Illustrationsbild zum Thema Gewalt an Kindern – gestellte Szene!
HELMUT FOHRINGER
HELMUT FOHRINGER
Chronik

Beim Gewaltschutz mangelt es am Geld

Nach dem 26. Frauenmord in Österreich in diesem Jahr werden einmal mehr ausreichend Schutzeinrichtungen und Beratungsstellen gefordert. Vor allem in ländlichen Gebieten Tirols ist die psychosoziale Versorgung von Gewaltopfern schlecht, es fehlt vor allem Geld.

Seit 2007 gibt es das Gewaltschutzzentrum Tirol im Bezirk Kitzbühel. In den letzten Monaten habe man eine massive Zunahme an Gewalt in der Familie und an weiblichen Opfern verzeichnet. Bis zum 31. August wurden im Bezirk Kitzbühel 72 Betretungs- und Annäherungsverbote gegen Gefährder ausgesprochen.

Die Obfrau des Mädchen- und Frauenberatungszentrum Kitzbühel Renate Magerle sagt, die Zunahme lasse sich nur erklären durch existenzielle Probleme rund um Corona. Die Unsicherheit wachse und es gebe in den Familien Auseinandersetzungen, die in Gewalt endeten.

Beratungszentrum ist kaum mehr finanzierbar

Das Mädchen- und Frauenberatungszentrum ist vorwiegend auf Spenden und Sponsoren angewiesen, es braucht Subventionen von der öffentlichen Hand. Mit Stand 31. Juli habe man über 2.600 Beratungskontakte gehabt, hochgerechnet auf das Ende des Jahres seien es über 3.000, so Magerle. Das sei nicht mehr zu finanzieren, denn das sei Zeit von bestens ausgebildeten Mitarbeiterinnen, die psychosoziale Arbeit leisteten.

Bei Gewaltverdacht in der Umgebung die Polizei rufen

Gewalt an Frauen findet oft im näheren Umfeld im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft statt. Der Kitzbüheler Bezirkspolizeikommandant Martin Reisenzein sagt, es sei wichtig, die Polizei anzurufen, wenn man registriere, dass in der Nachbarschaft Gewalt passiere. Die Kolleginnen und Kollegen würden kommen, einschreiten und die Situation vor Ort bewerten. Nach Möglichkeit könnten sie ein Betretungs- oder Annäherungsverbot aussprechen, so Reisenzein.

Man will auch Präventionsprogramme weiter ausbauen. Ziel sei es, im Bezirk Kitzbühel auf jeder Dienststelle eine kompetente Beamtin oder einen kompetenten Beamten zu installieren, der auch Ansprechpartner für Opfer sei – und bei Fragen auch für die restlichen Kollegen, so Reisenzein. Darüber hinaus ist auch geplant, die niederschwellige Soforthilfe im Bezirkskrankenhaus St. Johann zu verbessern.