Andreas Treichl im Rahmen der Eröffnung des „Forum Alpbach“
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Kultur

Treichl zieht positive Alpbach-Bilanz

Der Präsident des Europäischen Forums Alpbach, Andreas Treichl, zieht eine positive Bilanz zur diesjährigen Konferenz, die am Freitag zu Ende geht. „Es ist uns vieles gelungen, wir sind am richtigen Weg in der Gestaltung“, sagte Treichl am Donnerstag zur APA.

Das Forum, das nach seiner hybriden Form im Vorjahr heuer rein analog über die Bühne gegangen ist, könnte laut seinem Präsidenten nächstes Jahr auch wieder mehr Online-Elemente beinhalten.

Jugend stärker eingebunden

„Wir haben ein paar Schwächen gesehen, an denen wir arbeiten müssen, aber insgesamt haben wir einen größeren Schritt in die richtige Richtung gemacht, als ich es mir erwartet hätte“, so Treichl unter Verweis auf die angestrebte stärkere Einbindung der Jugend. Das Besondere an Alpbach solle auch in Zukunft sein, „dass wir der Jugend, unseren Stipendiatinnen aus Europa und aus der ganzen Welt, die Möglichkeit geben, mit den besten Köpfen aus der Politik, der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Kunst zusammenzukommen, um sich über die echten und wirklichen und großen Probleme Europas eine Meinung bilden zu können“. Gleichzeitig hätten die Spezialisten und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst auch die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen.

Nächstes Jahr wieder mehr online möglich

Nach der hybriden Veranstaltung im Vorjahr habe man sich heuer bewusst für eine analoge Abhaltung des Forums entschieden, um beide einander gegenüberstellen zu können, „und wir werden nächstes Jahr versuchen, den richtigen Mix daraus zu machen“, sagte Treichl. Dabei seien auch wieder mehr Online-Elemente denkbar.

Congress Alpbach von oben
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Heuer war das Forum analog, im nächsten Jahr könnte es wieder einen höheren Online-Anteil geben

Auch müsse man die Verteilung der Teilnehmer auf die beiden Wochen „noch besser austarieren“, meinte Treichl. „Bei der Eröffnung war der Saal übervoll, und dann sind Leute fünf Minuten zu spät gekommen und haben nicht mehr rein können, und das sollte eigentlich nicht passieren, wenn man doch relativ viel Geld zahlt, um teilnehmen zu können.“ Das erzeuge natürlich Verärgerung.

Beschränkte Infrastruktur in Alpbach

Zur Teilnehmerzahl insgesamt, die sich auch heuer in einer Größenordnung von rund 4.000 Personen bewege, hielt Treichl fest, dass mehr angesichts der bestehenden Infrastruktur „schlicht und einfach“ auch nicht gehe. „Die Schönheit und die Atmosphäre und der Charme von Alpbach sind die großen Stärken, aber eine Konsequenz ist eben, dass wir nur eine beschränkte Infrastruktur haben.“

Internationaler Mix

Sehr zufrieden zeigte sich Treichl mit der Mischung der Nationalitäten unter den Stipendiaten. „Wir haben 20 Prozent Österreich, 60 Prozent Europa und 20 Prozent Übersee – immerhin 120 Stipendiatinnen aus Asien, Afrika und Amerika, die hier waren. Da hat es tolle Begegnungen in Diskussionen gegeben – wir haben nicht nur russische Stipendiatinnen mit ukrainischen hier gehabt, sondern auch interessante Konstellationen aus Asien.“ Auch bei den Vortragenden sei der Mix in Sachen Internationalität „perfekt“ gewesen. Bei den Gästen wünscht sich der Forums-Präsident aber noch „eine bessere europäische Mixtur“.

In Sachen Covid-Maßnahmen haben die Forums-Organisatoren aus Sicht Treichls den richtigen Weg eingeschlagen. „Corona ist nicht nur anders gehandhabt worden, Corona ist heuer auch anders, als es letztes Jahr war.“ Während man im Vorjahr „strenger als die staatlichen Vorschriften“ gewesen sei, habe man sich heuer „ganz strikt an die allgemeinen Vorschriften gehalten“. Bei den Fallzahlen bewege man sich „im österreichischen Durchschnitt“.

Pandemie wird auch 2023 noch Thema sein

Auch für nächstes Jahr sei damit zu rechnen, dass man die Pandemie bei der Planung des Forums mit einbeziehen müsse. „Leider müssen wir damit rechnen, dass es auch nächstes Jahr irgendeine Form von Corona geben wird. Ich glaube nicht, dass uns das so schnell verlassen wird.“ Oft müsse man dann „kurzfristig“ agieren. „Wir haben heuer auch im Juni nicht gewusst, wie die Situation Ende August sein wird. Man muss sich einen Spielraum lassen und die Ressourcen haben, auf alle Eventualitäten reagieren zu können.“

Alpbach soll kein Bankenforum werden

2023 wird die wirtschaftliche und technologische Entwicklung beim Forum eine Rolle spielen – ein Bankenforum, wie im Vorfeld seiner Amtsübernahme als Präsident von manchen spekuliert worden war, will der frühere Erste-Group-Chef aus Alpbach aber nicht machen: „Ich glaube, dass ich mir jetzt in den letzten zwei Jahren vielleicht ein bisschen die Glaubwürdigkeit erarbeitet habe, dass es mir nicht darum geht – und vielleicht dürfen wir jetzt dann im Jahr 2023 den Stellenwert der Wirtschaft, Innovation und Technologie etwas erhöhen, ohne einen Verdacht aufkommen zu lassen.“