LA Georg Dornauer (Landesparteivorsitzender und Spitzenkandidat) am Donnerstag 1. September 2022, beim Wahlkampfauftakt SPÖ Tirol
APA/EXPA/JOHANN GRODER
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Landtagswahl 2022

Tirolwahl: Dornauer will mehr als 20 Prozent

Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer will bei der Landtagswahl deutlich mehr als 20 % erreichen. Mit dieser Ansage hat der Sozialdemokrat gestern Abend den roten Wahlkampf offiziell eingeläutet. Dornauer bekräftigt einmal mehr, in die Regierung zu wollen.

Die Tiroler SPÖ ist Donnerstagabend vor rund 200 Sympathisanten in der Orangerie des Innsbrucker Congress mit betonter Geschlossenheit und Optimismus in die heiße Phase für die Tiroler Landtagswahl am 25. September gestartet. Spitzenkandidat Georg Dornauer zeigte sich zuversichtlich und ambitioniert: Die SPÖ-Landespartei wolle deutlich mehr als 20 Prozent einfahren, das sei das Ziel, betonte Dornauer.

Bei der Landtagswahl 2018 hatte die Partei 17,25 Prozent erreicht. Man setze sich nicht wie die ÖVP die Prozent-Latte extra niedrig und lasse sich auch nicht von dieser ausrichten, dass keine andere Partei mehr als 20 Prozent erreichen werde, so der Landesparteichef.

„Gemeinsamer Weg“ – aber ohne FPÖ

Über seine gesamte, rund halbstündige Rede bekundete Dornauer einmal mehr vehementen Regierungswillen und beschwor dabei einen neuen „Weg“ mit Rot in der Landesregierung. Man wolle das rote „Stoppschild“ in der schwarz-grünen „Einbahnstraße“ sein. Es stehe zudem „nicht in der Landesverfassung“, dass nur die ÖVP federführend Tirol regieren dürfe.

Zuletzt hatte Dornauer immer wieder eine Zweierkoalition mit der ÖVP präferiert. Diese geht sich laut Umfragen aber derzeit nicht aus. Eine Zusammenarbeit mit der FPÖ hatte der Vorsitzende im Vorfeld der Veranstaltung ausgeschlossen – mehr dazu in Auch SPÖ gegen Koalition mit FPÖ.

v.l. LA Elisabeth Blanik, LA Georg Dornauer (Landesparteivorsitzender und Spitzenkandidat), LA Philip Wohlgemuth, NR Selma Yildirim am Donnerstag 1. September 2022, beim Wahlkampfauftakt SPÖ Tirol
APA/EXPA/JOHANN GRODER
v.l.n.r. LA Elisabeth Blanik, LA Georg Dornauer (Landesparteivorsitzender und Spitzenkandidat), LA Philip Wohlgemuth, NR Selma Yildirim

„Wege entstehen im Gehen“, zitierte der 39-Jährige immer wieder Franz Kafka – und trat ein für einen „gemeinsamen Weg“ für Tirol, der nicht nur „schwarz asphaltiert“ ist. Nun stehe man an einer Weggabelung und sei „bereit für Tirol“.

Teuerung, Transit und Wohnen

Inhaltlich bewegte sich Dornauer in seiner durchaus leidenschaftlichen Rede entlang der bekannten Linien. Im Kampf gegen die Teuerung brauche den Verzicht auf die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, ein Einfrieren der Mieten und einen Energiepreisdeckel. Beim Transit würden die Lkw mit der SPÖ in der Regierung „ordentlich Maut zahlen“. Wohnen sollte nicht mehr als 25 Prozent des gesamten Haushaltseinkommens kosten. Es brauche eine Photovoltaikoffensive und einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen sowie eine „Personaloffensive“ in der Pflege.

v.l. Ernst Fili, Hans Tanzer, Hannes Gschwentner, Gerhard Reheis  beim Wahlkampfauftakt der SPÖ Tirol
APA/EXPA/JOHANN GRODER
v.l.n.r. Ernst Fili, Hans Tanzer, Hannes Gschwentner, Gerhard Reheis beim Wahlkampfauftakt der SPÖ Tirol

Zwischen Nostalgie und Bürgernähe

Vor der Rede des Vorsitzenden hatte die Regie die teils „glorreichen“ Zeiten der Tiroler Sozialdemokratie wieder aufleben und Regierungsnostalgie walten lassen. Die Moderatorin begrüßte auf der Bühne eine Mehrzahl ehemaliger Vorsitzender, die eines gemeinsam hatten und das symbolisieren, was auch Dornauer mit aller Gewalt will: Sie regierten und waren rote Landeshauptmannstellvertreter. Ernst Fili, Hans Tanzer, Hannes Gschwentner, Herbert Prock und Gerhard Reheis. Letzterer war der letzte rote Vize-Regierungschef, bevor ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter die SPÖ 2013 „vor die Tür setzte“ und mit den Grünen regierte. Prock war per Video aus Buenos Aires zugeschaltet. Er war Ex-Kanzler Viktor Klima seinerzeit nach Südamerika zu VW gefolgt – Argentinien wurde ihm zur Heimat. Die Altvorderen verwiesen auf die Leistungen und die Errungenschaften der SPÖ in den Regierungen und auf die Schwierigkeiten mit der ÖVP in den jeweiligen Koalitionspartnerschaften.

Es folgte ein kurzes Video, in dem der hemdsärmelige Dornauer präsentiert wurde – als Bürgermeister von Sellrain, der für alle ein offenes Ohr hat. Vom virtuellen ging es dann zum echten Dornauer über, der schließlich die Bühne erklomm.