Seit Mitte des 19. Jahrhunderts steht der Bauernhof Unterbürg unverändert an einer Ortseinfahrt von St. Johann in Tirol. Laut Denkmalamt ist es die letzte unverbaute Ortseinfahrt. Genau dorthin will die Gemeinde gemeinsam mit den Gemeinden Going und Reith ein neues, 7,5 Hektar großes Gewerbegebiet bauen. Der Bedarf sei groß, so St. Johanns Bürgermeister Stefan Seiwald. Es hätten sich mittlerweile über 150 Betriebe für das Gewerbegebiet angemeldet.
Denkmalamt: Visitenkarte für St. Johann
Beim Denkmalamt Tirol zeigt man Verständnis für das Problem der Gemeinden, keine geeigneten Flächen zu finden. Unterbürg gehöre aber dennoch als wertvolle Kulturlandschaft geschützt, so Walter Hauser, Leiter des Denkmalamts: „Es gibt Werte, die kann man in Zahlen kleiden und messen und es gibt Werte, die man dann messen kann, wenn sie nicht mehr da sind. St. Johann sollte das Bild am Ortseingang als Visitenkarte sehen und andere Flächen suchen.“
Bürgermeister: Keine Alternative
Alternativen gebe es laut Bürgermeister Seiwald aber keine. Ein Denkmalschutz sei fachlich jedenfalls gut argumentierbar, die ersten Schritte zur Unterschutzstellung wurden bereits gesetzt. Eine Ko-Existenz, wie vom Bürgermeister ins Spiel gebracht, führe laut Hauser am Problem vorbei: „So ein Hof braucht auch Raum und Luft. Sonst wird er in seiner Bedeutung stark zurückgedrängt und das kulturlandschaftliche Ensemble wäre nicht mehr existent.“
Das Thema beschäftigt auch die Bevölkerung in St. Johann. Viele Einwohnerinnen und Einwohner würden dem Denkmalamt diesbezüglich schreiben, so Hauser. Ebenso viele aber auch der Gemeinde wegen fehlender Weiterentwicklungsmöglichkeiten für Unternehmen, kontert Seiwald.
Entscheidung kann noch länger dauern
Der Tiroler Bodenfonds hat den Grund vor rund 1,5 Jahren gekauft, mit dem Ziel, dort ein Gewerbegebiet zu errichten. Der St. Johanner Gemeinderat hat sich letzten Dienstag einstimmig dafür ausgesprochen, einen Widmungsantrag ans Land zu stellen. Bis zu einer endgültigen Entscheidung – ob der Bauernhof abgerissen wird, ob er bestehen bleibt und das Gewerbegebiet drumherum gebaut wird oder ob der Bauernhof und die Fläche rundherum geschützt werden – können allerdings noch Monate vergehen.