Fachhochschulkonferenz eine Anpassung der Fördersätze um rund 20 Prozent gefordert. „Derzeit bekommen wir rund 30 bis 35 Millionen Euro pro anno, wenn wir da die 20 Prozent hernehmen, dann wären wir bei etwa sechs bis sieben Millionen Euro, die wir brauchen würden“, sagte der Direktor.

Vierstufenplan der Uni Innsbruck

Die Universität Innsbruck hat einen eigenen Vierstufenplan für den kommenden Herbst und Winter konzipiert, wobei die Stufen nacheinander in Kraft treten könnten. Das hängt von den Preisen und auch den Förderungen ab.

Als Erstes würde auf Freiwilligenarbeit gebaut werden. „Wir versuchen weniger zu heizen, keine Fenster gekippt zu lassen und das Licht konsequent abzudrehen beim Verlassen eines Raumes“, so Streicher.

Die zweite Stufe bestünde darin, dass alle Räume auf 19 Grad geheizt werden würden, dafür müsste jedoch die Arbeitsstättenverordnung erst gesetzlich geändert werden. „Gleichzeitig müssten wir dann Begleitmaßnahmen realisieren, um zu verhindern, dass sich die Leute Elektroöfen oder Heizschwammerln in die Büros stellen“, so Streicher.

Bei weiteren Kürzungen müsste begonnen werden, Gebäude zu schließen und Studierende wieder ins Homeoffice zu schicken. Gleichzeitig müssten die Personen auf dem Campus in die energieeffizienten Gebäude umgeleitet werden. „Sollte die vierte Stufe eintreten, und uns wird ganz das Gas abgedreht, dann war es das. Es hofft jedoch niemand, dass wir dort hinkommen“, so Streicher. Die Ungewissheit über die Zukunft bleibt jedoch.

Heizstrahler
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Man müsste verstärkt kontrollieren, ob kleine Heizstrahler in Räume gestellt werden.

Verkürzung der Öffnungszeiten der Meduni

Auch die Medizinische Universität Innsbruck hat bereits Maßnahmen zur Energieeinsparung getroffen. So wurde fast die gesamte Beleuchtung außer ein Gebäude auf LEDs umgestellt. Auch für die Dämmung und Sanierungen seien Gelder in die Hand genommen worden. „Wir wollen auch, wo es geht, Photovoltaik-Anlagen montieren. Dies wird gerade geprüft“, so Groß.

Beeinträchtigung der Qualität der Forschung und Lehre

Wenn die Preise jedoch konstant so hoch blieben und auch von Bundesseite keine finanzielle Abgeltung komme, müssten weitere Maßnahmen wie etwa die Reduzierung der Öffnungszeiten für Studierende und auch für Labore kommen.

„Darunter würde nicht nur die Qualität der Lehre, sondern auch der Forschung leiden, die ja wieder unseren Patientinnen und Patienten zugutekommt“, so Groß. So seien Labore sehr energieintensiv, und man müsste sich gut überlegen, welche Maschinen wann laufen dürften für welchen Versuch. „Dadurch könnte es auch zu Wartezeiten für Studierende kommen, weil dann weniger Maschinen für die Gruppen zur Verfügung stehe würden.“

Einen konkreten Notfallplan habe man jedoch noch nicht, weil gehofft und auch davon ausgegangen wird, dass sich die Lage bis Ende des Jahres beruhigt und auch die Politik handeln und Maßnahmen ergreifen wird.

Reduzierung der Öffnungszeiten für MCI letzte Maßnahme

Für das MCI sei genauso wie für die Universitäten die Reduktion der Öffnungszeiten für Studierende und für Labore die letzte Maßnahme. „Wir haben Verantwortung gegenüber unseren Studierenden, und diese heißt Präsenz“, so Altmann. Das MCI sehe sich als Infrastrukturbetrieb, der in die Zukunft investiere, wobei auf keinen Fall in der Qualität eingespart werden dürfe.

„Wir haben zum Beispiel kaum Kühlanlagen oder Klimatisierungen.“ Gleichzeitig wolle man mit der Temperatur auf 19 bis 20 Grad Celsius herunterfahren, wo es möglich sei. Auch Bereiche der Forschung und Start-ups stünden im Zeichen von klimaschonenden Überlegungen, so Altmann.

Uni als Opfer der Teuerungen und Inflation

Generell sei es als Universität relativ schwierig, mit der Energiekrise umzugehen, denn man habe kein Produkt, das einfach teurer gemacht werden könne. „Zusätzlich zur Energie sind auch die Personalkosten teurer geworden aufgrund der Inflation. Wir hoffen, dass wir trotz des vor eineinhalb Jahren verhandelten Budgets einen Zuschlag bekommen, um die Teuerungen abzufedern. Ansonsten müssen wir Personal einsparen“, sagte Streicher.