Im Fahrradhandel werden weiter besonders viele E-Bikes verkauft. In Flachau (Pongau) läuft über das kommende Wochenende das erste E-Bike-Festival Österreichs. In der Wirtschaft gilt dieser Freizeitbereich als Zukunftshoffnung für den Sommertourismus.
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Gesundheit

„Freizeitkrankheit“: Forschung für Tourismus

Wenn man krank wird, sobald der Urlaub beginnt, könnte man an der sogenannten „Leisure Sickness“ (Freizeitkrankheit) leiden. Die Forschung diesbezüglich steckt zwar noch in den Kinderschuhen, wird aber von der UMIT in Hall vorangetrieben. Die gesellschaftliche Relevanz liege hierbei vor allem im Tourismus.

„Leisure Sickness“ oder eingedeutscht „Freizeitkrankheit“ wurde erstmals um das Millenium von einem niederländischen Forscher beschrieben. Der Ausdruck beschreibt das Phänomen, das auftritt, wenn man ausgerechnet im Urlaub krank wird. Philipp Schlemmer an der UMIT in Hall forscht dazu. Die gesellschaftliche Relevanz dabei sieht er für Tirol vor allem im Tourismus, erklärt er im Rahmen der europäischen Sportmanagement Konferenz – EASM – in Innsbruck.

Bis zu knapp einem Drittel der Befragten betroffen

Rund 15 bis 30 Prozent der Befragten seien von der Leisure-Sickness betroffen. „Die Dunkelziffer ist aber vermutlich deutlich höher“, erklärt Schlemmer. Die meisten Betroffenen geben an, dass sie um den dritten, vierten oder fünften Urlaubstag krank werden. Das genaue Krankheitsrepertoire schwankt dabei breit und sei nicht einfach zu identifizieren. „Im Urlaub hat man auch andere Prioritätsverteilungen. Wenn man mit Freunden etwas trinken war und am nächsten Tag Kopfschmerzen hat, ist es natürlich nicht klar, ob die Leisure-Sickness oder der Alkohol die Kopfschmerzen verursacht“.

Betroffen von dem Phänomen sind alle Alters- und auch Gesellschaftsschichten quer durch. „Unsere Befragten hätten nicht unterschiedlicher sein können und die Symptome fokussieren sich nicht auf eine bestimmte Branche“.

Person mit Fieberthermometer
APA/Barbara Gindl
Die meisten Betroffenen geben an, dass sie zwischen dem dritten und fünften Urlaubstag krank wurden.

Fokus auf den Tourismus

Die gesellschaftliche Relevanz sieht Schlemmer besonders im Tourismus. „Wenn wir wissen, wie genau sich Leisure-Sickness auswirkt und welche Präventionsmaßnahmen wir dagegen brauchen, dann könnten wir diese auch unseren Gästen anbieten“, so der Forscher. Im Moment wäre es so, dass sich Arbeitnehmer nach dem Urlaub sogar teilweise noch ausgelaugter fühlen würden, wie vor dem Urlaub, wenn sie unter Leisure-Sickness gelitten hätten: „Die Betroffenen konnten den Mehrwert des Urlaubs nicht genießen“. Diesem Problem könnte der Tiroler Tourismus durch die abgeschlossene Forschung entgegenwirken.

Die genauen Ursachen für die Freizeitkrankheit könnten noch nicht identifiziert werden. „Eine Vermutung ist, dass der Stress vor dem Urlaub – zu schauen, dass bei der Arbeit aber auch zuhause im Haushalt und/oder bei der Familie alles passt – einfach zu viel ist“. Diese ist aber noch nicht wissenschaftlich belegt. Auch konkrete Präventionsmaßnahmen werden gerade noch erforscht.

Freizeit und Wohlbefinden hängen zusammen

„Dass Freizeit und Wohlbefinden miteinander in Verbindung stehen, ist unbestritten“, so Schlemmer. Der Mensch würde sich in der Freizeit dafür engagieren, sein Wohlbefinden zu erhöhen, indem er zum Beispiel Sport macht, etwas liest oder sich mit anderen Menschen trifft. Die gewählten Aktivitäten könnten bei jedem Individuum andere sein. „Genau dieses eigentliche ,sich für sein Wohlbefinden engagieren’ macht Leisure-Sickness zu so einem Phänomen, denn mir geht es dann ja durch Freizeit schlechter als zuvor“, so Schlemmer. Dieser Widerspruch mache die Forschung besonders spannend.